Schreibmaschine Schreibmaschine: Leises Ende einer großen Geschichte
Halle (Saale)/MZ. - Erst das Tonband, dann der Walkman, schließlich die Glühbirne und nun auch noch die Schreibmaschine. 203 Jahre nachdem der Italiener Pellegrino Turri die erste Schreibmaschine der Welt für die Gräfin Carolina da Fivizzono herstellte, hat die Firma Godrej & Boyce ihre Schreibmaschinenfabrik im indischen Mumbai geschlossen. Es ist nicht nur das Ende einer Fabrik, sondern das Ende einer Ära: Godrej & Boyce, 1897 gegründet, war weltweit die letzte Firma, die noch Schreibmaschinen herstellte.
Ein Ende, das absehbar war. Zwar sind Schreibmaschinen im Westen schon lange aus Büros und Sekretariaten verschwunden, doch wie in vielen anderen Entwicklungsländern hielten sie sich auch in Indien hartnäckig. Noch Mitte der 90er setzte die Firma 50 000 Maschinen jährlich ab. "Bis 2009 waren es noch 12 000", beschrieb ein Firmensprecher in der englischen "Daily Mail". Zuletzt aber sei man nur noch auf 800 Maschinen gekommen. Und die habe nicht einmal mehr jemand gekauft.
Überall haben Computer die anfangs mechanischen, später elektrischen und schließlich sogar elektronischen Klapperkisten abgelöst. Es half den Herstellern nichts, dass sie versuchten, dem PC mit eingebauten Speichern Paroli zu bieten. Der Computer war besser und er blieb besser, obwohl er sein Tastaturlayout direkt von seiner Vorgängerin übernahm. Die "Qwertz" genannte Tastenanordnung, die den Notwendigkeiten des Zehn-Finger-Schreibens folgte, sich aber heute auch auf modernen Smartphones wiederfindet, auf denen garantiert niemand mit zehn Fingern tippt, ist das Erbe der Schreibmaschine. 200 Exemplare stehen bei Godrej & Boyce noch im Lager und warten auf Käufer. Die meisten davon, heißt es, hätten aber arabische Buchstaben.STK