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Verkaufsstellen geplant Stadt ersetzt Dealer: Hannover will Cannabis legal abgeben

Oberbürgermeister Onay hat ein Modellprojekt vorgestellt, das Erkenntnisse über den Umgang mit Cannabis liefern soll. Ziel ist, den Jugendschutz zu verbessern und den Schwarzmarkt einzudämmen.

Von Christina Sticht, dpa Aktualisiert: 30.10.2024, 15:14
Die Cannabis-Verkaufsstellen in Hannover stehen nur für Projektteilnehmer zur Verfügung. (Archivbild)
Die Cannabis-Verkaufsstellen in Hannover stehen nur für Projektteilnehmer zur Verfügung. (Archivbild) Jörn Hüneke/dpa

Hannover - An bis zu drei Verkaufsstellen im Stadtgebiet will Hannover vom kommenden Jahr an Cannabis abgeben. Allerdings können sich dort nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Modellprojekts legal mit THC-haltigen Produkten wie Haschisch oder Cannabisblüten eindecken - und auch nur in den gesetzlich erlaubten Mengen. Die wissenschaftlich begleitete Studie soll Aufschluss über das Konsumverhalten, die Auswirkungen auf den Gesundheits- und Jugendschutz sowie den Schwarzmarkt geben. 

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte, dass die Erkenntnisse aus der Studie in künftige politische Entscheidungen einfließen werden. Kooperationspartner sind die Stadt Frankfurt und die Sanity Group GmbH, die ein vergleichbares Modellprojekt in der Schweiz organisiert.

Bundesweit erstes Modellprojekt dieser Art

Nach Angaben der Stadt Hannover handelt es sich um das bundesweit erste Modellprojekt dieser Art. Die voraussichtlich etwa 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen über 18 Jahre alt sein und ihren Wohnsitz in Hannover haben. Ein Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wird sie regelmäßig befragen. Eine Weitergabe von gekauften Produkten an Dritte führe zu einem sofortigen Ausschluss, hieß es. 

Schon seit dem 1. April dürfen Erwachsene in Deutschland im Zuge der Cannabis-Teillegalisierung bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit mitführen und maximal 50 Gramm zu Hause aufbewahren. In Privatwohnungen dürfen bis zu drei Pflanzen gleichzeitig angebaut werden. Verboten ist der Konsum unter anderem in Gegenwart von Minderjährigen, in Schulen, auf Spielplätzen und in Sportstätten.

Seit dem 1. Juli können Cannabis-Anbauvereine für den gemeinschaftlichen Anbau und die Weitergabe ihre Zulassung beantragen. Mitglieder, die mindestens 21 Jahre alt sind, erhalten höchstens 25 Gramm Cannabis pro Tag und höchstens 50 Gramm Cannabis pro Monat zum Eigenkonsum. 

Club aus Ganderkesee bei der Ernte vorn

Die erste Erlaubnis in Niedersachsen wurde am 8. Juli an einen Verein in Ganderkesee im Landkreis Oldenburg übergeben. Der Cannabis Social Club Ganderkesee erntete kürzlich bereits etwa die Hälfte seiner 400 Pflanzen. Nach dem Trocknen wird das Cannabis in Beutel verpackt und nach Angaben des Vereins ab Anfang November an die Mitglieder ausgegeben. 

Vor zwei Wochen waren der Bundesdrogenbeauftragten keine anderen Anbauvereine in Deutschland bekannt, die bereits mit der Ernte begonnen hatten. Allerdings, so betonte die in Niedersachsen zuständige Landwirtschaftskammer, bestehe keine Pflicht, den Zeitpunkt der Ernte zu melden.

Verunreinigtes Cannabis gefunden

Die Teil-Legalisierung von Cannabis hat unter anderem das Ziel, den Konsumenten saubere Produkte anzubieten. Das Cannabis-Unternehmen Sanity Group, Projektpartner in Frankfurt und Hannover, stellte am Mittwoch die Ergebnisse einer Stichproben-Erhebung in 30 deutschen Städten auf dem Schwarzmarkt vor. Projektleiter Leonard Friedrich sagte: „Die
Ergebnisse dieser Analysen untermauern deutlich, wie dringend der politische
Handlungsbedarf wirklich ist. In Proben aus Hannover wurden beispielsweise Spuren
von in der EU verbotenen Pestiziden sowie von Kokain gefunden.“