Samoa Samoa: Tsunami in der Südsee

Wellington/Jakarta/dpa. - Mindestens 120 Menschen kamen allein auf Samoa umsLeben, als nach einem Beben der Stärke 8,0 ein Tsunami ganzeKüstenbereiche ins Meer riss. Auf Sumatra im Indischen Ozean gab esmindestens 75 Tote. Zahlreiche Häuser stürzten ein, Bewohner wurdenunter Trümmern verschüttet. Beide Beben hängen nach Einschätzung vonExperten nicht miteinander zusammen.
Das Beben vor Samoa am Dienstagabend (MESZ) war eines derheftigsten dieses Jahres. Die Wucht des nachfolgenden Tsunamis rissan den langen Stränden Hütten und Ferienanlagen um. Häuser wurden vonihren Fundamenten gerissen. Fischerboote wurden hunderte Meter insLandesinnere geschleudert, Autos und Dächer aufs Meer hinausgezogen.Die Behörden rechneten am Mittwoch mit mindestens 120 Todesopfern.
Leichen stecken im Sand
«Es hat vor allem Kinder und ältere gebrechliche Menschengetroffen», sagte Marita Huch, die Reporterin des lokalenRadiosenders «2AP», der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie fuhr miteinem Team aus Apia 80 Kilometer an die Südküste und sah dortLeichen, die in angeschwemmten Schlamm- und Sandbänken feststeckten.«Es ist vieles schwer beschädigt, und die meisten Touristenanlagensind zerstört», sagte Samoas Vize-Regierungschef Misa Telefoni.
Von dem Tsunami betroffen war neben der ehemaligen deutschenKolonie West-Samoa auch die Schwester-Insel Amerikanisch-Samoa. Dortwurde vor allem die Hauptstadt Pago-Pago getroffen. Eine Brücke seidurch den Sog des Wassers eingestürzt, sagte der Gouverneur TogiolaTulafono im Fernsehen. Besonders die zweite der rund fünfTsunamiwellen sei verheerend gewesen. US-Präsident Barack Obamaerklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Dort sollen mindestens 28Menschen ums Leben gekommen sein.
Tsunami-Warnung rettete Leben
Die meisten Menschen in den Küstenregionen suchten nach demErdstoß umgehend das Weite, wie sie es gelernt hatten. «Das hatvielen das Leben gerettet», meinte die Radioreporterin. «Wir habenseit dem Tsunami im Indischen Ozean 2004 regelmäßig Tsunami-Übungenabgehalten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das ebenmitten in der Nacht passiert wäre.» Bei dem Tsunami 2004 waren rundum den Indischen Ozean 230 000 Menschen ums Leben gekommen.
Die besonders betroffene Südküste der Hauptinsel Upolu ist einTouristenparadies. Wie viele Ausländer ums Leben kamen oder vermisstwurden, war zunächst unklar. Die neuseeländische Luftwaffe schickteein Aufklärungsflugzeug in die 2800 Kilometer entfernte Region, umnach Überlebenden zu suchen, die vielleicht auf das Meerhinausgerissen worden waren.
Berliner Ehepaar verletzt
An der Küste machte auch ein deutsches Ehepaar Urlaub. DieBerliner erlitten leichte Verletzungen und wurden in einemKrankenhaus versorgt, sagte der deutsche Honorarkonsul, ArneSchreiber. Die 25 auf Samoa lebenden Deutschen seien wohlauf.
Rund 10 000 Kilometer von Samoa entfernt versetzte ein schweresBeben auf Sumatra die Menschen in Angst und Schrecken. Auch Stundennach den Erdstößen gab es noch keine genaue Übersicht über das Ausmaßder Schäden. Während die Behörden von 75 Toten sprachen, berichtetenörtliche Medien von möglicherweise mehreren hundert Opfern undtausenden Häusern, die eingestürzt sind.
Menschen auf Sumatra unter Trümmern begraben
Das Zentrum des Bebens lag vor der Westküste von Sumatra, etwa 45Kilometer nordwestlich von Padang. Viele Menschen wurden unter denTrümmern der eingestürzten Häuser begraben. Wie Nicola Breunig vonder Hilfsorganisation Help in Medan im Norden Sumatras der DeutschenPresse-Agentur dpa berichtete, war zunächst eine Tsunami-Warnungausgegeben worden, die jedoch kurze Zeit später wieder aufgehobenwurde. «Menschen liefen in Panik aus den Häusern. Viele gingen auchnicht wieder in die Gebäude zurück», sagte ein Bewohner aus demNorden der Insel in einem Interview. Nach Meldungen desFernsehsenders TV One wurde der Flughafen von Padang vorübergehendgeschlossen, nachdem Dächer der Gebäude beschädigt worden waren.
Animierte Grafik: Tsunami - Mehr als hundert Tote auf den Samoa-Inseln und Tonga
Vor Sumatra lag auch das Epizentrum des Bebens, das Weihnachten2004 den verheerenden Tsunami im Indischen Ozean ausgelöst hatte.230 000 Menschen kamen damals ums Leben. Nicola Breunig von Help ausTauberbischofsheim in Baden-Württemberg gehört ebenso wie zahlreicheandere Angehörige von deutschen Organisationen, darunter mehrereMitglieds-Institutionen der Aktion Deutschland hilft, zu den vielenHelfern, die noch immer am Wiederaufbau in der Region arbeiten.
Experten: Kein Zusammenhang zwischen Beben
Die zwei Beben binnen weniger Stunden stehen nach Angaben vonExperten in keinem Zusammenhang. «Nach unserem derzeitigenKenntnisstand hat das gar nichts miteinander zu tun», sagte derLeiter der Sektion Seismologie am Deutschen GeoForschungsZentrum(GFZ) in Potsdam, Rainer Kind, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Esgebe bisher keine Beweise dafür, dass sich die durch ein Erdbebenausgelöste Kraft über Tausende von Kilometern ausbreitet. «Dass beideBeben zeitlich so eng beieinanderliegen ist Zufall», betonte derExperte - zumindest so weit man heute weiß. «Vielleicht sind wir ineinigen Jahrzehnten mit der Forschung weiter.»
