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Skat-Gericht Altenburg Skat-Gericht Altenburg: Richter klären seit 80 Jahren Regelfragen

13.08.2007, 13:11

Altenburg/dpa. - Heute spieltschätzungsweise jeder vierte Deutsche Skat - doch bisweilen endetdie gesellige Runde im Streit: Muss neu gemischt werden, wenn beimAusteilen eine Karte auf den Boden fällt? Was passiert, wenn einSpieler falsch reizt oder bedient? Wer sich partout nicht einigwird, kann sich an das internationale Skatgericht in Altenburgwenden. Seit 80 Jahren sind die Altenburger Skatexperten die Instanzfür alle Regelfragen.

Die neun Schiedsrichter sind das höchste Gremium in der Skatwelt- vom Mischen der Karten über Reizen, Stiche, und Trümpfe bis hinzum Aufschreiben der Punkte: die Auslegung und Kommentierung derRegeln erfolgt in Altenburg. «Im Grunde ist das wie beim Fußball:Wenn man sich nicht einig ist, entscheidet der Schiedsrichter - undwenn es dann immer noch Streit gibt, geht das Ganze zumSportgericht», sagt Gremiumsmitglied Folker Ehrlich.Skatgerichtspräsident Peter Luczak erklärt: «Die Skatordnung ist einkleines Din-A6-Heftchen mit 54 Seiten - da können nicht alleStreitigkeiten geklärt sein.» Etwa 400 Streitfälle verhandeln dieSkatrichter im Jahr. Neben Diskussionen über Regelauslegungen imSkatsport sind darunter rund 80 Anfragen von privatenGelegenheitsspielern.

Das erste Skatgericht wurde 1927 als Regelkommission auf dem 11.Kongress des Deutschen Skatverbands im thüringischen Altenburggegründet. Die Aufgabe bestand zunächst darin, aus den unzähligenregional unterschiedlichen Spielarten ein einheitliches Regelsystemzu entwickeln. Beim Kongress im Folgejahr wurde aus den Vorschlägendie «Neue Deutsche Skatordnung» verabschiedet. Dieses Regelwerk istmit kleinen Änderungen bis heute verbindlich für Skatspieler inaller Welt.

Mit Kriegsbeginn 1939 wurde der Verband und damit das Gerichtaufgelöst, 1950 die Arbeit in Bielefeld wieder aufgenommen. «Damalswurde versucht, trotz der innerdeutschen Teilung ein einheitlichesGericht für ganz Deutschland aufzubauen, aber unter den politischenVerhältnissen war das leider nicht möglich», sagt Peter Luczak.Während in Westdeutschland das «deutsche Skatgericht» strittigeFragen klärte, war in Ostdeutschland das «Altenburger Skatgericht»zuständig. Nach 1990 wurden beide Gerichte in Bielefeldzusammengeführt.

Mit der Gründung der «International Skat Players Association»(ISPA) Anfang der 1970er Jahre spaltete sich die Skatwelt weiter.Die ISPA-Mitglieder spielten nach eigener Skatordnung und riefen eineigenes Gericht ins Leben. «Bis Mitte der 1990er tobte eine teilserbitterte Diskussion zwischen den Verbänden», sagt Luczak. Beendetwurde der Streit 1998 mit der gemeinsam erarbeiteten«internationalen Skatordnung». 2002 vereinigten sich beideSkatgerichte zum «Internationalen Skatgericht» mit Sitz inAltenburg.

Sieben Mitglieder des Deutschen Skatverbands (DSKV) und zweiVertreter der ISPA entscheiden seitdem vier Mal im Jahr ehrenamtlichüber Streitfälle am Spieltisch. Die obersten Schiedsrichter sindzudem für die Ausbildung der Skatschiedsrichter zuständig. JederSchiedsrichter wird durch das Gremium geprüft - alle fünf Jahre mussdie Prüfung erneuert werden. Folker Ehrlich, Skatgerichtsmitgliedund Regelbeauftragter der ISPA opfert für die internationaleAusbildung schon mal seinen Urlaub: «Wenn ich privat nach Namibiaoder Kanada reise, verbinde ich das mit einemSchiedsrichterlehrgang.»

Ihr 80. Jubiläum feiern die Altenburger Skatrichter am Freitag(17. August) mit einer öffentlichen Sitzung im Gewölbesaal desbarocken Amtsgerichts in Altenburg. Am Samstag organisiert der DSKVein Benefiz-Skatturnier mit mehr als 200 Teilnehmern in derStadthalle.

Seit 2006 ist neben dem Skatgericht auch der Deutsche Skatverbandwieder in der Heimatstadt des Skats Altenburg zu Hause.Verbandspräsident Peter Tripmaker zieht nach anfänglichen Bedenkeneine rundum positive Bilanz: «Wir sind hier von der Politik und denGeschäftsleuten sehr gut aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit isterstklassig - hier tut man etwas für den Skatsport.» UndSkatgerichtspräsident Luczak legt noch einen obenauf: «JederSkatspieler sollte in seinem Leben einmal in Altenburg gewesen sein- hier ist das Mekka des Skats.»