Hannover Studie „Völkerschauen“: Zoo arbeitet Kolonialgeschichte auf
Bis 1932 wurden im Zoo Hannover nicht nur Tiere ausgestellt, sondern auch Menschen - vor allem aus Kolonialgebieten. Diese „Völkerschauen“ transportierten rassistische Stereotype.
Hannover - Der Zoo Hannover hat die Zeit der sogenannten Völkerschauen in einer historischen Studie untersuchen lassen. Zwischen 1878 und 1932 wurden in dem Tierpark auch Menschen - vorrangig aus Kolonialgebieten - präsentiert. „Um die Zukunft zu gestalten, müssen wir aus der Geschichte lernen“, sagte Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff am Mittwoch. „Wir empfanden die bisherige Behandlung des Themas in den Zoopublikationen als unzureichend und haben daher Wissenschaftler gebeten, diese Lücke zu schließen.“ Der Forschungsbericht steht auf der Internetseite des Zoos.
Den Historikern zufolge handelt es sich um die erste ausführliche Untersuchung zu diesem Thema in Hannover. Sie identifizierten etwa solcher 550 Zurschaustellungen im deutschen Sprachgebiet zwischen 1874 und den 1950ern. 14 von diesen fanden demnach mit Sicherheit auf dem Gelände des Zoos Hannover statt, mindestens 37 an 15 anderen Orten in Hannover.
Die „Völkerschauen“ transportierten Forschern zufolge rassistische Stereotype. Das System habe auf zuvor festgelegten Kategorien beruht, analysierten die Autoren der Studie. Die Ausgestellten seien in dieser Logik als „minder-zivilisiert“ eingestuft und damit als „minderwertig“ herabgewürdigt worden.
Besonders viele „Völkerschauen“ gab es im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Ende 2021 hatte der frühere französische Fußball-Nationalspieler Christian Karembeu vom Tierpark Hagenbeck Aufklärung über dieses Kapitel gefordert. Sein Urgroßvater sei mit falschen Versprechungen nach Frankreich gelockt und an Hagenbeck weitergereicht worden, sagte Karembeu 2021 dem NDR-Magazin „Panorama“. Dort habe er sich als „wilder Kannibale“ zeigen sollen, habe knurren und mit den Zähnen fletschen sollen.