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Tod eines Zeitzeugen Stiftung: Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein ist tot

Walter Frankenstein überlebte als Jude den Nazi-Terror - nun ist er im Alter von 100 Jahren gestorben. Nicht nur der Regierende Bürgermeister würdigt seine Verdienste.

Von dpa 22.04.2025, 17:43
Der Holocaust-Überlebende Walter Frankenstein ist im Alter von 100 Jahren gestorben. (Archivfoto)
Der Holocaust-Überlebende Walter Frankenstein ist im Alter von 100 Jahren gestorben. (Archivfoto) Arne Immanuel Bänsch/dpa

Berlin - Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat den Holocaust-Überlebenden Walter Frankenstein als wichtigen Zeitzeugen gewürdigt, der aus eigenem Erleben von der Verfolgung von Jüdinnen und Juden und der Schoa berichtet habe. „Immer wieder sprach er mit jungen Menschen über sein Schicksal und den Holocaust, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen“, sagte Wegner über den Verstorbenen.

„Einmal mehr ist es nun an uns, sein Vermächtnis zu wahren und für Demokratie, Freiheit und Frieden einzustehen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden. Berlin bewahrt Walter Frankenstein ein ehrendes Angedenken.“

Frankenstein starb im Alter von 100 Jahren

Frankenstein starb gestern im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden, wie die Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unter Berufung auf seine Angehörigen mitteilte.

Er war Träger des Verdienstordens des Landes Berlin sowie des Bundesverdienstkreuzes. In den vergangenen Jahren berichtete Frankenstein laut Stiftung in Schulen, bei Zeitzeugengesprächen und Gedenkveranstaltungen vom eigenen Schicksal, um ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen. 

Er setzte sich auch für einen würdigen Gedenkort für die im Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Zöglinge und Betreuer des Auerbach’schen Waisenhauses in Berlin-Prenzlauer Berg ein. „Obwohl er und seine Familie in unserer Stadt so viel Leid erlebt haben, war Walter Frankenstein mit Berlin stets eng verbunden“, sagte Wegner. 

Frankenstein, geboren am 30. Juni 1924 im westpreußischen Flatow, kam 1936 nach Berlin und lebte zunächst in diesem Waisenhaus, das bis zu seiner gewaltsamen Auflösung als Zufluchtsort für jüdische Kinder und Jugendliche galt. 

Nach der Hochzeit mit Leonie Rosner 1942 und der Geburt seines ersten Sohnes tauchte die Familie in Berlin unter. 1944 wurde im Versteck der zweite Sohn geboren. 1946/47 sei die Familie nach Palästina ausgewandert und 1956 dann nach Schweden gezogen, so die Stiftung.

Hertha BSC würdigt ihn als „inspirierenden Fan“

Jahrzehntelang war er Fan des Fußballvereins Hertha BSC. Er war blau-weißes Ehrenmitglied mit der Nummer 1924 und wohnte 2018 erstmals nach langer Zeit wieder einem Spiel seines Clubs bei. Der Verein würdigte ihn auf Instagram als einen seiner „ältesten und inspirierendsten Fans“. 

„Wir verneigen uns vor einem außergewöhnlichen Menschen und einem großen Herthaner. Unsere Gedanken sind bei der Familie, bei Freunden und Weggefährten von Walter Frankenstein. Ruhe in Frieden, lieber Walter – wir werden dir ein ehrendes Andenken bewahren“, so der Verein weiter. „Wir haben noch eine Videobotschaft von Walter Frankenstein aus dem Juni 2024 an alle Herthanerinnen und Herthaner, als wir ihn anlässlich seines 100. Geburtstages besucht haben.“