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Skulpturenfestival Skulpturenfestival: «Hereinspaziert» in den Sand-Zirkus

06.07.2006, 06:13
Ein Skulpteur besprüht am Mittwoch (05.07.2006) in Lübeck-Travemünde riesige Sandfiguren mit einer Eiweiß-Wasser-Mischung, um die vergänglichen Kunstwerke haltbarer zu machen. 75 Sandkünstler aus 14 Nationen lassen am Strand der Halbinsel Priwall für die «Sand World 2006» einen Zirkus aus Sand entstehen. (Foto: dpa)
Ein Skulpteur besprüht am Mittwoch (05.07.2006) in Lübeck-Travemünde riesige Sandfiguren mit einer Eiweiß-Wasser-Mischung, um die vergänglichen Kunstwerke haltbarer zu machen. 75 Sandkünstler aus 14 Nationen lassen am Strand der Halbinsel Priwall für die «Sand World 2006» einen Zirkus aus Sand entstehen. (Foto: dpa) dpa

Travemünde/dpa. - Glower und die übrigen74 Sandkünstler müssen sich beeilen. Am Donnerstagabend sollte dasfünfte deutsche Sandskulpturenfestival, das unter dem Motto «Zirkus»steht, mit geladenen Gästen eröffnet werden. Von Freitag an heißt esdann bis zum 3. September für Besucher: «Manege frei!»

Zehn Tage lang hat Glower an «seiner» Skulptur gearbeitet. Aus demklassischen Zirkusplakat mit dem lachenden Hanswurst scheinen Tiereherauszuspringen, wie Raubkatzen durch einen Feuerreifen. EineVorlage dafür hatte Glower nicht. «Meine Aufgabe lautete, eineSkulptur zu gestalten, die etwas zirkustypisches zeigt und dieBesucher auf das Thema einstimmt. Alles andere blieb meiner Fantasieüberlassen», sagt der 31-Jährige aus dem US-Bundesstaat Florida, derin einem früheren Leben Grafikdesigner war. 1988 hat er das Carven,das Gestalten von Sand- und Eisskulpturen zu seinem Beruf gemacht.«Ich kann davon leben und arbeite an den schönsten Stränden derWelt», sagt er.

Hinter dem blauen Zirkuszelt, das den Eingang zur «Sand World»bildet, beginnt die Reise durch die Geschichte der Zirkuskunst. Einrömischer Streitwagen rast durch das Rund des Circus Maximus. Aneinem mittelalterlichen Hof treibt der Narr seine Späße und derenglische Ex-Soldat Philip Astley führt Kunststücke auf dem Rückeneines Pferdes vor und begründet damit den modernen Zirkus. In derAbteilung «berühmte Zirkuskünstler» liegt der EntfesselungskünstlerHoudini in Ketten und hinter einem Wandschirm lässt der französischeTrapezkünstler Jules Leotard gerade seine Hosen herunter, um in dasvon ihm erfundene Maillot, das einteilige Trikot, zu schlüpfen.

Zwischen vier und sieben Tagen dauert es, bis aus einemquadratischen Block aus gepresstem Sand eine Skulptur entsteht. «Anden größeren Figurengruppen arbeiten Teams mit mehreren Carvern,jeder bringt Ideen und seine speziellen Fähigkeiten ein», erläutertdie Marketingleiterin der niederländischen Skulpturenbaufirma Inaxi,Angelique Werner. «Mehr als 800 Carver aus aller Welt hat Inaxi inder Kartei. «Manche haben sich auf Architektur spezialisiert, anderemehr auf die Anatomie von Menschen und Tieren», sagt sie.

Bei der diesjährigen «Sand World» sind Anatomiefachleute gefragt.Pferde, Löwen, Tiger, eine Giraffe mit braun-gelb geschecktem Fell,ein Kamel und ein Walross bevölkern den Travemünder Sand-Zirkus. Inder Tierklinik hinter der Manege wartet eine Riesenschlange auf denTierarzt, in ihrem Bauch sind deutlich die Umrisse und das Gesichteines Menschen zu erkennen. «Die hat was Falsches gefressen», sagtWerner trocken.

Noch bis zu diesem Sonntag haben Besucher die Möglichkeit, dieCarver bei ihrer Arbeit zu beobachten. Dann packen die Künstler ihreWerkzeuge ein und reisen nach China, zum nächstenSandskulpturenfestival in der Nähe von Shanghai.