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Spanien Spanien: Ministerin will Töten von Stieren in Arenen verbieten lassen

Von Hubert Kahl 21.12.2006, 16:00
Stierkämpfer Joao Moura Jr. greift in Valencia (Spanien) einen Stier an. (Archivfoto: dpa)
Stierkämpfer Joao Moura Jr. greift in Valencia (Spanien) einen Stier an. (Archivfoto: dpa) EFE

Madrid/dpa. - In dem Nachbarland ist den Stierkämpfern derTodesstoß untersagt, daher wird er von den Toreros nur angedeutet.

Die Ministerin griff mit ihrer Initiative ein heikles Thema auf,an das sich in der jüngeren Vergangenheit keine spanische Regierung herangewagt hatte. Wie heikel die Frage ist, sollte die Sozialistin sehr rasch erfahren. Sogar ihre Parteigenossen und Kabinettskollegen gingen auf Distanz. «Für die Regierung steht dieses Thema nicht auf der Tagungsordnung», erklärte Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba. José Blanco, Vorstandsmitglied der regierenden Sozialisten (PSOE), stellte klar, dass die Partei den Vorschlag nicht unterstütze.

Von fast allen Seiten hagelte es Proteste. «Hinter der Initiative steckt die Absicht, den Stierkampf schrittweise ganz zu verbieten», empörte sich der Torero Miguel Abellán. Der Präsident des Verbandes der Kampfstierzüchter, Eduardo Miura ergänzte: «Die Corrida ist ein Ritual, und der Tod der Tieres gehört dazu.» Der Stierkampf gilt in Spanien als «Fiesta Nacional» (Nationales Fest) und als eine - tief in den Traditionen des Landes verankerte - kulturelle Ausdrucksform.

«El Mundo» erläuterte, weshalb die Fans so aufgebracht auf dieWorte der Ministerin reagierten: «Mit einem Verbot des Todesstoßes würde der Stierkampf zu einer Pantomime oder einem Zirkus herabgewürdigt. Da wäre es besser, ihn ganz abzuschaffen.» Auch in Portugal dürfen die Kampfstiere nach einer Corrida nicht auf ihreWeiden zurück. Sie werden statt in der Arena im Schlachthaus getötet. Und in Frankreichs Süden gibt es immer wieder Proteste und Aktionen der Tierschützer gegen die Corrida, die mit dem Tod des Stieres endet. Populär ist bei den Franzosen jedoch vor allem eine südfranzösische Variante beim Stierkampf, die darauf verzichtet.

Dabei sind keineswegs alle Spanier Anhänger des Stierkampfs. Eingroßer Teil der Bevölkerung - vor allem die Jugend - zeigt nicht dasgeringste Interesse für das Spektakel. Manche Spanier betrachten denStierkampf als eine Domäne der Konservativen und der Rechten, obwohles auch unter den Linken prominente Anhänger gegeben hat wie denMaler Pablo Picasso oder den Dichter Federico García Lorca.

Wenn es Widerstand gegen die Corrida gibt, kommt dieser vor allemvon Tierschützern aus dem Ausland. In den Gremien der EuropäischenUnion bekommen die Spanier immer wieder zu hören, dass der Stierkampfeine grausame Tierquälerei sei und abgeschafft gehörte. DiesesArgument können viele Spanier nicht nachvollziehen. Sie weisen daraufhin, dass die Mastrinder in ihren Mini-Ställen viel schlechter dranseien als die Stiere, die jahrelang auf riesigen Weiden grasendürften.

Die einzige Region, in der es viele Stierkampfgegner gibt, istKatalonien. Die Metropole Barcelona erklärte sich 2004 zur «Anti-Stierkampf-Stadt». Der damalige Bürgermeister Joan Clos meinte:«Langfristig wird der Stierkampf verschwinden.» Heute sitzt derkatalanische Sozialist als spanischer Industrieminister neben Narbonaim Kabinett. Zum Vorstoß seiner Kollegin äußerte er sich nicht.