Stimme der Puhdys feiert 75. Geburtstag Puhdys Dieter Birr, die Stimme der Puhdys, feiert 75. Geburtstag

Berlin - „Mein Leben ist der Rock’n’Roll, ich bin dabei mit Leib und Soul. Ich mache die totale Aktion, ich ziehe durch bis zu meiner Pension.“ So beginnt einer der bekanntesten Songs der Puhdys: „Rockerrente“ - und drei Jahre nach dem Band-Aus trifft noch immer fast jede dieser Zeilen auf Frontmann Dieter Birr zu. Aber an Pension denkt der Musiker, der am Montag 75 Jahre alt wird, immer noch nicht.
Längst schon hat er deutsche Rockgeschichte geschrieben. Birr alias „Maschine“, jahrzehntelang die Stimme der Puhdys, könnte sich zufrieden vom Bühnenleben verabschieden, um sich etwa ausgiebig um die Enkelinnen Annabell und Amelie zu kümmern oder mit seiner Frau Sylvia um die Welt zu reisen. Doch die „Rockerrente“ wäre nichts für den sympathischen Hünen.
Ein Leben voller Party mit den Puhdys
Vor fünf Jahren, als es die Puhdys noch gab, schrieb er in seiner Autobiografie: „Nun bekomme ich tatsächlich Rente, kann die Finger aber trotzdem nicht vom Musikmachen lassen. (...) Es ist eine Leidenschaft und unser, mein Lebensinhalt.“
Der Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist hat schon musikalische Pläne bis ins Jahr 2020 hinein. „Mein Beruf hält jung - man ist immer in Action“, sagt er kurz vor seinem Geburtstag in einem Interview. Dem 1,90 Meter großen Musiker ist sein Alter nicht anzusehen und anzumerken.
Auch den Vorabend seines halbrunden Geburtstages wird er auf der Bühne verbringen - in Sachsen. „’Ne große Fete mach ich nicht. Ich hatte mein ganzes Leben lang Party“, sagt Birr. Einen großen Wunsch hat er aber noch: „Ich würde mich freuen, wenn mal Keith Richards mit auf die Bühne kommt.“ Dann stünden zwei Stars gemeinsam am Mikro, die fast genauso alt sind.
Dieter Birr: Solo-Projekte ohne Pause
„Alt wie ein Baum“, „Das Buch“, „Wenn ein Mensch lebt“ und und und: Dutzende Hits aus DDR-Zeiten und auch aus den Jahren nach dem Mauerfall sind von der typischen Reibeisen-Stimme Birrs geprägt. Fast ein halbes Jahrhundert war der gelernte Universalschleifer die Stimme der Puhdys. Er schrieb die meisten Songs der Band, zu deren Abschiedskonzert 2016 rund 11.500 Fans kamen.
Derzeit ist Dieter Birr mit der Talkshow „50 Jahre Puhdys“ in verschiedenen Städten Deutschland unterwegs: „Da erzähle ich, was ich alles erlebt habe und mache auch Musik“, beschreibt „Maschine“ den Abend.
Auch in unserer Region wird er Station machen. So ist das Programm „50 Jahre Puhdys“ zu erleben am 26. April in der Katharinenkirche Stendal, am 27. April im Salzlandtheater Staßfurt, am 28. April in der Festung Mark Magdeburg und am 21. September im Schlosstheater Ballenstedt.
Danach ging es für den fleißigen Sänger Birr, der gerne mit Sonnenbrille auf der Bühne steht, nahtlos weiter. Nur wenige Monate nach dem letzten Puhdys-Konzert erschien sein Solo-Album „Neubeginner“. Es war schon seine dritte Solo-LP - nach der DDR-Produktion „Intim“ (1986) sowie „Maschine“ (2014).
Für seine Solo-Projekte holt „Maschine“ Musiker mit auf die Bühne, die in der Szene einen guten Ruf haben - etwa Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker und Karat-Bassist Christian Liebig. „Ich bin zufrieden, dass ich so tolle Musiker um mich hab“, sagt der Sänger bescheiden.
Wenn Birr tourt, stehen meist mehrere Generationen auf der Bühne. Für seine „Alle Winter wieder“-Tour samt viertem Solo-Album Ende 2018 engagierte er etwa Prinzen-Sänger Tobias Künzel (54). „Dieses Jahr wollen wir wieder eine Winter-Tour machen, mit anderen Gästen“, kündigt Birr an.
Puhdys wären 2019 ein halbes Jahrhundert alt geworden
Abwechslung im Beruf, Konstanz im Privatleben: Seit 40 Jahren ist der Musiker mit seiner Frau Sylvia verheiratet. Sie begegneten sich einst in einem Hotel in Neubrandenburg, wie er in seiner 2014 erschienenen Autobiografie schildert. Damals war sie dort Praktikantin. „Es war augenblicklich um mich geschehen, und ich hätte sie am liebsten sofort mitgenommen ...“ Wenige Wochen später stand für die beiden fest: Wir heiraten. Nun hat die Ehe die Puhdys überdauert.
Die erfolgreiche Band wäre in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert alt geworden. Gibt es vielleicht ein Puhdys-Comeback - einmalig oder für länger? Birr: „Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die das gerne hätten. Aber wir haben gesagt, es ist wirklich der Abschied.“ Und: „Es ist nicht einfach, loszulassen. Ich hab mich inzwischen daran gewöhnt.“ (dpa)
