Forschung Rund 1,7 Millionen Euro für Algenforschung vom Bund
Um Algen als Alternative zu fossilen Rohstoffen einzusetzen, ist noch viel Arbeit notwendig. Einheimische Firmen sollen jetzt in einem Netzwerk von der Algenforschung in Sachsen-Anhalt profitieren.
![Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt „AlgaeHub“ jetzt mit rund 1,7 Millionen Euro.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/10/665fd33f-6463-4e6e-89d4-92c1927986c1.jpeg?w=1024&auto=format)
Köthen - Wie können Algen zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Wirtschaft in Mitteldeutschland beitragen? Mit dem „AlgaeHub“ entsteht in Sachsen-Anhalt ein Netzwerk regionaler Firmen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Vorhaben als Beitrag zum Umbau der ehemaligen Kohleregion mit rund 1,7 Millionen Euro. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) besuchte das Kompetenzzentrum für Algentechnologie an der Hochschule Anhalt in Köthen am Montag.
Algen als Alternative zu Erdöl und Erdgas
„Es geht um Algen als Alternative, nicht als Ersatz zu anderen Rohstoffen, wie Erdöl und Erdgas“, sagte die Sprecherin der Hochschule Anhalt, Bettina Kranhold. „Das Projekt beinhaltet auch Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.“ In einem ersten Schritt werden sich an dem Vorhaben die Algenfarm Klötze GmbH & Co. KG (Altmarkkreis Salzwedel), die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH (OT Wittenberg), die Firma Gicon GmbH in Bitterfeld-Wolfen und AlgaeCytes Germany GmbH in Dessau-Roßlau beteiligen.
Einsatzmöglichkeiten in Industrie und Landwirtschaft für Algen
„Neben Verfahren zur Energie- und Rohstoffeinsparung sehen wir unter anderem Potenziale in der Nutzung von Mikroalgen. Davon ausgehend könnten geschlossene Rohstoffkreisläufe erprobt und geschaffen werden“, sagte der Sprecher von SKW Piesteritz, Christopher Profitlich. „Diese könnten bei der Nutzung von in Industrieprozessen anfallendem Kohlendioxid in der Algenproduktion beginnen, sich über durch Algen erzeugte Rohstoffe, zum Beispiel Biomethan, fortsetzen und in deren Verwendung in Industrie und Landwirtschaft den Kreislauf schließen.“ Unter diesen Gesichtspunkten sei die Arbeit am Kompetenzzentrum Algenbiotechnologie der Hochschule Anhalt und speziell im Projekt „Algaehub“ von Interesse für SKW Piesteritz.
Algen als Bestandteil hochwertiger Produkte
„Wir haben in Mitteldeutschland die Forschung und die Wertschöpfungskette von den Anlagenherstellern, wie Gicon bis zur Algenfarm“, sagte der Geschäftsführer der Algenfarm Klötze GmbH & Co KG, Jörg Ullmann. „Wir untersuchen zusammen mit der Hochschule Niederrhein (Krefeld/Nordrhein-Westfalen) Fadenalgen als Alternative zu Baumwolle. Das funktioniert im Forschungsstadium schon sehr gut.“ Weitere Anwendungsgebiete sind hochwertige Produkte im medizinischen und kosmetischen Bereich als auch im Nahrungsmittelbereich.
Algen brauchen kein Land und wachsen schneller als Feldfrüchte
Mikroalgen können in Tannenbaumreaktoren produziert werden. Der Name bezieht sich auf die kegelstumpfförmige Geometrie des Gestells, das von einem Schlauchsystem umwickelt ist und einem Tannenbaum ähnelt. In den Schläuchen befindet sich die Algennährlösung und auf diese Art wird das Sonnenlicht effektiv genutzt. Ist eine gewisse Biomassedichte erreicht, kann ein Teil der Algenlösung abgelassen werden.
Ein großer Vorteil ist, dass sie fünf bis zwanzig Mal schneller wachsen als Feldfrüchte wie Mais oder Raps. Algen brauchen keine Landfläche, sie können überall mit Wasser, Licht, Kohlendioxid und Nährsalzen gedeihen.
Aus Algen kann auch eine erdölähnliche Substanz gewonnen werden. Das Laborprojekt heißt „Algentankstelle“. Daraus können Schmieröle für die Kosmetikindustrie oder andere Wirkstoffe gewonnen werden.