Spanien Spanien: Mittelmeerküste erlebt größte Quallenplage seit Jahrzehnten

Madrid/dpa. - Im Meer wimmelt es von Quallen, die mit ihrengiftigen Nesselfäden den Badenden heftige Schmerzen zufügen können.
Die Feriengebiete von der Costa Brava im Nordosten Spaniens bishin nach Andalusien im Süden erleben in diesem Sommer die schlimmsteQuallenplage seit Jahrzehnten. Immer wieder gelangen riesige Bänkevon Quallen in die Nähe der Strände. Mancherorts mussten zeitweisegar Badeverbote verhängt werden, wie erst kürzlich in Villajoyosa beiAlicante oder in Almuñécar in der Provinz Granada.
Viele Urlauber machten mit einer neuen Flagge Bekanntschaft: Nebenden roten, gelben oder grünen Fahnen, die über die Gefährlichkeit derWellen Auskunft geben, wurden an manchen Stränden hellblaue Fahnenmit den Umrissen von Quallen gehisst. Sie signalisieren Quallenalarm.
An der Costa Brava und der Costa Dorada wurden bis Ende Juli15 000 Badende von Sanitätern behandelt, weil sie mit Quallen inBerührung gekommen waren, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. In derGegend von Motril in Südspanien registrierten Rot-Kreuz-Helferkürzlich 470 «Opfer» an nur einem Tag. Früher hatten die Quallen sichallenfalls in den Monaten Mai oder Juni eingestellt und waren dannwieder verschwunden. Diesmal währt die Plage fast den gesamtenSommer.
Für die kommenden Tage gaben die spanischen Behörden erneut Alarmund warnten vor einer «massiven Invasion von Quallen». Sie riefenBadegäste auf, sich vor dem Sprung ins Wasser über die Lage an denjeweiligen Stränden zu informieren. Gegen die Quälgeister gibt es imGrunde kein Mittel. In manchen Touristenhochburgen bezahlen dieGemeinden Fischer dafür, dass sie die Quallen mit ihren Netzeneinfangen. Der Erfolg solcher Maßnahmen hält sich jedoch in Grenzen.
Das Kommen und Gehen der Tiere scheint bestimmten Zyklen zufolgen, für die Wissenschaftler bis heute keine rechte Erklärunggefunden haben. Die Experten glauben aber, die Ursachen der aktuellenPlage zu kennen. Erstens haben die Quallen wegen der Überfischung desMittelmeers keine natürlichen Feinde. Zweitens kommt ihnen dasungewöhnlich warme Meerwasser zu Gute. Das Mittelmeer erwärmte sichvor den spanischen Küsten im Juli stellenweise um 8 auf bis zu 30Grad. Drittens hat die Dürre auf der Iberischen Halbinsel zur Folge,dass weniger Süßwasser ins Meer gelangt und der Salzgehalt an derKüste ebenso hoch ist wie auf offener See.
«Das Süßwasser wirkt normalerweise wie eine Barriere, die dieQuallen von der Küste fern hält», erläutert der MeereswissenschaftlerJosep María Gili. Seine Prognose: «Wegen des Klimawandels und derzunehmenden Trockenheit werden Quallenplagen an der Mittelmeerküstein den kommenden Jahren immer häufiger vorkommen.»
Die Quallen könnten auf längere Sicht zu einer Gefahr für denTourismus werden, schreibt die Zeitung «El País». Möglicherweiseseien die Plagen ein Symptom dafür, dass das Meer ökologisch aus demGleichgewicht gekommen sei. «Zahllosen Unternehmen derTourismusbranche droht ein düsteres Szenario, wenn das Mittelmeersich von einem Raum der Erholung in ein totes Meer oder gar einengiftigen See verwandelt.»