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Sachsen Sachsen: Elbe-Pegel erreicht in Dresden seinen Höhepunkt

03.04.2006, 14:04
Im Dresdner Stadtzentrum steht am Dienstag (4. April 2006) das Königsufer gegenüber der Frauenkirche unter Wasser. (Foto: dpa)
Im Dresdner Stadtzentrum steht am Dienstag (4. April 2006) das Königsufer gegenüber der Frauenkirche unter Wasser. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Der sächsische Landkreis Torgau-Oschatz rief Katastrophenalarm für sieben Gemeinden aus. Dort werden die Höchststände am Mittwoch erwartet. In Magdeburg kletterte das Wasser stärker als erwartet, und auch in Brandenburg verschärfte sich die Lage.

In St. Georgen in Oberösterreich ertrank ein Kind. Der 18 Monatealte Junge hatte in einem Garten gespielt, der an den Hochwasserführenden Fluss Ager grenzte. Zwei Männer, die mit einem Boot auf derMarch unterwegs waren, werden nach Behördenangaben vermisst. InBayern starb am Montag ein 86-jähriger Rentner, als er beimAuswaschen von Abfalleimern in einen Fluss gerissen wurde.

In Dresden blieb das Hochwasser der Elbe mit rund 7,50 Meter fastzwei Meter unter dem Rekordwert von 2002 (9,40 Meter). Normal sindzwei Meter. Die Gefahr von Deichbrüchen ist noch nicht vollständiggebannt, denn der Fluss zieht sich nur langsam in sein Flussbettzurück. Bis zum Wochenende werde die 7-Meter-Marke in Dresden kaumunterschritten, teilte die Landeshochwasserzentrale mit. Bis dahingilt weiter die höchste Alarmstufe 4.

«Von Entspannung kann noch keine Rede sein», sagte der Präsidentdes Landesamtes für Umwelt und Geologie, Hartmut Biele. DasHochwasser werde Sachsen noch bis Ostern beschäftigen. DerHochwasserscheitel erstreckte sich am Dienstag über rund 100Kilometer von Schöna an der tschechischen Grenze bis Riesa unterhalbDresdens.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) lobte denEinsatz der Bundeswehr. Bei einem Besuch am Dienstagabend in Gohlisunweit von Riesa äußerte er sich zufrieden. Derzeit sind in Sachsenrund 300 Soldaten eingesetzt.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) räumte unterdessenMängel beim umstrittenen Straßenbau im Hochwassergebiet von Gohlisein. Aus heutiger Sicht sei es sicher ein Fehler gewesen, die Straßeals Damm zu bauen», sagte er. Die Staatsstraße 88 verhindert dort einAbfließen des Hochwassers und soll nun durchbrochen werden. Nacheinem provisorischen Übergang ist später eine Brücke geplant.

Für den Hochwasserschutz müssten auch einzelne BürgerZugeständnisse machen. «Wenn es nicht zu freiwilligen Lösungen kommt,muss es Eingriffe auch beim privaten Eigentum geben», sagte Milbradt.Deiche könnten nur ausgebaut oder verteidigt werden, wenn sie vonHilfskräften auch zu erreichen seien.

Rund 40 Hotels und Pensionen in Elbnähe in der Sächsischen Schweizmussten wegen des Hochwassers schließen. «Die große Stornierungswelleist aber ausgeblieben», sagte der Geschäftsführer desTourismusverbandes Sächsische Schweiz, Tino Richter.

In Magdeburg lag der Pegelstand am Dienstagnachmittag bei rund6,20 Meter und damit höher als am Vortag prognostiziert. 2002 hatteder Höchststand beim Jahrhunderthochwasser dort 6,70 Meter betragen.Normal sind etwa zwei Meter. Der Hochwasserscheitel wird für dasWochenende mit etwa 6,40 Meter erwartet. Die teils erst kürzlichsanierten Deiche in Sachsen-Anhalt hielten, wie der Landesbetrieb fürHochwasserschutz mitteilte. Seit dem Jahrhunderthochwasser 2002 seien300 Millionen Euro investiert worden. «Die Deiche sind saniert unddie Helfer geschult», sagte Sachsen-Anhalts Innenminister KlausJeziorsky (CDU).

In Dessau stagnierten die Elbe-Pegelstände bei 6,52 Meter. Normalsind dort 2,37 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 wurden 7,15 Metergemessen.

In Österreich wurden mehr als 400 Häuser überflutet. Zuvor warenan der March, dem Grenzfluss zwischen Niederösterreich und derSlowakei, zwei Dämme gebrochen. Am schlimmsten betroffen war der OrtDürnkrut rund 35 Kilometer nordöstlich von Wien. Dort standen rund350 der 900 Häuser unter Wasser. In der Nacht zum Dienstag musstennach Angaben des österreichischen Rundfunks ORF Häuser in dreiweiteren Orte geräumt werden. Das geringe Gefälle in der tiefgelegenen, ebenen Region könne dazu führen, dass das Wasser noch Tageoder gar Wochen stehen bleibe, hieß es.

In Ungarn wurden bis Dienstag mehr als 500 Menschen in Sicherheitgebracht. Zwar sank die Donau im oberen Bereich, flussabwärts wurdeaber die Alarmbereitschaft streckenweise auf die höchste Stufe 3erhöht. Der Hochwasserscheitel wurde am Abend in Budapest mit einemWasserstand von 8,60 Meter erwartet. Alle Uferstraßen warenüberflutet. Bei der Flut 2002 hatte der Wasserstand 8,48 Metererreicht. Am Donauknie kämpften die Helfer gegen immer neue Lecks inden Sandsack-Deichen.

In Tschechien floss das Hochwasser der Elbe in Richtung Sachsenab. Rund 1500 Menschen durften aber zunächst nicht in ihre Wohnungenzurückkehren. Von Wochenmitte an sei ein neues Ansteigen der Elbe aufGrund von Regen und Schneeschmelze nicht ausgeschlossen, hieß es.

Ein seit der Flut 2002 restauriertes historisches Haus steht am Dienstag (4. April 2006) in einer überfluteten Straße von Meißen. Das Elbehochwasser hat in der historischen Altstadt viele Straßen unpassierbar gemacht. (Foto: dpa)
Ein seit der Flut 2002 restauriertes historisches Haus steht am Dienstag (4. April 2006) in einer überfluteten Straße von Meißen. Das Elbehochwasser hat in der historischen Altstadt viele Straßen unpassierbar gemacht. (Foto: dpa)
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Im Dresdner Stadtzentrum blickt am Dienstag (04.04.2006) Bertold Kalisch über den Damm an seinem Biergarten auf die Elbe. Der Pegel soll am Tag den Scheitelpunkt erreicht haben. Am Morgen zeigte er 7,49 Meter und sank dann um einen Zentimeter. (Foto: dpa)
Im Dresdner Stadtzentrum blickt am Dienstag (04.04.2006) Bertold Kalisch über den Damm an seinem Biergarten auf die Elbe. Der Pegel soll am Tag den Scheitelpunkt erreicht haben. Am Morgen zeigte er 7,49 Meter und sank dann um einen Zentimeter. (Foto: dpa)
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