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Russland Russland: Mindestens 75 Tote bei schwerem Grubenunglück

19.03.2007, 12:23
Beim schwersten Grubenunglück in Russland seit zehnJahren sind im sibirischen Kohlerevier Kusbass Dutzende Bergleute umsLeben gekommen. (Foto: dpa)
Beim schwersten Grubenunglück in Russland seit zehnJahren sind im sibirischen Kohlerevier Kusbass Dutzende Bergleute umsLeben gekommen. (Foto: dpa) NTV

Moskau/dpa. - Rettungskräfte fanden bis Montagabend 75 Leichen.Doch immer noch blieben mehr als 40 Männer in der Schachtanlagebei der Stadt Nowokusnezk vermisst, wie die Verwaltung dessibirischen Gebiets Kemerowo mitteilte. «Wir sprechen hier über einsehr schweres Unglück», sagte ein Behördensprecher. Ursache sei dieExplosion von Methangas gewesen.

Zum Unfallzeitpunkt hatten nach Angaben der Zeche Uljanowskajaetwa 200 Bergleute unter Tage gearbeitet, von denen 83 lebendgeborgen werden konnten. Auch vier Vertreter der Grubenleitung undausländische Spezialisten seien im Bergwerk gewesen. Sie seien biszum Montagabend nicht gefunden worden.

Starker Rauch behinderte die Rettungsarbeiten in dem Bergwerk 3200Kilometer östlich von Moskau. Die 2002 in Betrieb genommene Grubezählt zu den modernsten Russlands und gehört zum Firmenimperium desOligarchen Roman Abramowitsch. Die Justiz leitete Ermittlungen wegenfahrlässiger Verletzung der Sicherheitsbestimmungen ein. 1997 warenin einer anderen Schachtanlage bei Nowokusnezk 67 Bergarbeiter umsLeben gekommen.

«Bis kurz vor dem Unglück lagen alle Luftwerte in der Norm», sagteein Firmensprecher. Aus noch ungeklärter Ursache sei der Methangehaltplötzlich stark angestiegen, was zur Explosion unter Tage führte.Fünf Bergleute wurden verletzt und in umliegende Krankenhäusergebracht. Präsident Wladimir Putin schickte ZivilschutzministerSergej Schoigu zum Unglücksort. Mit an Bord der Sondermaschine ausMoskau waren auch Psychologen sowie weitere Helfer. Aus der gesamtenRegion wurden zudem erfahrene Rettungskräfte hinzugezogen.

Die betroffene Schachtanlage liegt in der wichtigsten russischenKohleregion Kusbass im Gebiet Kemerowo. Die Zeche war am 7. Oktober2002 zu Ehren des 50. Geburtstags von Präsident Putin in Betriebgenommen worden. Pro Jahr werden drei Millionen Tonnen Kohlegefördert. Die Betreiberfirma Juschkusbassugol gehört zumStahlkonzern Evraz Group des Oligarchen Roman Abramowitsch.

Die russischen Kohleminen zählen zu den gefährlichsten der Welt.Frühere Explosionen ereigneten sich fast ausschließlich in völligveralteten Gruben. Die Gewerkschaft kritisierte, dass die Bergleutenur 30 bis 40 Prozent ihres Lohns garantiert bekämen und der Rest alsPrämie für die Planerfüllung gezahlt werde. «Deshalb arbeiten dieKumpel oft zu schnell und ignorieren eine heraufziehende Gefahr»,sagte der Gewerkschaftler Alexander Sergejew dem Moskauer Radiosender«Echo Moskwy».

Grubenunglück in Russland (Grafik: dpa)
Grubenunglück in Russland (Grafik: dpa)
dpa