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Techno-Umzug durch Berlin Techno-Umzug durch Berlin: Love Parade bald ein hanseatisches Spektakel?

14.04.2004, 15:15
Noch im vergangenen Jahr wummerten die Bässe. Zwei Raverinnen tanzen während der Love Parade auf einem Wagen an der Siegessäule in Berlin. In diesem Jahr bleibt Berlin still. Die Verhandlungen mit dem Senat über eine Beteiligung an den Kosten des Raver-Umzugs sind bislang gescheitert. (Foto: dpa)
Noch im vergangenen Jahr wummerten die Bässe. Zwei Raverinnen tanzen während der Love Parade auf einem Wagen an der Siegessäule in Berlin. In diesem Jahr bleibt Berlin still. Die Verhandlungen mit dem Senat über eine Beteiligung an den Kosten des Raver-Umzugs sind bislang gescheitert. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Nach der Absage des Techno-Umzugs soll es noch einen letzten Rettungsversuch für das Musikspektakel geben. Die Veranstalter der weltweit größtenRaver-Party wollen sich an diesem Freitag doch noch einmal mit dem Senat an einen Tisch setzen und über die Zukunft des Umzugs beraten. Indes sucht der Geschäftsführer der Love Parade, Fabian Lenz, schon nach alternativen Veranstaltungsorten.

Dem «Hamburger Abendblatt» sagte er: «Wenn es auch imnächsten Jahr in Berlin nicht klappt, werden wir prüfen, ob wir in eine andere Stadt gehen. Hamburg als Metropole von Weltrang kommt dabei auf jeden Fall in Frage.»

«Hamburg ist eine tolerante Stadt,und wir haben keine Probleme damit, wenn junge Leute ausgelassenfeiern wollen», sagte der Jugendexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Klaus-Peter Hesse.

Um den Techno-Zug in der Hauptstadt zu retten, müsse der Senat den Organisatoren finanziell entgegenkommen, sagte die Sprecherin der Love Parade Berlin GmbH, Sünje von Ahn, am Mittwochabend. Der Senat hatte bereits zuvor betont, die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Nach 15 Jahren droht die Erfolgsgeschichte der Love Parade zu Endezu gehen. Drei Monate vor der für den 10. Juli geplanten Parade istdie Finanzierung nicht gesichert. Dabei sind sich die Love-Parade-Macher intern nicht einig. Planetcom-Geschäftsführer undMitveranstalter Ralf Regitz sagte, er habe sich von Anfang an für weitere Verhandlungen eingesetzt. Regitz warnte vor mangelndem Fingerspitzengefühl auf Seiten der Love Parade Berlin GmbH, die die Rechte an der Marke «Love Parade» besitzt. «Wenn die Love Parade dieses Jahr nicht stattfindet, dann hat die Parade keine Zukunft mehr.»

Die oppositionellen CDU und FDP in Berlin forderten den Senat dazu auf, die Love Parade zu retten. Die Grünen erklärten hingegen, es sei nicht Aufgabe des Senats, «Spaßveranstaltungen zu subventionieren». Nach Rekordjahren mit bis zu 1,5 Millionen Teilnehmern liefen derParade in den vergangenen Jahren immer mehr Raver weg. 2003 tanztennur noch 500 000 Technofans zu wummernden Rhythmen durch denTiergarten. Die Suche der Veranstalter nach Sponsoren wurde zuletztimmer schwieriger.

Seit 2001 findet die Love Parade nach einem Urteil desBundesverfassungsgerichts nicht mehr als politische Demonstration,sondern als kommerzielle Veranstaltung statt. Die Produktionskostenstiegen dadurch nach Veranstalterangaben von rund 300 000 Euro aufknapp 1,23 Millionen Euro.

Bis 2002 seien die Verluste noch aus eigenen Rücklagen gedecktworden, erklärten die Veranstalter. 2003 wurde das Budget dann durchdas Engagement der Messe Berlin noch einmal aufgebracht. «Wirbeteiligen uns nicht an Verlusten», sagte Messe-Sprecher MichaelHofer nun. Die Messe habe sich im vergangenen Jahr engagiert, um diePopkomm nach Berlin zu holen und die Echo-Verleihung in der Stadt zuhalten.

Die Love Parade war 1989 von dem Techno-DJ Dr. Motte, mitbürgerlichem Namen Matthias Roeingh, gegründet worden. Bei der erstenParade tanzten rund 150 Technofans auf dem Kurfürstendamm unter demMotto «Friede, Freude, Eierkuchen». 1999 brach die Love Parade mitmehr als 1,5 Millionen Teilnehmern alle bisherigen Rekorde. Seit 2000wird die Love Parade auch im Ausland gefeiert, unter anderem in Wien,Tel Aviv und Mexiko-Stadt. Zum ersten Mal soll es in diesem Jahr am25. September eine Love Parade in San Francisco geben.

Der Dortmunder Soziologieprofessor Ronald Hitzler sagte der dpa:«Eine endgültige Absage der Parade in Berlin würde mich sehrirritieren.» Für den Leiter der Mannheimer Pop-Akademie, Udo Dahmen,ist der Zug eine «Symbolveranstaltung für die gesamte Techno-Szene» -ein Aus wäre daher «sehr bedauerlich».