Siamesische Zwillinge Siamesische Zwillinge: Laleh spricht gern, Ladan ist nicht so gesellig

Singapur/dpa. - Nichts wünschen sich die an den Köpfenzusammengewachsenen Zwillinge mehr, als eigene Wege zu gehen. Allihre Hoffnungen ruhen nun auf Ärzten in Singapur, die an diesemSonntag (6. Juli) beider Lebenstraum in einer beispiellosen Operationerfüllen wollen. Denn noch nie zuvor sind solche SiamesischenZwillinge im Erwachsenenalter chirurgisch getrennt worden.
Der spektakuläre Eingriff ist riskant, das weiß niemand besser alsder Neurochirurg Keith Goh, der das internationale Medizinerteam aus24 Spezialisten und 100 Helfern leiten wird. Mindestens 48 Stundensoll die Operation dauern, wahrscheinlich länger. Schon früh hat erdie zierlichen Schwestern wissen lassen, dass beide oder eine vonihnen die Trennung nicht überleben oder Schäden davon tragen könnte.«Wir wissen um das hohe Risiko, aber wir sind sehr glücklich, dass esüberhaupt die Möglichkeit gibt», sagte Ladan Bijani kürzlich aufeiner Pressekonferenz. Noch länger warten, um auf Fortschritte in derMedizin zu hoffen, wollten sie nicht. «30 Jahre sind genug.»
Goh hält den «Operation Hoffnung» genannten Eingriff für machbar,holte sich Spezialisten aus den USA, Japan, der Schweiz undFrankreich in sein Team an Singapurs Raffles Hospital. Die Schwesternverfügen in einem gemeinsamen Schädel über getrennte Gehirne, teilensich aber eine wichtige Vene im Kopf. Verläuft die Trennungerfolgreich, gelten die ersten Tage danach als kritisch, weil sichBlutgerinnsel bilden oder Infektionen entstehen könnten.
Die Schwestern schreckt das nicht. «Wir wollen uns endlichanschauen können, ohne dazu einen Spiegel zu brauchen», betonen sie.«Wir sind zwei komplett verschiedene Individuen, die aneinandergebunden sind. Wir haben unterschiedliche Lebensstile und sehen dieWelt auch sehr verschieden.» Während Laleh Journalistin werden und inTeheran bleiben will, strebt Ladan eine Karriere als Anwältin inihrer Heimatstadt Shiraz an. Doch mussten sie bislang immerKompromisse finden: «Wir haben ja keine andere Wahl.»
Bereits im November vergangenen Jahres waren die Zwillinge inSingapur eingetroffen, nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt. Immerwieder hatten Mediziner den Eingriff als zu gefährlich bezeichnet undabgewunken. Am Raffles Hospital absolvierten die Schwestern in denvergangenen Monaten umfangreiche Test, lernten Englisch undverbrachten viel Zeit im Internet. Die geschätzten Kosten derOperation von etwa 250 000 Singapur-Dollar (rund 125 000 Euro)übernimmt die Privatklinik oder finanziert sie durch Spenden. KeithGoh und seine Medizinerkollegen verzichten ihrerseits auf Honorar.
Schon einmal hatte der Singapurer Neurochirurg mit einerspektakulären Trennung von am Kopf zusammengewachsenen SiamesischenZwillinge für Schlagzeilen gesorgt. Im Frühjahr 2001 operierte ererfolgreich aus Nepal stammende, damals elf Monate alten Schwestern.Der Eingriff hatte in Singapur eine Welle der Hilfsbereitschaftausgelöst, weil die Eltern der Mädchen praktisch mittellos waren.
Auch Ladan und Laleh Bijani erreichten nach eigener Aussage schonzahlreiche E-Mails und Postkarten, in denen ihnen Menschen aus allerWelt Glück wünschen. «Wir sind sehr berührt davon», schrieben sie ineinem dieser Tage veröffentlichten Brief. «Bitte betet für uns, damitdie "Operation Hoffnung" auch erfolgreich verläuft.»