Silvio S. Silvio S.: Mörder von Elias und Mohamed übte den Missbrauch an Puppen
Der mutmaßliche Entführer und Mörder von Elias und Mohamed hat vor seinen Verbrechen den Kindesmissbrauch offenbar an Puppen geübt. „Es wurden bei dem Angeklagten Fotos gefunden, auf denen sexuelle Handlungen an einer Puppe zu sehen sind“, sagte am Donnerstag Kathrin Reiter, die Sprecherin des Landgerichts in Potsdam, der Berliner Zeitung. Sie sagt auch, dass es bisher noch keinen Termin für den Beginn des Prozesses gegen Silvio S. gebe. Vor gut zwei Wochen war gegen den 32-Jährigen Anklage wegen Mordes erhoben worden. Silvio S. hatte in seiner Vernehmung gestanden, den sechsjährigen Elias aus Potsdam und den vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed entführt und getötet zu haben.
Am 8. Juli 2015 verschwindet der sechsjährige Elias von einem Spielplatz in Potsdam- Schlaatz spurlos. Ein Großaufgebot der Polizei sucht tagelang nach dem Kind, Suchhunde werden eingesetzt, Hubschrauber sind im Einsatz, sogar das Flüsschen Nuthe wird abgesenkt. Elias bleibt unauffindbar.
Am 15. August sagt Michael Scharf, der Chef-Ermittler, in einem Interview mit der Berliner Zeitung erstmals öffentlich, dass die Polizei nicht mehr damit rechnet, den Jungen lebend zu finden.
Am 1. Oktober verschwindet der vierjährige Mohamed vom Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Berlin-Moabit.
Am 29. Oktober wird Silvio S. festgenommen. Er gesteht, die Kinder entführt und getötet zu haben. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Der Prozess gegen Silvio S. müsste in Kürze beginnen, damit die zulässige Sechs-Monats-Frist der Untersuchungshaft nicht überschritten wird.
Inzwischen wurden weitere Details über die Taten bekannt. Sie sind in der Anklage gegen den Mann aus dem Dörfchen Kaltenborn im Landkreis Teltow-Fläming beschrieben. Dort lebte Silvio S., ein unauffälliger Typ, noch bei seinen Eltern. Zuletzt hatte er als Sicherheitsmann gearbeitet. Wie die Bild-Zeitung berichtet, haben Ermittler in der Wohnung des Tatverdächtigen neben 89 Fotos, die die sexuellen Handlungen an Puppen zeigen, auch die handschriftlich verfasste Notiz „richtige Kinder fesseln und knebeln“ gefunden.
Erdrosselt mit einem Ladekabel
Silvio S. soll die Taten demnach genau geplant haben. So soll er in seinem Auto Gummibärchentüten, Plüschtiere, Handfesseln, Mundknebel und eine schwarze Gesichtsmaske mitgeführt haben. Am 8. Juli 2015, der kleine Elias spielte auf einem Spielplatz im Potsdamer Stadtteil Schlaatz, soll er das Kind in sein Auto gelockt haben. Niemand beobachtet den Mann dabei. Wochenlang suchte ein Großaufgebot der Polizei nach dem Jungen. Schon bald gingen die Ermittler davon aus, dass Elias einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein muss.
Silvio S. hat den Jungen offenbar schon am Tag der Entführung getötet. Er soll dem Kind im Auto die Gesichtsmaske angelegt haben, so dass es den Mund nicht mehr schließen konnte. Dann soll Silvio S. versucht haben, Elias zu missbrauchen. Doch vermutlich wehrte sich das Kind. Silvio S. erdrosselte den Jungen daraufhin mit einem Ladekabel, den Kopf umwickelte er mit Paketklebeband und verscharrte die Leiche in seinem Schrebergarten in Luckenwalde.
Es bleibt nicht bei diesem Verbrechen: Drei Monate später, am 1. Oktober, soll Silvio S. den kleinen Mohamed vom Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit verschleppt haben. Beim Lageso hatte die Familie aus Bosnien-Herzegowina Sozialhilfe abholen wollen. Silvio S. gab später bei der Polizei an, er habe Kleidung und Kuscheltiere für die Flüchtlinge zum Lageso bringen wollen. Die Polizei fahndet intensiv nach dem Kind, veröffentlicht dann ein Video, auf dem Mohamed an der rechten Hand eines Mannes läuft. Der Mann trägt eine volle Plastiktüte und einen Teddy in der linken Hand. Der Mann bleibt lange Zeit ein Unbekannter.
Mutter ruft die Ermittler
Bis die Mutter von Silvio S. am 29. Oktober die Ermittler anruft. Sie hat ihren Sohn auf den veröffentlichten Fotos der Polizei wiedererkannt, auf denen er Mohamed an der Hand hält, und ihn zur Rede gestellt. Silvio s. gibt die Tat zu. Am 29. Oktober wird er festgenommen. In seinem Auto finden die Ermittler die Leiche Mohameds. Der tote Junge liegt unter Katzenspreu in einer Plastikbadewanne.
Die Obduktion ergibt: Das Kind wurde stranguliert – offenbar mit einem Gürtel. Die Polizei stellt in der Wohnung Videos sicher, die vermutlich mit einem Handy aufgenommen wurden. Sie sollen zeigen, wie Silvio S. das Kind mit Brot füttert und sagt: „Da haben wir den Kleinen. Lias nenn ich ihn mal.“ Dann wird der Junge missbraucht.
Silvio S. erzählt in seiner Vernehmung, dass Mohamed gequengelt und immer wieder nach seiner Mama gerufen habe. Und er sagt, dass er ihn aus Angst vor Entdeckung getötet habe. Und dann nennt er noch einen Namen: Elias. Er gibt zu, den Jungen ebenfalls umgebracht zu haben. Mehr sagt er nicht. Er malt lediglich noch eine Skizze von seinem Schrebergarten in Luckenwalde, kennzeichnet eine Stelle mit einem Kreuz. Einen Tag später finden die Ermittler dort die Leiche des seit fast vier Monaten vermissten Sechsjährigen.
Falsch adressierte Karte
Bekannt ist, dass Silvio S. nach dem Verschwinden von Elias der Mutter des Jungen eine Trauerkarte mit dem Hinweis schrieb, dass das Kind erstickt sei. Als Absender gab der Mann ein Bestattungsunternehmen in Potsdam an. Weil die Adresse von Elias Mutter nicht stimmte, ging die Karte an den vermeintlichen Absender zurück. Der Bestatter brachte das Schreiben Anfang August zur Polizei.
Spuren an dem Brief konnte die Polizei damals niemanden zuordnen – Silvio S. war da noch in keiner Polizei-Datei registriert. Er ist nicht vorbestraft.