«Stern» für Viganella «Stern» für Viganella: Lichtwunder in den italienischen Alpen

Rom/dpa. - Gerade nochrechtzeitig vor Weihnachten, dem Fest des Lichts, hat jetzt auch dasÖrtchen in der Nähe des Lago Maggiore einen «Stern», der denEinwohnern in dunklen Zeiten den Weg weist. Aber der Stern vonViganella ist gar kein Himmelskörper, sondern ein Spiegel. Und daskam so:
Das Dorf im Piemont liegt so eingekeilt zwischen zwei Bergen, dassvom 11. November bis zum 2. Februar, 83 Tage lang, kein Sonnenstrahldie Erde erreichte. Die Menschen froren, bibberten und zitterten,verfielen alljährlich in eine schwermütige düstere Stimmung. Aberdann hatte Bürgermeister Pierfranco Midali eine zündende Idee: EinSpiegel musste her, der das Sonnenlicht reflektiert und auf denDorfplatz lenkt. Gesagt, getan.
Nachdem die notwendigen Sponsoren für das 100 000 Euro teureProjekt gefunden waren, rückten Anfang Dezember Techniker an, die 14Spiegel in 1100 Metern auf einer Felswand montierten. Diezusammengenommen 40 Quadratmeter großen und 22 Zentner schwerenSpiegel wurden unter dem Blick der begeisterten Gemeinde mit einemHubschrauber auf den Berg transportiert.
Jetzt mussten die Menschen in Viganella nur noch auf den großenTag warten - und auf Sonne hoffen. Genau eine Woche vor Weihnachten,am 17. Dezember, war es endlich soweit. Während in Rom und NeapelRegen vom Himmel prasselte, war in Viganella wie durch Zauberhand derHimmel strahlend blau. «Es schien wie ein Wink des Schicksals: Biszum Mittag war keine Wolke zu sehen», sagte Midali der dpa. In einergroßen Einweihungszeremonie feierten die Dorfbewohner das Lichtwundervon Viganella. Ein kleines Mädchen mit dem bezeichnenden Namen «Alba»(deutsch: die Morgendämmerung) setzte den Computer in Gang, der dieSpiegel in Richtung Sonne ausrichtet.
Und da wurde es Licht auf dem 250 Quadratmeter großen Dorfplatzvon Viganella. «Es war, als würde ein Traum wahr», erinnerte sich derfindige Bürgermeister. Mit kulinarischen Köstlichkeiten, einerDorfkapelle und folkloristischer Unterhaltung feierten die Menschendas Ende der Dunkelheit. Und alle waren gekommen, von internationalenFernsehsendern - darunter auch der arabische Kanal «Al-Dschasira -über zahlreiche Journalisten bis hin zu einer Delegation aus Spanien.Denn neuerdings gibt es auch eine Städtepartnerschaft zwischenViganella und Huelva an der «Costa de la Luz» (Lichtküste) inAndalusien.
«Das Fest wird in die Geschichtsbücher der Region eingehen»,schrieb die Nachrichtenagentur Ansa. Jetzt sollen weitere Gemeindendem Beispiel folgen. «Wir sind schon von vielen kontaktiert worden,denn schließlich gibt es von den Pyrenäen bis Österreich, von derSchweiz bis nach Kanada auch anderswo schattige Dörfer», sagt Midali.«Sieben Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet, jetzt ist esendlich soweit!», freut er sich. Und so hat jetzt auch die kleineGemeinde am Lago Maggiore einen hellen Stern, der den Menschen denWeg weist. Frohe Weihnachten, Viganella!