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Wohnmisere Studie: Mehr Wohnungseigentümer in Sachsen-Anhalt als zuvor

Die unaufhaltsam steigenden Mieten werden in den Städten zum Armutsfaktor, vor allem für viele Rentner. Eine höhere Wohneigentumsquote könnte Altersarmut vorbeugen, argumentiert eine neue Studie.

Von dpa 13.01.2025, 14:37
Die Zahl der Wohnungseigentümer in Sachsen-Anhalt ist leicht gestiegen.
Die Zahl der Wohnungseigentümer in Sachsen-Anhalt ist leicht gestiegen. Stephan Schulz/ZB/dpa

München/Magdeburg - Der Anteil der Wohnungseigentümer ist in Sachsen-Anhalt einer neuen Studie zufolge entgegen dem bundesweiten Trend leicht angestiegen - bleibt aber dennoch weiter auf niedrigem Niveau. Zwischen 2011 und 2022 erhöhte sich die Zahl der Eigentümer um 626, wie eine aktuelle Auswertung des Pestel Instituts im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel zeigt. Insgesamt wurden im Jahr 2022 484.626 Eigentümerhaushalte gezählt.

Im Jahr 2022 zählte Sachsen-Anhalt 484.626 Eigentümerhaushalte und lag damit deutlich hinter Nordrhein-Westfalen, dem Spitzenreiter mit mehr als 3,5 Millionen Eigentümerhaushalten im selben Jahr. Eigentümerhaushalte machen in Sachsen-Anhalt 42,4 Prozent der gesamten Haushalte aus. Innerhalb Deutschlands gibt es laut Pestel-Institut immense Unterschiede: An der Spitze liegt das Saarland mit 58,6 Prozent Eigentümerquote vor Rheinland-Pfalz (53,5 Prozent). Berlin belegt mit 15,8 Prozent den letzten Platz noch hinter Hamburg (21,2). 

Städte und ländliche Regionen: Halle Schlusslicht

Auch ein regionaler Vergleich zeigt deutliche Unterschiede: Sachsen-Anhalt rangiert dabei im Mittelfeld. In der Region bildet Halle mit einer Eigentumsquote von lediglich 16 Prozent das Schlusslicht. Bundesweit schneidet lediglich Leipzig mit gut 13 Prozent noch schlechter ab. An der Spitze steht mit über 72 Prozent der an Frankreich angrenzende Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz. 

Generell ist die Wohneigentumsquote in den Städten bundesweit mit 25 Prozent weniger als halb so hoch wie in ländlichen Regionen: Der durchschnittliche Eigentümeranteil in den Landkreisen liegt laut Pestel-Institut bei 52,2 Prozent. Das spiegelt sich auch in Sachsen-Anhalt wider: Im Vergleich zum Schlusslicht Halle liegt die Eigentümerquote im Landkreis Börde etwa bei 57,6 Prozent. 

Mieter bleiben die Mehrheit 

Die Zahl der Mieterinnen und Mieter in Sachsen-Anhalt ging im Untersuchungszeitraum zurück, bleibt jedoch weiterhin die vorherrschende Wohnform. Während im Jahr 2011 noch 680.666 Miethaushalte registriert wurden, sank die Zahl bis 2022 auf 658.100 – ein Rückgang von rund 3,3 Prozent.

Vorwurf an den Bund: Chance auf Wohneigentum „gleich null“

Im Vergleich unter 19 europäischen Ländern liegt Deutschland der Studie zufolge auf dem vorletzten Platz - im Verhältnis noch weniger Wohnungseigentümer gibt es demnach nur in der Schweiz. Chef-Ökonom Matthias Günther machte „politisches Versagen“ für die Trendwende verantwortlich: „Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null.“ Auftraggeber der auf der Münchner Messe „Bau“ veröffentlichten Studie war der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). 

Österreich besser als Deutschland

Auf dem ersten Platz der 19 europäischen Länder liegt die Slowakei, dort leben laut Studie gut 90 Prozent der Haushalte im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Was die deutschsprachigen Länder betrifft, schneidet Österreich am besten ab: Dort liegt die Wohneigentumsquote zumindest deutlich über der Hälfte. 

Mietanstieg trägt zur Altersarmut bei

Die Autoren kritisieren die Entwicklung scharf; nicht zuletzt, weil die stetig steigenden Mieten in den Städten zur Altersarmut beitragen.„Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur K.O.-Miete“, sagte Studienleiter Matthias Günther mit Blick auf ältere Mieter, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und deswegen umziehen müssen.

In einer Modellrechnung vergleicht das Institut zwei Haushalte mit identischem Durchschnittseinkommen aus je einer Vollzeit- und einer Halbtagsstelle und identischer 100-Quadratmeter-Wohnung. Beim Erreichen des Rentenalters würden demnach einem Eigentümerhaushalt nach Abzug aller Kosten 2200 Euro netto zum Leben verbleiben, einem Mieterhaushalt nur 1450 Euro. „Die Miete zwingt die Menschen dazu, im Alter den Gürtel erheblich enger zu schnallen“, sagte Günther dazu.

Forderung: Bund soll Eigentumserwerb fördern

Der Baustoff-Bundesverband als Auftraggeber forderte ebenso wie das Pestel-Institut eine verlässliche Förderung des Bundes für den Erwerb der eigenen Wohnimmobilie. „Das Bundesbauministerium hat bislang zielsicher am Wohnungsmarkt und damit am Leben der Menschen vorbei gefördert“, kritisierte BDB-Präsidentin Katharina Metzger. 

Die deutschen Daten des Pestel-Instituts stammen aus dem Mikrozensus 2022. Die Erhebungen von Immobilienverbänden, Banken und Kreditvermittlern deuten darauf, dass sich die Lage sowohl für Mieterinnen und Mieter als auch für Kaufinteressenten für in den vergangenen zwei Jahren verschärft und nicht verbessert hat.