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Gleichstellung Straßen in Berlin sind viel seltener nach Frauen benannt

Ob Rudi Dutschke oder Bismarck: In vielen Straßen Berlins weisen Männernamen den Weg. Karl Marx hat es gleich mehrmals geschafft. Und wo sind die Frauen?

Von dpa Aktualisiert: 07.03.2025, 12:34
Umbenennungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Umbenennungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Hannes P. Albert/dpa

Berlin - Straßen in Berlin sind deutlich seltener nach einer Frau als nach einem Mann benannt. Der Anteil der Straßen mit Frauennamen liegt in den meisten Bezirken im niedrigen einstelligen Bereich und variiert zwischen rund 3 und 13 Prozent, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur vor dem internationalen Frauentag ergeben hat. Die Bezirke Spandau und Reinickendorf machten zunächst keine Angaben zur aktuellen Verteilung der Anteile.

Der Anteil der Männernamen ist fast überall zweistellig. Teilweise ist sogar fast die Hälfte aller öffentlichen Plätze und Straßen nach einem Mann benannt.

Ein paar Beispiele: 

  • In Mitte ist der Anteil der Straßen mit Frauennamen der Umfrage zufolge am höchsten und liegt bei rund 12,5 Prozent. Es sind etwa 100. Männernamen machen einen Anteil von rund 32 Prozent aus.
  • Pankow ist auf diesem Gebiet der Bezirk mit der niedrigsten Frauenquote: Von den 1.304 Straßen tragen nur 30 den Namen einer Frau - also 2,3 Prozent. Allerdings sind auch die Männer vergleichsweise selten vertreten: Nur 89 Straßen tragen Männernamen - ein Anteil von knapp 7 Prozent.
  • Die höchste Männerquote hat Friedrichshain-Kreuzberg. 47 Prozent der Straßen sind nach Männern benannt, 7 Prozent nach Frauen. Auch Wege, Grünanlagen und Parks zählen dazu.

Friedrichshain-Kreuzberg will nur noch Frauennamen vergeben

In Friedrichshain-Kreuzberg ist man sich der ungleichen Verteilung bewusst. Die Bezirksverordnetenversammlung habe 2005 beschlossen, bei der künftigen Benennung von Straßen, Wegen, Brücken und ähnlichem ausschließlich Frauen als Namensgeberinnen zu ehren, bis mindestens 50 Prozent aller nach Personen benannten Straßen nach Frauen benannt sind, teilte eine Sprecherin mit. 

Ein Beispiel: Ein Teil der Manteuffelstraße in Kreuzberg heißt seit vergangenem Jahr Audre-Lorde-Straße. Lorde (1934-1992) war eine afroamerikanische Dichterin und Bürgerrechtlerin, die sich oft in dem Stadtteil aufhielt. 

Freia Eisner und Betty Katz

Auch andere Bezirke wollen künftig häufiger Frauen ehren. In Tempelhof-Schönberg sei etwa im Oktober 2024 die Freia-Eisner-Straße eingeweiht worden, sagte ein Sprecher. Eisner (1907-1989) war in der Frauen- und Friedensbewegung aktiv und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. 

In Steglitz-Zehlendorf soll es bald eine Betty-Katz-Straße geben. Geehrt wird damit die einstige Direktorin im Jüdischen Blindenheim Wrangelstraße. Katz, geboren 1872 in Posen, wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. 

Umbenennung nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich

Auch laut dem Berliner Straßengesetz sollen Frauen bei der Straßenbenennung verstärkt berücksichtigt werden. Mehrere Bezirke teilten mit, dass Umbenennungen derzeit geprüft würden oder bereits in Planung seien. 

Eine Umbenennung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Sie kommt etwa dann infrage, wenn es Straßennamen in Berlin doppelt gibt oder wenn der bisherige Name rassistische, antisemitische, koloniale oder antidemokratische Bezüge hat. Der große Anteil an Männernamen sei historisch bedingt, sagte ein Sprecher vom Bezirksamt Mitte. Nur selten würden neue Straßen angelegt, die neu benannt werden könnten.

Grüne wollen Jahn-Denkmal aus Hasenheide weg haben 

Nicht mehr zeitgemäß ist aus Sicht der Berliner Grünen das Denkmal für den sogenannten Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide in Neukölln. Die Grünen-Politikerinnen Kathy Herrmann Aguero, Susanna Kahlefeld, Bahar Haghanipour und Bezirksstadträtin Janine Wolter von der SPD stellten daher am Freitag ein großes Plakat mit einem Bild von Rosl Persson vor dem Denkmal auf. Persson (1908 bis 2010) wurde im Neuköllner Stadtteil Rixdorf geboren und gilt als Pionierin des Sports für Frauen. Sie war jahrzehntelang aktive Sportlerin, Akrobatin, Gymnastiklehrerin und Alpinistin. 

Friedrich Ludwig Jahn habe eine nationalistische, antisemitische und antifeministische Haltung, die oft verschwiegen werde, kritisierten die Politikerinnen. Sie schlagen vor, stattdessen an Persson zu erinnern