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Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein: Mörder des kleinen Tim aus Elmshorn ab Montag vor Gericht

Von Sebastian Raabe 01.02.2006, 09:45

Elmshorn/Itzehoe/dpa. - Nicht einmal drei Monate nachdem die Leiche des Jungen inElmshorn bei Hamburg gefunden wurde, muss sich vom 6. Februar an der38 Jahre alte ehemalige Lebensgefährte der Mutter vor dem LandgerichtItzehoe wegen Totschlags verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirftOliver H. vor, das Kind brutal misshandelt und mit Schlägen auf denKopf so schwer verletzt zu haben, dass Tim wenige Stunden späterstarb.

Sechs Tage lang suchten Polizei und Feuerwehr im November in derbeschaulichen Kleinstadt mit einem Großaufgebot nach dem Zweijährigen- ohne Erfolg. Am 16. November schließlich wurden die schlimmstenBefürchtungen traurige Gewissheit: Verpackt in einer Sporttaschefanden Ermittler die Leiche des Jungen in einem Garten, ganz in derNähe von Tims Zuhause.

Zuvor hatte die Mutter ihren kleinen Sohn als vermisst gemeldet.Tim sei auf unerklärliche Weise aus seinem Bettchen verschwunden.Doch die Wahrheit kam erst im Laufe der Ermittlungen ans Licht: Die21-Jährige hatte den Jungen bereits 48 Stunden vor derVermisstenanzeige in die Obhut ihres Partners gegeben. Was danngeschah, ist nach wie vor ungewiss: Oliver H. gab an, der Junge seibeim gemeinsamen Duschen gestürzt und habe sich den Kopf gestoßen. Inder darauf folgenden Nacht starb der Junge an seinen schwerenVerletzungen. Erst am nächsten Morgen will Oliver H. das tote Kindentdeckt haben. Er packte die Leiche in eine Sporttasche undversteckte sie in einem Garten. Der Mutter sagt er, der Zweijährigesei verschwunden.

Bereits einen Tag nach dem grausigen Fund wurde der Lebensgefährteder Mutter verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. InVernehmungen übernahm der 38-Jährige die Verantwortung für den Toddes kleinen Jungen, von einem Geständnis war die Rede. Wenig späterrelativierte der Anwalt des 38-Jährigen die Aussagen. Oliver H.bestreitet, den Jungen vorsätzlich getötet zu haben.

Doch was der Bautischler und Gelegenheitsarbeiter zugibt, passtnicht zu den Ergebnissen der Obduktion, meint die Staatsanwaltschaft.Laut des rechtsmedizinischen Gutachtens wurde der kleinen Jungegeschlagen und brutal geschüttelt. Tims Kopf muss mehrfach auf einen«stumpfen Gegenstand» gestoßen worden sein, nach Angaben derErmittler vermutlich gegen eine Wand. Ob sich der Angeklagte imVerfahren selbst äußert, ist noch nicht klar. Am ersten Prozesstagsoll zunächst nur die Anklageschrift verlesen werden. Dem Mann drohenbis zu 15 Jahre Haft.

Während der Ermittlungen meldeten sich immer neue Menschen aus demUmfeld von Tims Mutter und dem mutmaßlichen Täter mit Vorwürfen gegenOliver H. zu Wort, darunter sein Ex-Geschäftspartner und TimsGroßmutter. Schon vor seinem Tod sei der Junge misshandelt worden.«Dafür gibt es Anzeichen», sagt Staatsanwalt Wolfgang Zepter. Bei dergerichtsmedizinischen Untersuchung des Leichnams seien Verletzungenälteren Datums gefunden worden. Ob die Umstände des brutalenGeschehens überhaupt ganz aufgeklärt werden können, muss nun derProzess zeigen.

Eine Kerze und ein Bild von Tim stehen am Mittwoch (16. November 2005) in Elmshorn (Kreis Pinneberg) vor dem Haus, in dem die Leiche des Zweijährigen gefunden wurde. (Foto: dpa)
Eine Kerze und ein Bild von Tim stehen am Mittwoch (16. November 2005) in Elmshorn (Kreis Pinneberg) vor dem Haus, in dem die Leiche des Zweijährigen gefunden wurde. (Foto: dpa)
dpa