Sexfalle Facebook Sextorsion durch Love-Scammer: Wie Männer bei Facebook Opfer von Online-Erpressungen werden können
Halle (Saale) - Auf einmal ist sie da, Pamela Sara Jacobs oder Irina Meier Panic oder Jessi Wald Bauer. Immer drei Namen. Immer ein Dekolleté vom Hals bis zum Bauchnabel. Schlauchbootlippen. Und Komplimente: Du bis so süß, ich will mit dir befreundet sein. Nicht wenige Männer, die so verführerisch angeschmachtet werden, erliegen dem Charme der offenherzigen jungen Damen.
Facebook als Honigfliegenfalle: Kein neues Phänomen. Seit Jahren schon treiben sich auf dem weltweit größten sozialen Netzwerk immer auch Betrüger und Trickdiebe herum. Meist geht es ihnen darum, sich Zugang zu persönlichen Daten von Nutzern zu verschaffen, um letztlich an sensible Informationen wie Kreditkartendaten zu gelangen.
„Sextorsion“: Freundschaftsanfrage soll späterer Erpressung dienen
Pamela, Jessi und Irina haben es auf andere Dinge abgesehen. Die Hintermänner der gefälschten Accounts zielen nach Beobachtungen der britischen Polizei auf „Sextorsion“ - Erpressungen mit Sex-Filmen, zu denen neugewonnene Facebook-Freunde der angeblichen Studentinnen, Grafikerinnen und Hobby-Es-corts geschickt überredet werden.
Keine ganz neue Masche. Schon im Sommer vor zwei Jahren tappte ein Mann aus Erfurt in die sorgfältig aufgebaute Falle der Sex-Mafia. Eine attraktive Frau hatte ihn über Facebook zu einem erotischen Date per Video-Chat überredet, dessen Finale der junge Thüringer unbekleidet erlebte.
Ohne dass er es wusste, hatte die neue Freundin ihn beim virtuellen Fern-Sex gefilmt. Sie forderte 15 000 Euro und drohte für den Fall der Weigerung, die Aufnahme an alle Facebook-Freunde weiterzuleiten.
Sex-Erpressungen folgen immer einem bestimmten Muster
Der Mann zahlte nicht, sondern erstattete Anzeige. Seine „Partnerin“ aber konnte nie aufgespürt werden. Wie auch - handelt es sich bei den Accounts der vermeintlich liebebedürftigen Damen doch durchweg um Fälschungen, zusammengebaut aus von Pornoseiten gestohlenen Fotos, Fantasienamen und erfundenen Lebensdaten.
Reporter der britischen Boulevard-Zeitung The Sun glauben jetzt, die Spur der Betrüger bis zum Ursprung zurückverfolgt zu haben. Im marokkanischen Städtchen Oued Zem, gelegen im Niemandsland des Niederen Atlas, rund 250 Kilometer nördlich von Marrakesch, leben nach Behauptung der „Sun“ 3 000 der 90 000 Einwohner von Sex-Erpressungen.
Die laufen nach der Beschreibung des 19-jährigen Hamza Danjer, der nach eigenen Angaben selbst bereits mehrere erfolgreiche Online-Erpressungen durchgeführt hat, immer nach dem gleichen Muster: Auf die Freundesanfrage folgt die Einladung, Bilder zu tauschen, aus harmlosen werden bald Nacktfotos oder gar vermeintlich gemeinsame Sex-Chats.
Allerdings, so erlebte es nach einem Bericht der BBC der junge Palästinenser Here Samir nach seinem Date mit einer angeblich 23-Jährigen, mit bösem Ende. „Eine halbe Stunde später bekam ich eine Nachricht, da hieß es, hallo, ich bin ein Mann und ich habe dich bei der Selbstbefriedigung gefilmt.“ Ohne Zahlung einer Summe von 5 000 Euro werde das Video bei Facebook veröffentlicht.
Online-Erpressung durch Love-Scammer: Zwei Teenager brachten sich in Großbritannien um
Ein Schock, der in Großbritannien bereits mindestens zwei Teenager das Leben gekostet hat. Der 17-jährige Daniel Perry sprang von einer Brücke in den Tod, der gleichaltrige Ronan Hughes brachte sich um, nachdem ihm Erpresser intime Fotos gestohlen hatten.
Ein 19-jähriger Hamburger, der im Mai Opfer von Love-Scammern wurde, die ihn aufforderten, 500 Euro nach Marokko zu überweisen, offenbarte sich seiner Mutter und ging zur Polizei. Die Erpresser stellten das peinliche Video daraufhin wirklich ins Internet, allerdings auf eine Videoplattform, nicht auf Facebook.
Nicht immer aber sind es hochkriminelle Akteure, die sich hinter Fakeaccounts mit viel Busen verbergen.
Diskussionen im Blackhatworld-Forum: Nackte Haut und freizügige Posen als Lockmittel
Im Forum der auf Geldverdienen im Netz spezialisierten Seite Blackhatworld werden andere Geschäftsmodelle diskutiert: Viel nackte Haut und freizügige Posen als Lockmittel, um Nutzer auf eigene Internetseiten mit Pornobildern oder -Filmen zu locken. Hier geht es dann um Werbeeinnahmen.
Mit hunderttausend Besuchern im Monat lassen sich etwa tausend Euro verdienen. Ist das Heer der Lockvögel groß genug, muss jede einzelne Dame nur ein paar „Freunde“ dazu verführen, ab und zu zu klicken, um ihrem Erfinder ein solides Einkommen zu sichern.
Warum Facebook die unübersehbar falschen Profile nicht von sich aus löscht, ist nicht bekannt. Derzeit reagiert die Firma nur, wenn echte Nutzer gezielt auf falsche hinweisen. (mz)