Schifffahrt Schifffahrt: Mehr als 1000 Tote bei Havarie

Nairobi/Dakar/Germersheim/dpa. - DieUnglücksfähre war in der «Neuen Germersheimer Schiffswerft» imrheinland-pfälzischen Germersheim gebaut worden. Einen entsprechendenBericht des «Hamburger Abendblatts» bestätigte das Unternehmen amMontag.
Entgegen früherer Informationen befanden sich mindestens 1034Passagiere an Bord, als die für 550 Menschen zugelassenesenegalesische «Joola» am Donnerstag vor der Küste Gambias kenterte.Wie senegalische Behördensprecher am Montag in der Hauptstadt Dakarbestätigten, hätten sich an Bord des staatlichen Fährschiffs 238Menschen mehr aufgehalten als ursprünglich angenommen. Damit war diePassagierfähre mit doppelt so vielen Menschen beladen wie zugelassen.
Unter den Opfern befinden sich 10 Franzosen, 5 Spanier, 2Niederländer, 2 Belgier und 2 Schweizer sowie 20 Menschen ausGuinea Bissau. Wie ein Krisenstab der Regierung in Dakar bekannt gab,sei ein Franzose unter den Geretteten.
Rettungskräfte, unter ihnen Taucher aus Frankreich, Senegal undGambia, versuchten, die im Schiffsrumpf eingeschlossenen Leichen zubergen. Lediglich 64 Menschen überlebten das Unglück nach derzeitigemKenntnisstand. Bislang holten die Helfer knapp 400 Leichen aus demWrack. Die «Joola» war auf dem Weg von der südlichen ProvinzCasamance nach Dakar in einen Sturm geraten und gekentert.
Medien und Hinterbliebene übten wegen fehlender Kontrollen undmangelnder Sicherheit heftige Kritik an den Verkehrsbehörden desLandes. Die «Neue Germersheimer Schiffswerft» widersprach allerdingsden ersten Angaben von Präsident Abdoulayae Wade, nach denen dasSchiff nur auf einem See hätte fahren dürfen. Das 79,50 Meter langeSchiff habe bis zu 50 Seemeilen weit aufs Meer hinausfahren dürfen,sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Georg Höckels. «DasSchiff ist für diese Zwecke, gerade für diese Strecke gebaut worden»,sagte Höckels, «aber wir können es nicht auslegen für 100 Prozentmehr Fahrgäste und verrutschende Ladung.»
Zwar gab es bis zum Montag keine genauen Angaben zur Position der«Joola». Doch verkehren die Fähren von Süd- nach Nordsenegal in derRegel innerhalb einer 50-Meilen-Zone. Wade hatte am Sonntag dieVerantwortung der Regierung für die Tragödie eingeräumt.
Das Unglück entpuppt sich angesichts der neuen Opferzahlen zueiner der größten Schiffstragödien der letzten Jahrzehnte. Zunächstwaren die Behörden von 800 Passagieren ausgegangen; die übrigen warenspäter zugestiegen und wurden nicht aufgelistet. 1996 starben beimUntergang einer Fähre auf dem Viktoriasee in Tansania fast 700Menschen.
