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"Tag des Lehrers" "Tag des Lehrers": Schüler ehrten Lehrer in der DDR am 12. Juni

Von Jan Berger 12.06.2017, 06:21

Halle (Saale) - In der DDR war es eine Tradition, seit der Wiedervereinigung wird der Tag in Deutschland nicht mehr besonders gewürdigt: Am 12. Juni wurde bis 1989 der Tag des Lehrers gefeiert. Schüler brachten an dem Tag kleine Geschenke für ihre Lehrer mit, von Blumen bis Pralinen war alles dabei.

Noch am 13. Juni 1989 berichtete die „Freiheit“ mit Foto auf der Titelseite über „Hohe Wertschätzung für die Arbeit der Pädagogen der DDR“. In dem Text geht es allerdings nicht um die kleinen Präsente der Schüler. „Erich Honecker überreichte hohe staatliche Auszeichnungen“, macht die Unterzeile klar. Nicht nur die Titelseite widmete sich dem Thema, es gab auch im Innenteil der Zeitung weitere Berichte.

Ein Jahr davor, am 9. Juni 1988, wurde vor dem Tag des Lehrers über Marlies Schröter aus Wolfen berichtet. Sie arbeitete an der Berufsschule „Rudi Arndt“ des Fotochemischen Kombinats und unterrichtete dort Lehrlinge im Labor. „Ich möchte keinen anderen Beruf haben als diesen, denn ich brauche eine Arbeit, die mich täglich neu fordert, in der hohe Anforderungen gestellten, einen Beruf, in dem man Verantwortung hat“. Eine Beschreibung des Lehrer-Berufs, die sicher auch heute noch Gültigkeit hat. Auch das Motto von Marlies Schröter hat seit einigen Jahren wieder an Popularität gewonnen: „Fördern durch Fordern“.

Tag des Lehrers in der DDR: Schüler berichten über ihre Lieblingslehrer

Wie tief die Tradition des Ehrentags für Lehrer verwurzelt war, zeigt ein Blick in die „Freiheit“ vom 11. Juni 1955. Schon damals wurde in der Zeitzer-Ausgabe der Brief des Grundschülers Klaus Richter aus Nißma veröffentlicht. Vermutlich hat er ihn nicht alleine geschrieben, denn die Ausdrucksweise ist ziemlich erwachsen.

Die Bewunderung für seine Lehrer wird an einer Episode deutlich. „Als ich auf Grund einer Krankheit nicht von Nißma nach Spora zur Schule gehen konnte, nahm mich unser Schulleiter bei uns auf. Dadurch wurde ein langer Unterrichtsausfall für mich vermieden und ich behielt Anschluss an den Unterricht“. Er beendet seinen Brief mit einem guten Vorsatz: „Die Bemühungen meiner Lehrer werde ich durch weiteren Fleiß in Schule und Beruf rechtfertigen.

Ein Schüler kam auch 1970 in der „Freiheit“ zu Wort. Klaus Schmidt aus Bernburg dankt in einem Brief seinem Werklehrer Bernhard Schreiber. Der habe als Leiter der Arbeitsgemeinschaften Junge Techniker und Junge Sanitäter „große Taten vollbracht“. „Viel seiner Freizeit opfert er für uns“, berichtet der Schüler.

Und er sagt: „Durch seine Überzeugungskraft und Ausdauer, die er auf uns ausstrahlt, können wir in unserer Gemeinschaft auf gute Zusammenarbeit zurückblicken.“ Übrigens gibt es auch heute noch einen Tag, an dem Pädagogen weltweit beglückwünscht werden können: Die Unesco hat 1994 den fünften Oktober zum Internationaler Tag des Lehrers gemacht.

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner gegen verordnete Ehrungen

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) äußerte sich zu dem Thema wie folgt: „Die Wertschätzung für die engagierte Arbeit der Lehrer hat viele Formen. Sie wird vor allem – und darauf kommt es an -  vor Ort gelebt, sei es durch Initiativen von Schülern oder Elterngruppen. Angeordnete Ehrungen, wie man sie aus DDR-Zeiten kennt, werden diesem wichtigen Anliegen aus meiner Sicht nicht gerecht. Gute Schulen leben davon, dass sich Schüler, Lehrer und Eltern als Partner begreifen und sich gegenseitig unterstützen und achten. Seitens der Verwaltung muss das Ziel weiterhin sein, die Rahmenbedingungen so setzen, dass sich Lehrer auf die Vermittlung guter Bildung konzentrieren können. Mit der Überprüfung von Berichtspflichten und dem Abbau von unnötiger Bürokratie werden derzeit erste Schritte unternommen.“

(mz)