Bundestagswahl in Berlin „Sandwich statt Donut“ - Besonderheiten Berlins
Großstädte wählen etwas anders als Landkreise, Ost anders als West. Berlin ist eine Nummer für sich.

Berlin - Die Hauptstadt hat bei der Bundestagswahl aus Sicht des Landeswahlleiters wieder eine Besonderheit dargestellt. Die fünf im neuen Bundestag vertretenen Parteien liegen ungewöhnlich dicht beieinander und zugleich ist die Stadt dreigeteilt. „Vom Donut zum Sandwich“, fasste Berlins Landeswahlleiter Stephan Bröchler die optische Darstellung des Zweitstimmenergebnisses zusammen.
Das Bild gleicht einem aufgestellten Sandwich mit drei Schichten: im Westen Berlins die Bezirke mit einer etwas stärkeren CDU, in der Mitte führt die Linke und ganz im Osten die AfD. Grüne und SPD liegen in einigen Bezirken nur bei den Erststimmen vorn. Bei der letzten Bundestagswahl hatte eher die Innenstadt eine andere Farbe als die Randbezirke.
Die Besonderheit Berlins - Großstadt aus West und Ost - habe sich bei Wahlen schon früher gezeigt, sagte Bröchler. Nun sind alle fünf Bundestagsparteien ähnlich stark: Linke 19,9, CDU 18,3, Grüne 16,8, AfD 15,2 und SPD 15,1 Prozent.
Ruhiger Wahltag
Ansonsten sei die Wahl erfolgreich und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. „Wir hatten ein reges Interesse bei der Beteiligung, aber zugleich eine ruhige Lage in den Wahllokalen“, sagte der Landeswahlleiter. Die Wahlbeteiligung habe mit 80,3 Prozent (2021: 69,5) ungewöhnlich hoch gelegen, und der Abstand zu ganz Deutschland mit einer Wahlbeteiligung von 82,5 Prozent (2021: 76,4) sei deutlich geschrumpft.
In Marzahn-Hellersdorf seien bereits in der Nacht zwei Wahlbezirke neu ausgezählt worden. In Tempelhof-Schöneberg habe die Bezirkswahlleitung angekündigt, drei Wahlbezirke neu auszuzählen. Auch in anderen Wahlkreisen sei das zu erwarten wie schon bei früheren Wahlen.
Bröchler betonte, ein sehr knappes Ergebnis zwischen dem ersten und zweiten Kandidaten - wie in Tempelhof-Schöneberg - alleine sei kein Grund für eine neue Auszählung. Es müssten Unstimmigkeiten bei Ergebnissen einzelner Urnen vorliegen. Auch die neue Auszählung sei öffentlich.
Beschwerden von Auslandsdeutschen
Durch die knappe Zeit zum Verschicken von Briefwahlunterlagen habe es viele Beschwerden von im Ausland lebenden Deutschen gegeben, sagte Bröchler. 17.000 Wahlscheine seien für diese Gruppe ausgestellt worden. Insgesamt seien 840.000 Wahlberechtigten in Berlin Briefwahlunterlagen zugeschickt worden.
Wie viele der Wählerstimmen von Auslandsdeutschen möglicherweise erst nach der Wahl per Post bei den Bezirken ankämen, werde statistisch nicht erfasst. Die Verantwortung für rechtzeitiges Abschicken läge beim Wähler, betonte Bröchler.
Grundsätzlich rechne er mit einer ganzen Reihe von Beschwerden in Deutschland, damit müsse sich der Bundestag befassen und auch das Bundesverfassungsgericht. „Aber das haben wir nach jeder Wahl.“