Schweden Schweden: Victoria ist das populärste Mitglied der Königsfamilie
Stockholm/dpa. - Kronprinzessin Victoria ist das populärste Mitglied der Königsfamilie in Stockholm. Schnörkellos, freundlich und offen im Umgang mit eigenen Schwächen. Das mögen die Schweden an ihrer voraussichtlich nächsten Königin, die am Samstag heiratet.
Ihre Mutter kommt aus Deutschland, ihr Deutsch ist aber nach Aussage von höflichen Ohrenzeugen nur «ganz gut». Schwedens Kronprinzessin Victoria (32), älteste Tochter von KöniginSilvia und König Carl XVI. Gustaf, orientiert sich wie die meisten Schweden ihrer Generation lieber in Richtung USA. Als sie in ihren Teenager-Jahren mit Magersucht zu kämpfen hatte und dem übermächtigen Druck der öffentlichen Neugier entfliehen wollte, ging die Reise über den Atlantik und nicht etwa zur mütterlichen Verwandtschaft in Süddeutschland.
«Es war gut, da einmal ganz zu verschwinden», sagte Victoria jetztkurz vor ihrer Hochzeit mit Daniel Westling (36), dem künftigenPrinzen, in einem TV-Interview. Nun steht sie mit der royalenHochzeit an diesem Samstag mehr denn je im Blickpunkt. Und hat sichein Leben lang so gefühlt: «Wir wurden ja schon als Babys immer undimmer wieder fotografiert und standen unter Dauerbeobachtung.»
Was daraus für Probleme entstanden, hat das älteste der dreiKönigskinder nie verschwiegen. Victoria hat sich als Legasthenikerin(Lese- und Schreibschwäche) geoutet und Mitmenschen mit demselbenHandicap Tipps für das Zurechtkommen im Alltag gegeben. Genau sooffen sprach sie über ihre Magersucht als Teenager und die dahinterverborgenen Versagensängste.
Dazu passt für die meisten Schweden, dass Victoria beharrlich ander Beziehung zu ihrem oft als «simpel» belächelten Freund Danielfestgehalten hat. Ihren Vater nimmt sie stets gegen den Vorwurf inSchutz, dass er Westling als Schwiegersohn lange wegen dessenschlichter Herkunft verhindert habe. Auch dass ihre Eltern sich 1980gegen die vom Reichstag beschlossene Änderung der Thronfolge zu ihrenGunsten aussprachen, findet sie nachträglich in Ordnung. Bis dahinhatten Prinzen in Schweden Vorrang vor Prinzessinnen.
Bei einem der vielen Fototermine im Stockholmer Schlosshofsah Victoria im letzten Jahr, dass eine ältere Frau in der erstenReihe der Schaulustigen mit ihrer kleinen Digitalkamera nichtzurechtkam. Das Objektiv hüpfte immer raus und wieder rein.Seelenruhig und superfreundlich ging die Thronfolgerin zu der Frau,die sie, wie in Schweden üblich, duzte. «Hier, auf diesen Knopf musstdu drücken», sagte sie und stellte sich dann wieder als Foto-Objektin Pose.
Genau diese Art hat Victoria zu dem mit Abstand populärstenMitglied der schwedischen Königsfamilie gemacht: Sie gilt als nichtso intellektuell und inzwischen ausgeprägt ernst wie die Mutter, alsnicht so mondän und um Ausstrahlung als Schönheit bemüht wie diejüngere Schwester Prinzessin Madeleine (28), und deutlich umfassenderinteressiert als der König oder der Bruder, Prinz Carl Philip (31).Die beiden Männer am Hof zieht es, getrennt und vereint, vor allemauf Autorennbahnen und die Elchjagd.
Wird sie nach den wichtigsten Einflüssen aus ihrer Kindheitgefragt, nennt sie Namen, die in Schweden jeder kennt: «PippiLangstrumpf, das ist schon ein wichtiges Vorbild gewesen. Und Emil aus Lönneberga.» Emil heißt in Schweden Astrid Lindgrens Kinderbuch-Held, den deutsche Kinder als Michel kennen.
Über ihren Kinderwunsch hat Victoria bisher nicht viel mehr alsdas unverbindliche «Ja, sicher doch» gesagt. Man kann sicher sein,dass sie sich auf das Vorlesen von Lindgren-Büchern freut. Mit der2002 gestorbenen Kinderbuchautorin (1907-2002) hat sich Schwedensnächste Königin immer sehr gut verstanden.