Film Scholz: Studio Babelsberg muss erhalten bleiben
Die schwachen Auftragsaussichten des Studio Babelsberg besorgen auch Bundeskanzler Olaf Scholz auf seiner Sommerreise. Der Chef des Studios hat eine Idee, wie dem Filmstandort Deutschland wieder auf die Beine zu helfen sei.
Potsdam - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Bedeutung des Studios in Babelsberg für den Filmstandort Deutschland hervorgehoben. „Wer sieht, wie viele Fähigkeiten hier zusammengekommen sind, der weiß auch, das muss hier (...) aufrechterhalten werden“, sagte Scholz bei seinem Besuch des Studios am Dienstagvormittag. Wenn es einmal nicht mehr weitergehe, sei es nur schwer wieder aufzubauen. Scholz ist seit einigen Tagen auf Sommerreise in seiner Funktion als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter seines Wahlkreises.
Die Filmproduktion in Babelsberg habe über Jahre auch international eine Rolle gespielt - eine Tradition „mit weltweiter Ausstrahlung und weltweit bekannten Stars“, so Scholz. Diese Tradition solle fortgeführt werden. „Deshalb ist es in der Tat richtig, dass wir uns Gedanken machen über die Filmförderungsstrukturen in Deutschland“, führte Scholz aus. „Und werden spätestens im Laufe des nächsten Jahres dafür weitreichende Entscheidungen für die Zukunft treffen.“
Der Dreh-Standort befindet sich aktuell in schwierigem Fahrwasser. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hält die Auftragslage der Filmschmiede derzeit für „nicht ideal“. Ausbleibende Aufträge führen die Verantwortlichen des Studios nach eigenen Angaben unter anderem auf den aktuellen Drehbuchautorenstreik in den USA zurück.
Der neue Co-Vorstandschef der weltberühmten Filmschmiede Studio Babelsberg, Andy Weltman, ließ bei dem Scholz-Besuch das Thema möglicher Steuervergünstigungen für die Filmbranche in Deutschland anklingen. „Ich hoffe, dass der heutige Besuch ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit von wettbewerbsfördernden und robusten steuerlichen Anreizen wirft“, sagte Weltman. Dies werde dazu beitragen, dass Deutschland wieder eine führende Rolle in der internationalen Filmproduktion einnehme.
„Uns treiben im Augenblick natürlich viele Sorgen um diesen Standort um“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister, Jörg Steinbach (SPD), am Dienstag. Es sei jedoch in Gesprächen deutlich geworden, dass „alle das Interesse haben, dass dieser Standort wieder zu einer neuen Leuchtkraft wird.“ Das Land werde bei den Gesprächen mit den Investoren am Ball bleiben.
Filmemacher und Oskar-Preisträger Volker Schlöndorff hatte der „Märkischen Allgemeinen“ (Dienstag) gesagt, er sehe das traditionsreiche Studio Babelsberg nach einer seit Monaten andauernden Drehpause in „allerhöchster Gefahr“. „Acht Monate ohne Aktivität - einen solchen Stillstand hat es noch nie gegeben“, sagte Schlöndorff. „Dass das gerade so hingenommen wird, erschüttert mich.“ Auf den Streik der Drehbuchautoren in Hollywood könne man es nicht schieben, meinte Schlöndorff. „Da müsste es ja eigentlich hier brummen.“
Schlöndorff kritisierte, es sei nicht erkennbar, welchen Plan die neuen Studiochefs der Cinespace-Gruppe verfolgten. „Ich weiß nicht, wie die wieder in die Gänge kommen wollen“, sagte er der Zeitung.
Das Studio Babelsberg ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. Zum Programm gehörten die Serie „Babylon Berlin“ oder Filme wie „Bridge of Spies“. Die historische Filmproduktionsstätte gab ihre Leitung im März in die Hände der Cinespace Studios, die zum Immobilieninvestor TPG gehören.