Teufelsverehrung Teufelsverehrung: «In jeder Schule sitzt mindestens ein Hardcore-Satanist»

Stuttgart/Freiburg/dpa. - Grund dafür seien leichtere Kontakt- und Informationsmöglichkeiten über das Internet.In manchen Internetportalen wird ungezwungen über die «dunkleIdeologie» geredet. Listen bieten die Möglichkeit, Satanisten in dereigenen Umgebung ausfindig zu machen. Auch einschlägige Literatur istheutzutage problemlos über die Buchhandlung zu bekommen. IngolfChristiansen, Beauftragter für Weltanschauungsfragen in derevangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, schätzt die Zahl derjungen Satansanhänger bundesweit auf bis zu 60 000.
Sabine Riede von der Sekten-Info Essen berichtet, dass satanischeGesetze und Bücher den Jugendlichen häufig bekannt seien. DerSatanismus vertrete «ein sehr verachtendes Menschenbild», indem erdas Recht des Stärkeren verherrliche und soziale Verpflichtungenablehne. Riede ist dennoch gegen Verbote, etwa von Büchern. «Dasmacht es dann nur noch interessanter. Wichtiger ist es, dieJugendlichen besser aufzuklären, um das Geheimnisvolle zuentzaubern.»
Für den bekennenden Satanisten Lars sind die jungenTeufelsverehrer allerdings nur «Pseudo-Satanisten». Wahre Satanistenglaubten nicht an den Teufel und verehrten diesen nicht, sagt er.Satan sei nur ein Bild für Egoismus und das Fehlen moralischerNormen. Der 33-Jährige ist seit drei Jahren Mitglied der «Church ofSatan» (COS) und überzeugter Anhänger von Anton S. LaVey, der dieKirche vor 40 Jahren in San Francisco gegründet hat. Inzwischen gibtes auch in Deutschland einige hundert Mitglieder.
Die Nachwuchs-Satanisten treffen sich meist auf Friedhöfen, umdort «schwarze Messen» zu feiern - eine Ironisierung des katholischenGottesdienstes. Andere halten Rituale in dunklen Kellern ab. Der 20Jahre alte «Morpheus», wie sich der Satanist selbst bezeichnet, hatnach eigenen Angaben schon einmal an einem Verwünschungsritualteilgenommen, bei dem ein junger Mann verflucht worden sei. EinigeTage später sei dieser dann in einen Autounfall verwickelt worden,behauptet «Morpheus».
Nach Ansicht des Kirchen-Beauftragten Christiansen sind vor allem«Menschen mit Persönlichkeitsdefiziten» für Jugendsatanismusanfällig. «Die Jugendlichen sehen das als Möglichkeit, auf einfacheWeise an Macht zu kommen. Sie glauben, dass sie durch die magischePraxis eine Ich-Aufwertung erleben.» Die Teufelsanhänger scharten einpaar Gleichgesinnte um sich und agierten so als religiöse Führer.Meist müssten die Mitglieder auch ein Schweigegelübde ablegen.
Betroffene haben den Experten zufolge mit großen Problemen zukämpfen. «Da kann es zu Wahrnehmungsstörungen und zurRealitätsentfremdung kommen», erklärt Christiansen. Aussteiger habenoft auch psychische Probleme, wie der Psychologe Dieter Rohmannberichtet - er betreut Satanismus-Opfer. Oft litten die Betroffenenunter seelischen Störungen und berichteten davon, gefoltert worden zusein. Die meisten dieser Geschichten seien allerdings nicht wahr,schränkt der Psychologe ein. Aber: «Es gibt aber auch ernst zunehmende Fälle.» So sei eine Patientin über mehrere Jahre hinwegmisshandelt und vergewaltigt worden. Nach ihrem Ausstieg aus demSatanismus habe sie in eine andere Stadt ziehen müssen, da sie vonGruppenmitgliedern verfolgt und mit dem Tod bedroht wurde.
Nur wenige solcher Fälle sind bekannt, allerdings werden auchnicht alle Straftaten im Zusammenhang mit Satanismus systematischerfasst. «Eine flächendeckende Erhebung solcher Delikte gibt es beider Polizei bundesweit nicht», stellt Wolfgang Bauch vom BundDeutscher Kriminalbeamter fest. Er fordert daher, eine zentraleMeldestelle für entsprechende Straftaten einzurichten.