Rüdiger Nehberg Rüdiger Nehberg: Der Reisende in Sachen Abenteuer wird 70 Jahre alt

Hamburg/dpa. - Er hat den Atlantik im Tretboot überquert, den Blauen Nil bezwungen und im brasilianischen Urwald ohne Ausrüstungund Proviant überlebt. Als Menschenrechtsaktivist kämpfte Rüdiger Nehberg 18 Jahre lang für die Rechte der Yanomani-Indianer - mit Erfolg. Seit drei Jahren zieht er mit seiner «Karawane der Hoffnung» gegen die weibliche Genitalverstümmelung in islamischen Ländern zu Felde. «Meine Lebensaufgabe», sagt Nehberg. «Sollte ich schneller Erfolg haben, als ich denke, suche ich mir natürlich nocheine neue Herausforderung.»
Am 4. Mai wird der Reisende in Sachen Abenteuer 70 Jahre alt, undein Leben ohne Grenzüberschreitung kann sich der Weltenbürger nichtvorstellen. «Angst vor dem Tod habe ich nicht», betont Nehberg, dermit seinen riskanten Überlebensaktionen berühmt wurde. 1981 wurde dergelernte Bäckermeister zunächst als «Würmerfresser» bekannt. Damalswar er zu Fuß, ohne Lebensmittel und ohne Geld quer durch Deutschlandunterwegs. Ein Jahr später besuchte er zum ersten Mal Brasilien undwurde Augenzeuge des Völkermordes an den Indianern im Urwald. «Damalskam der Sinn zum Abenteuer dazu», sagt Nehberg. Aber auch für Unsinnist er durchaus zu haben.
Als «Sir Vival« adelten ihn die Medien und die Gesellschaft fürbedrohte Völker machte ihn zum Partner. Auch für und mit Greenpeaceund amnesty international trat Nehberg in Aktion. Schon vor vielenJahren verkaufte er seine drei florierenden Konditoreien in Hamburgund lebt seither von seinen Abenteuern. 21 Bücher hat er inzwischengeschrieben, seine jüngstes Werk «Rüdiger Nehberg» - dieAutobiografie» ist noch druckfrisch. Das Geld fließt in seineAktionen. Sein Lebensstil ist unaufwendig.
Mit seiner Lebenspartnerin Annette Weber lebt er in einerumgebauten Mühle im schleswig-holsteinischen Rausdorf (KreisStormarn). «Etwa die Hälfte des Jahres bin ich hier, in der anderenZeit in der Welt unterwegs». Auf Wanderschaft gehen, Grenzenauszutesten - das ist sein Lebensmotor. Auch Sterben möchte der indie Jahre gekommene Abenteurer «auf keinen Fall zu Hause im Bett». Erkenne da ein paar abgelegene Plätze, an die er sich zurückziehenwürde, «wenn das Ende naht».
Die Begeisterung für seine Projekte hält Nehberg jung. Obwohl erein Hörgerät braucht und die Gelenke knacken, ist er voller Energieund Lust auf neue Abenteuer. Reisen auf eigene Faust, abseits derRouten, reizte ihn schon immer. Als 17-Jähriger zog derBäckerlehrling erstmals «ab in die Welt». Mit dem Fahrrad ging esüber Paris via Madrid nach Marrakesch an den Rand der Sahara. OhneProviant im heimischen Wald machte er später «Survival» inDeutschland populär. Jahrzehntelang war Nehbergs Überlebenstrainingin Rausdorf ein Renner. Hierhin zieht er sich inzwischen «meist nurnoch privat» zurück. Auch seinen Geburtstag will er er hier mit Frauund Freunden feiern.