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Steine und Stars Steine und Stars: Auswanderer Hans Stern schuf ein Schmuckimperium

Von Dorit Koch 26.09.2005, 08:28
Juwelier Hans Stern steht zusammen mit seiner Frau Ruth am Donnerstag (22.09.2005) in Hamburg vor seiner gerade eröffneten Filiale. Zum 60. Firmenjubiläum eröffnete der 83-Jährige ein Geschäft in der Hansestadt. (Foto: dpa)
Juwelier Hans Stern steht zusammen mit seiner Frau Ruth am Donnerstag (22.09.2005) in Hamburg vor seiner gerade eröffneten Filiale. Zum 60. Firmenjubiläum eröffnete der 83-Jährige ein Geschäft in der Hansestadt. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Als 23-Jähriger verkaufte er in Brasilien seineZiehharmonika für 200 Dollar, gründete sein erstes Büro fürEdelsteine, und 60 Jahre später gehört ihm der - nach Tiffany undCartier - weltweit drittgrößte Schmuckkonzern. «In der heutigen Zeitwäre so ein Aufstieg wohl kaum noch möglich», meint der 83-Jährige,den gerade der Kokain-Skandal um Top-Model Kate Moss - Star seinernächsten Werbekampagne - beunruhigt.

Vom «Hans im Glück» und dem Funkeln der Sterne ist schnell dieRede, wenn über Hans Stern geschrieben wird. Doch es war auch einsteiniger Weg, den der gebürtige Essener bis an die Spitze derEdelsteinbranche zurück gelegt hat. 1939 floh seine jüdische Familievor den Nazis nach Südamerika. An die schrecklichen Stunden kann ersich noch genau erinnern. «Einerseits fiel es mir sehr schwer, meineFreunde zu verlassen, anderseits erlebte ich auch die Tragik unsererFamilie», erzählt er. Für ihn und seine ebenfalls aus Essen stammendeEhefrau Ruth ist Brasilien zur neuen Heimat geworden. Ihrekulturellen Wurzeln aber pflegen sie: «Ich bin mit der deutschenKultur aufgewachsen, liebe klassische Musik von Telemann und Bach.»

Einmal im Jahr besucht der Firmengründer, der noch immer um dieWelt zu den Niederlassungen seines Imperiums jettet, die alte Heimat.Natürlich auch, weil Deutschland inzwischen zu den zwölf Länderngehört, in denen das Unternehmen H. Stern mit mehr als 3000Mitarbeitern vertreten ist. Nach Frankfurt und München ist seitkurzem auch die Hansestadt Standort für den Schmuck und die Uhren ausBrasilien. «Angesichts der wirtschaftlich schlechten Situation ist esim Moment schon mutig, in Deutschland zu expandieren», sagt derUnternehmer, ist aber zuversichtlich: «Wir setzen ja aufZurückhaltung, und das lieben die Deutschen.» Amerikanerinnenhingegen bevorzugten große Steine, während in Japan alles möglichstklein sein dürfe.

Der Seniorchef - zwei seiner vier Söhne arbeiten auch imUnternehmen - kennt die Schmuckvorlieben der Frauen und weiß, dass esetwa die Russen durchaus protziger mögen. Ein zukunftsträchtigerMarkt, den er mit einem Joint Venture erobern will. Zur Höhe seinesUmsatzes, der auf deutlich über 100 Millionen Euro geschätzt wird undzu dem Brasilien 70 Prozent beiträgt, will Stern indessen nichtssagen. Er liebt die Zurückhaltung, sieht seine Stärken in der«Administration und in der Führung von Mitarbeitern». Ein Realist,der sich als junger Mann für das Risiko der Selbstständigkeitentschied. Seine Idee: «Brasilien sollte für Edelsteine so bekanntwerden wie die Schweiz für Uhren.»

Der umtriebige Geschäftsmann reiste ins Hinterland, um Steineeinzukaufen, baute sein Unternehmen vom Abbau der Rohstoffe über dasDesign bis zum Marketing auf. Stern setzte auf Farbedelsteine wieTurmalin oder Amethyst und brachte in den 80er Jahren mit CatherineDeneuve als erster Juwelier eine Kollektion heraus, die von einemStar mitentwickelt worden war. Starallüren sind dem hageren Mannjedoch fremd: Noch immer fährt er morgens um 8.30 Uhr in sein Büro inRio de Janeiro, hält sich mit Schwimmen und Gymnastik fit, sammeltSteine, aber auch Briefmarken. Und wenn er nicht gerade auf Reisenist, dann besuchen ihn seine Enkel. «Die interessieren sich aber nochnicht für Juwelen, sondern für Schokolade.»