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Straßenverkehr Straßenverkehr: Achteckige ASU-Plakette wird seit 20 Jahren vergeben

Von Heiko Haupt 29.03.2005, 07:35

München/Stuttgart/dpa. - Die Plätze sind verteilt: Auf demhinteren Autokennzeichen prangt die runde Plakette mit dem Hinweis,wann die nächste Hauptuntersuchung ansteht. Vorne schiebt der Wagendagegen ein Kennzeichen mit achteckiger Plakette vor sich her - unddie besagt, wann die Prüfer mal wieder sehen wollen, was an Abgasenden Auspuff verlässt. Während die runde Plakette seit den fünfzigerJahren an Bord ist, hat die Abgasuntersuchung eine vergleichsweisekurze Karriere hinter sich: Sie wird jetzt 20 Jahre alt, hat schonÄnderungen erfahren - und in den kommenden Jahren stehen weitere an.

Der 1. April 1985 war laut dem TÜV Süddeutschland in München dasDatum, an dem sich die Prüfer erstmals genauer um die Schadstoffe kümmerten. Damals hieß die Prüfung noch Abgassonderuntersuchung (ASU) und galt zunächst nur für Fahrzeuge mit Benzinmotor, die ohne Katalysator unterwegs waren. «Man hatte damals erkannt, dass Autos maßgeblich zur Schadstoffbelastung beitragen», erinnert sich Hans Peter Neppel, Regionalleiter Oberbayern des TÜV Süddeutschland. Hinzu kam das Wissen, dass unerkannte Technikmängel den Spritverbrauch unddamit auch die Schadstoffbelastungen in die Höhe treiben konnten.

Bei Diesel-Fahrzeugen und Autos mit Katalysator gab es zunächstkeine Kontrolle. Die Prüfung selbst bezog sich außerdem nur auf das Kohlenmonoxid. Und so löblich die neue Untersuchung in Hinblick auf die Reinheit der Abgase auch war: Was tatsächlich den Autos entwich, entsprach in den Anfangsjahren nicht immer dem, was bei der Prüfung bescheinigt wurde. Der Dekra-Sachverständige Manfred Brinkwirth aus Bremen erinnert sich noch an eine damals nicht unübliche Praxis in den Autowerkstätten: «Erst wurde der Wagen so eingestellt, dass erdie vorgeschriebenen Werte einhielt. Danach hat man ihn dann wieder so eingestellt, dass er richtig lief.»

Spätestens am 1. Dezember 1993 war es damit aber vorbei. Zu diesem Datum wurde die Schadstoffprüfung gründlich überarbeitet. Laut dem TÜV Süddeutschland müssen seitdem auch Autos mit Dieselmotoren zur Untersuchung. Gleiche gilt für Katalysator-Fahrzeuge. Außerdem wurde die Palette der beachteten Schadstoffwerte erweitert. Neben Kohlenmonoxid gerieten nun unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Stickoxide ins Visier der Prüfer. Bei den Dieselmotoren ging esfortan vor allem um die Rußpartikel. Und weil Neues auch einen neuenNamen bekommen sollte, wurde aus der ASU die Abgasuntersuchung (AU).

Zum 1. April 2002 wurde die Sache erneut erweitert, indemSonderregeln für Fahrzeuge mit On-Board-Diagnose (OBD) eingeführtwurden. Dieses System zur Selbstkontrolle ist bei Neufahrzeugen mitBenzinmotor seit 2001 Pflicht. Die Prüfung selbst hat mittlerweilekaum mehr etwas mit den Ursprüngen zu tun. «Das einzige, was nochidentisch ist, ist die Tatsache, dass hinten die Abgase gemessenwerden», sagt Manfred Brinkwirth. Denn im Grunde tauscht sich heutedie Mess-Elektronik mit dem elektronischen Innenleben des Autos aus.

«Bei Fahrzeugen mit On-Board-Diagnose gehört auch das Auslesen desFehlerspeichers dieses Systems zum Prüfumfang», erläutert Alf Menzel,stellvertretender Technischer Leiter der Gesellschaft für TechnischeÜberwachung (GTÜ) in Stuttgart. In diesem Speicher ist abgelegt, wasdie Technik in der Vergangenheit so alles an Problemen zu bewältigenhatte - vom Zündaussetzer bis zum kompletten Umschalten des Motorsauf das Notprogramm. Bei der AU muss der Speicher leer sein, sonststeht ein Werkstattbesuch auf dem Programm.

Kontrolliert wird laut Menzel bei der AU aber noch mehr: «Unteranderem gibt es eine Prüfung von Einstellungen und auch eineSichtprüfung.» Dabei wird unter anderem nachgeschaut, ob in denTankstutzen wirklich nur die Zapfpistole für bleifreien Kraftstoffpasst oder ob der Katalysator sichtbare Schäden aufweist. Denn dasKatalysator-Innenleben besteht meist aus Keramik und kann beschädigtwerden - zum Beispiel wenn der Wagen mit dem Abgasreiniger aufsetzt.

Während die technische Seite der Abgasuntersuchung also schon weitfortgeschritten ist, sehen die Verantwortlichen an anderer Stellenoch Handlungsbedarf - daher sind schon im Jahr 2006 Änderungen zuerwarten. Dann soll die AU an die Hauptuntersuchung angepasst werden.«Bis jetzt kann ich im Prinzip im März zur Abgasuntersuchung und imAugust zur Hauptuntersuchung fahren», beschreibt Hans Peter Neppeldie Situation. Künftig erfolgen beide Prüfungen an einem Termin.

Im Jahr 2010 heißt es vermutlich Abschied nehmen von derachteckigen AU-Plakette. «Dann werden AU und HU zusammengefasst, eswird nur noch eine Plakette geben», erklärt Alf Menzel. DieZusammenfassung soll laut Menzel schon von 2006 an für die dann neuzugelassene Fahrzeuge mit OBD gelten. Jedoch bekommen die zunächstnoch beide Plaketten: Unter anderem damit bei Verkehrskontrollendurch die nicht vorhandene AU-Plakette keine Verwirrung entsteht.