Zeitzeuge Stiftung: Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein ist tot
Walter Frankenstein überlebte als Jude den Nazi-Terror - untergetaucht in Berlin. Später erhob er seine Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus. Nun ist er im Alter von 100 Jahren gestorben.

Berlin - Der Holocaust-Überlebende und Zeitzeuge Walter Frankenstein ist tot. Er starb gestern im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden, wie die Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unter Berufung auf seine Angehörigen mitteilte. Die Stiftung sei Frankenstein seit mehr als 15 Jahren in Freundschaft verbunden gewesen und werde sein Andenken bewahren, hieß es.
In den vergangenen Jahren berichtete Frankenstein laut Stiftung in Schulen, bei Zeitzeugengesprächen und Gedenkveranstaltungen vom eigenen Schicksal, um ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen. Er setzte sich auch für einen würdigen Gedenkort für die im Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Zöglinge und Betreuer des Auerbach’schen Waisenhauses in Berlin-Prenzlauer Berg ein.
Frankenstein, geboren am 30. Juni 1924 im westpreußischen Flatow, kam 1936 nach Berlin und lebte zunächst in diesem Waisenhaus, das bis zu seiner gewaltsamen Auflösung als Zufluchtsort für jüdische Kinder und Jugendliche galt. Nach der Hochzeit mit Leonie Rosner 1942 und der Geburt seines ersten Sohnes tauchte die Familie in Berlin unter. 1944 wurde im Versteck der zweite Sohn geboren. 1946/47 sei die Familie nach Palästina ausgewandert und 1956 dann nach Schweden gezogen, so die Stiftung.
Wie es weiter hieß, war Walter Frankenstein seit 1936 Fan des Fußballvereins Hertha BSC. Er war blau-weißes Ehrenmitglied mit der Nummer 1924 und wohnte 2018 erstmals nach langer Zeit wieder einem Spiel seines Clubs bei.