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Tansania Tansania: Freispruch im Mordprozess gegen Kerstin Cameron

11.05.2001, 12:37

Nairobi/Arusha/dpa. - Unter Freudentränen fielen sich Kerstin Cameron, ihr Vater undihre beiden älteren Kinder vor der Anklagebank in die Arme. Die 14-jährige Mirella und ihr elfjähriger Bruder Lorne wichen ihrer Mutternicht von der Seite - als fürchteten sie, der große Pritschenwagen,mit dem sie noch am morgen gebracht worden war, könnte sie wiederzurück in das Gefängnis entführen. Doch dorthin will dieFreigesprochene noch nicht einmal mehr, um ihre Sachen zu holen. «Ichverschenke sie an die, die dort zurückbleiben müssen», sagt sie.

Nicht einen Fuß werde sie in das stinkende, düstereFrauengefängnis setzen, in dem sie über ein Jahr unterTrennungsschmerz und Todesangst in einer 1,20 mal 2,40 engen Zellegelitten hat. Im Falle eines Schuldspruchs hätte Kerstin Cameron nachtansanischem Gesetz der Galgen gedroht.

«Weg, nur noch weg», will sie. Noch am selben Tag plante KerstinCameron, mit ihren älteren Kindern und ihrem Vater Tansania über dienahe gelegene Grenze nach Kenia zu verlassen, wo die 40-Jährigebereits Jahre ihres Lebens verbracht hat. Von dort will sie nächsteWoche in das nordrhein-westfälische Burbach weiterfliegen, wo ihrebeiden kleinen Kinder, vier und sieben Jahre alt, seit ihrerVerhaftung im Haus der Großeltern warten. Ganze zwei Stunden hat siesie im vergangenen Jahr gesehen.

Im vergangenen Mai war Kerstin Cameron überraschend verhaftetwurden, nachdem der Todesfall Cliff Cameron in Arusha längst alsabgeschlossen gegolten hatte. Der aus Neuseeland stammende zweiteEhemann der in Afrika aufgewachsenen Deutschen starb am 4. Juli 1998durch einen Kopfschuss. Obwohl mehrere Polizeibefunde eindeutig fürSelbstmord sprachen, wurde Kerstin Cameron zum Verhängnis, dass siedabei war, als der Schuss in ihrem Schlafzimmer fiel. Auf Drängen vonCamerons Familie nahm der Staatsanwalt die Verfolgung wieder auf.

Nun, sagt die gezeichnete Frau ruhig, ziehe sie außer ihren großenKindern nichts mehr nach Tansania zurück. Die einst florierendeFluggesellschaft, die sie gemeinsam mit Cameron gegründet hatte, istBankrott. Ihre Galerie ist seit dem Tag ihrer Verhaftung geschlossen.Und die Abwicklung ihrer Farm übernimmt der fast 70-jährige Vater,Gerald Lösser, der ein Vermögen für die Unterstützung seiner Tochteraufgewendet hat.

Sie schloss einen Exklusivvertrag mit einer deutschenIllustrierten ab. Doch abgesehen vom «Geldverdienen» hat sich KerstinCameron für die Zukunft etwas anderes vorgenommen: «Ich werde michfür die vielen Frauen einsetzen, die unter erbärmlichsten Bedingungenunschuldig in afrikanischen Gefängnissen leiden.»