Kriminalität Täter nach Messerattacke in Frankreich in U-Haft
Die gute Nachricht nach der Messerattacke in Frankreich: Alle Opfer sind inzwischen außer Lebensgefahr. Zu seinem Motiv aber schweigt der 31 Jahre alte Täter weiter.
Annecy - Nach der erschütternden Messerattacke in Frankreich mit vier verletzten Kindern und zwei erwachsenen Opfern ist der Täter wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft gekommen. Zu seinem Motiv habe der 31 Jahre alte Mann im Polizeigewahrsam und vor dem Untersuchungsrichter geschwiegen, sagte Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Samstag in der Alpenstadt Annecy, wo es am Donnerstagmorgen zu der Bluttat gekommen war. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es weiterhin nicht. Der Mann sei psychiatrisch untersucht worden, es habe keine Hinweise auf Wahnvorstellungen gegeben. Alle Opfer seien außer Lebensgefahr.
Weiterhin deutet einiges auf psychische Probleme bei dem Täter hin, der sich im Gewahrsam unruhig verhielt und auf dem Boden wälzte. Offenbar weigerte der Mann sich am Samstagmorgen, den Weg zum Ermittlungsrichter anzutreten. Wie auf Fernsehbildern zu sehen war, mussten Beamte den Mann mit einem Krankenstuhl zum Polizeiauto tragen. Die Psychiater sahen ihn aber in der Lage, sich einer Befragung zu unterziehen und die Untersuchungshaft anzutreten. Hinweise auf Alkohol oder Drogen wurden bei einer medizinischen Untersuchung nicht gefunden.
Wie die Staatsanwältin sagte, habe der Mann nach Zeugenaussagen während der Tat von seiner Frau und seiner Tochter gesprochen sowie von Jesus Christus. Der Syrer habe ein Kreuz getragen, bei ihm seien zudem zwei christliche Bilder, Bargeld sowie ein Führerschein gefunden worden. Zuvor hatte es bereits geheißen, der Täter sei ein christlicher Syrer. Ebenfalls gefunden wurde bei ihm ein Klappmesser, die einzige Tatwaffe. Der Mann war nach der Tat auf einem Spielplatz im Park von Annecy von Umstehenden verfolgt und dann von der Polizei überwältigt worden.
Antrag auf Asyl in Frankreich abgelehnt
Während der Täter schweigt, konzentrieren sich die Fahnder in ihren Ermittlungen jetzt auf seinen Lebensweg und seine Lebensumstände. Wie die Staatsanwältin sagte, floh der Mann 2013 von Syrien nach Schweden, wo er Asyl erhielt und später heiratete. Er hat eine dreijährige Tochter, im vergangenen Jahr trennte er sich von seiner Frau. Im Mai 2022 sei er nach Italien und in die Schweiz gereist und im Herbst nach Frankreich gekommen, wo er Asyl beantragte. Dieses wurde abgelehnt, weil Schweden ihn schon anerkannt hatte. Den abweisenden Bescheid erhielt er vier Tage vor der Tat. In Annecy habe er als Obdachloser in Hauseingängen gelebt, der Polizei lag den Ermittlungen zufolge nichts gegen ihn vor.
Während in Annecy die Menschen angesichts der schockierenden Tat weiter innehalten und Blumen ablegen, geht für sie das quälende Fragen nach dem Warum weiter. Die knappen, sachlichen Worte der Staatsanwältin zu den Verletzungen der kleinen Kinder im Alter zwischen 22 Monaten und drei Jahren ließen den Horror des Angriffs nur erahnen. Der Täter rammte sein Messer demnach den Kleinen in Hals und Bauch. Die unmittelbaren Zeugen, die Eltern, ständen unter einem schweren Schock und seien ebenfalls Opfer, betonte Bonnet-Mathis.