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Schifffahrt Schifffahrt: Vor 100 Jahren versank die «Titanic»

Von Chris Melzer 15.03.2012, 09:18
Die zeitgenössische Darstellung zeigt den Untergang des Luxusliners Titanic am 15. April 1912. Bei der Katastrophe fanden 1.522 Menschen den Tod. (FOTO: DPA)
Die zeitgenössische Darstellung zeigt den Untergang des Luxusliners Titanic am 15. April 1912. Bei der Katastrophe fanden 1.522 Menschen den Tod. (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Es war bei weitem nicht die schwersteSchiffskatastrophe, Dutzende Untergänge und Brände kosteten mehrMenschenleben. Doch über kein anderes Unglück wurden mehr als 3000 Bücher geschrieben, Dutzende Dramen und Musicals aufgeführt und eine zweistellige Zahl Filme gedreht. Die «Titanic» ist nicht nur das weltweit bekannteste Schiff, ihr Untergang gilt auch als Symbol für übertriebenen Fortschrittsglauben und menschliche Hybris. Vor 100Jahren (1. Juli 1907) versank «RMS Titanic» im eisigen Meer.

Die Idee zum Bau des Schiffes entstand bei einem Abendessen zwischen Bruce Ismay, Chef der White Star Line, und Lord William Pirrie, Direktor derSchiffbauwerft Harland and Wolff in Belfast. Die beiden technik- und profitbegeisterten Männer beschlossen eine kleine Revolution auf dem großen Atlantik. Seit Jahrzehnten brachten Schiffe Millionen Auswanderer nach Amerika, doch jeder der Ozeanriesen hatte auch eine prestigeträchtige Erste Klasse. Besonderes Renommee versprach das Blaue Band, eine imaginäre Trophäe für die schnellste Atlantiküberquerung. Doch das interessierte Ismay und Pirrie nicht. Ihre Schiffe sollten für etwas anderes stehen: Luxus.

Am 1. Juli 1907 erteilte Ismay den Auftrag für den Bau von zweiRiesenschiffen, ein drittes sollte folgen. Pirrie baute seine Werftaus, statt knapp 6000 waren bald mehr als 11 000 Männer mit dem Bauder Riesen beschäftigt. «Lusitania» und «Mauretania» hießen damalsdie mit je 30 000 Bruttoregistertonnen größten Schiffe. Die etwa 270Meter lange «Titanic» sollte hingegen 46 000 Tonnen groß sein, dieSchwesterschiffe «Olympic» und «Gigantic» kaum kleiner.

Der modernste Stahl war für die Schiffe verbaut worden. Allein einGlied der Ankerkette wog 55 Kilogramm. Die 51 000-PS-Maschine triebdrei 38 Tonnen schwere Schrauben an und brachte das Schiff so auf 21Knoten (39 km/h) - viel zu wenig für das Blaue Band. Die Heizermussten täglich 630 Tonnen Kohle verfeuern, um die drei knapp 25Meter hohen Schornsteine rauchen zu lassen - der vierte war nurAttrappe, die Konkurrenz fuhr schließlich auch mit vieren.

Die Suiten entfalteten eine Pracht, die die reichen Öl- undIndustriebarone noch nicht gesehen hatten. Squashhalle, Schwimmbad,Rauchsalons und Cafés sollten die Atlantiküberquerung zumstandesgemäßen Vergnügen des Geldadels machen. Die zweite Klasse warnoch so luxuriös wie auf anderen Schiffen die erste. Selbst dieAuswanderer im Zwischendeck hausten nicht mehr in Schlafsälen,sondern in eigenen, wenn auch spartanischen Kabinen. 36 Dollarzahlten sie für die Überfahrt, ein paar Decks höher waren es 150.Eine Suite kostete allerdings mehr als 4000 Dollar.

Mit 1300 Passagieren war die Jungfernfahrt nur gut zur Hälfteausgebucht. Wer mitfuhr, fühlte sich elitär - und sicher. Schließlichhatte das Schiff einen zweifachen Boden und Schotten, die einleckgeschlagenes Segment abtrennen konnten. Das Schiff war «das inStahl genietete Selbstbewusstsein, den Naturgewalten gewachsen zusein», schreibt der Marinehistoriker Thies Völker: «Alles schien mitGoldmark, Pfund Sterling oder Dollar manipulierbar zu sein, Gott unddie Natur inklusive.»

Der Rest ist Geschichte: Auf seiner Jungfernfahrt rammte dasSchiff am 14. April 1912 einen Eisberg, durch die verhältnismäßigkleinen Lecks schossen schon in der ersten Stunde 25 000 Tonneneiskaltes Wasser in das Schiff - zu viel für die Schotten. Die Zahlder Rettungsboote entsprach zwar den Vorschriften, zu wenige waren esdennoch. Von den 2200 Menschen an Bord der «Titanic» starben 1500.Unter den Toten auch ein Teil der Geldprominenz. John Jacob Astor IV,von einem Schornstein erschlagen, wurde identifiziert, weil imSmoking der Leiche die unglaubliche Summe von 4000 Dollar in bargefunden wurde.

Der erste Film über die Tragödie wurde schon ein Jahr spätergedreht. In der Hauptrolle: Dorothy Gibson, Überlebende derKatastrophe. Doch eigentlich hatte man alles schon 1898 nachlesenkönnen. Da veröffentlichte ein Amerikaner namens Morgan Robertson dieGeschichte eines Riesenschiffes, das als unsinkbar gilt, aber ineiner Aprilnacht auf dem Weg nach New York einen Eisberg rammt und,weil zu wenige Rettungsboote an Bord sind, die meisten der 3000Menschen an Bord mit in die eisige Tiefe reißt. Der Name desRomanschiffes: «Titan».

Der Luxusdampfer «Titanic», der 1912 vor der kanadischen Küste sank. Die Titanic ist das weltweit bekannteste Schiff, über ihren Untergang wurden 3000 Bücher geschrieben, eine zweistellige Zahl an Filmen gedreht und dutzende Dramen und Musicals aufgeführt. (Foto: dpa)
Der Luxusdampfer «Titanic», der 1912 vor der kanadischen Küste sank. Die Titanic ist das weltweit bekannteste Schiff, über ihren Untergang wurden 3000 Bücher geschrieben, eine zweistellige Zahl an Filmen gedreht und dutzende Dramen und Musicals aufgeführt. (Foto: dpa)
pa
Ein historisches Schwarz-Weiß-Foto zeigt die Titanic, wie sie zu ihrer Jungfernfahrt im April 1912 aus dem Belfaster Hafen geschleppt wird. Bis zum 100. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Ein historisches Schwarz-Weiß-Foto zeigt die Titanic, wie sie zu ihrer Jungfernfahrt im April 1912 aus dem Belfaster Hafen geschleppt wird. Bis zum 100. (FOTO: ARCHIV/DPA)
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