Soziales Studie: Bremen Spitzenreiter bei „Wohnarmut“
Wer hohe Mieten zahlt, lebt oft ärmer, als die offizielle Statistik erkennen lässt. Das zeigt eine neue Auswertung und beschreibt, welche Menschen davon häufig betroffen sind.
Berlin - Die sogenannte Wohnarmut ist im Bundesland Bremen laut einer Studie des Paritätischen Gesamtverbands am größten. Dabei wird auf das verfügbare Einkommen nach Abzug von unter anderem Miete, Nebenkosten und Kreditzinsen geschaut. In Bremen seien 29,3 Prozent der Menschen von „Wohnarmut“ betroffen, berichtet der Verband, dessen Forschungsstelle für die Untersuchung Daten des Statistischen Bundesamts auswertete.
Niedersachsen liegt nach der Berechnung im Mittelfeld. Dort sind den Angaben nach 21,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger von „Wohnarmut“ betroffen. Das entspricht im Ranking der Bundesländer Platz sieben. Üblicherweise werden bei der Armutsstatistik die Wohnkosten nicht berücksichtigt. Demnach liegt die Armutsquote in Bremen bei 21,5 Prozent (2. Platz) und in Niedersachsen bei 14,8 Prozent (9. Platz).
Der Verband kritisiert daher, dass das wirkliche Armutsausmaß in Deutschland übersehen werde. Tatsächlich hätten mehr als 17,5 Millionen Menschen und damit mehr als ein Fünftel der Bevölkerung ein verfügbares Einkommen im Armutsbereich. Die Zahl der armen Menschen sei um 5,4 Millionen Menschen höher als bislang angenommen - viele von ihnen seien Singles, Studierende sowie Ältere über 65 Jahre.
Wie Armut definiert wird
Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das Einkommen, bei dem genau die Hälfte der Bevölkerung ein höheres und die andere Hälfte ein niedrigeres Einkommen hat.
Viele Haushalte würden bundesweit laut der Studie mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Wohnkosten ausgeben, manche sogar mehr als die Hälfte. „Über den Lebensstandard entscheidet nicht mehr nur die Höhe des Einkommens, immer wichtiger werden die Fragen, wie viel Geld eine Person fürs Wohnen ausgeben muss und wie viel Geld darüber hinaus noch übrigbleibt“, heißt es in der Studie.