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Trotz Pegida-Kritik Roland Kaiser: Dresden bleibt trotz Pegida-Kritik seine "Affäre"

Von Bernhard Honnigfort 05.09.2017, 17:08
Roland Kaiser bei einem Konzert auf den Elbwiesen in Dresden.
Roland Kaiser bei einem Konzert auf den Elbwiesen in Dresden. dpa

Dresden - Was man sicher weiß: Eine Dresdnerin, Melitta Bentz, hat den Kaffeefilter erfunden. 1908 patentiert. Christine Hardt, auch aus Dresden, hat den Büstenhalter erfunden, 1899 patentiert. Robert Sputh, auch von dort: der Bierdeckel, 1892. Der Teebeutel: Adolf Rambold, 1929. Die Zahncreme: Ottomar Heinsius von Mayenburg, 1907.

Was man nicht weiß: Kaisermania. Wer hat das eigentlich erfunden? Eine Mania ist laut Wörterbuch eine Form von Raserei, die angeblich auf eine etruskische Todesgöttin zurückgeht. Und der Kaiser, Vorname Roland, ist ein erfolgreicher deutscher Schlagersänger, ein freundlicher Herr von 65 Jahren, der stets im eleganten Frack vor seine Anhänger tritt, seit 2010 mit Hilfe einer transplantierten Lunge singt und darüber hinaus 2015 einem Tatort-Publikum bekannt wurde, wo er einen fiesen Sänger spielte, der an einer Bienengiftallergie litt und per Bienenstich ermordet wurde.

Seine „Affäre": Dresden ist die Roland-Kaiser-Stadt

Eigentlich passen die Raserei der Todesgöttin und der nette Herr Kaiser und seine Lieder nicht in ein Wort. In Dresden ist das, wie auch immer, trotzdem gelungen.

Die Kaisermania ist ein massenhafter Rauschzustand, der in seiner stärksten Ausprägung im Spätsommer am Elbufer vor dem Sächsischen Finanzministerium auftritt, wo der Namen gebende Künstler seit Jahren viermal auf einer Bühne steht und vor insgesamt etwa 50 000 Fans singt. Da kann es wie aus Eimern regnen wie dieses Jahr oder es könnten vier Helene Fischers gleichzeitig Konzerte flussabwärts geben: Den „Roli“, wie die Dresdner Roland Kaiser nennen, würde keiner allein im Regen stehen lassen.

Tickets für Roland-Kaiser-Konzerte 2018: Nach einer halben Stunde ausverkauft

„Roli“ ist ein Muss. Die Karten für die nächsten vier Konzerte 2018 wurden am Montag ab zehn Uhr angeboten. Um 10.30 Uhr waren alle ausverkauft. Nach einem halben Stündchen! Santa Maria! Den „Kaiserwahnsinn“ vollständig erklären, wie die Sächsische Zeitung diese freundliche Form Dresdner Raserei nennt, konnte bislang noch niemand. 

Vermutlich hat sich da etwas hochgeschaukelt und wurde dann in dem Lied „Affäre“ besiegelt, das Kaiser ausdrücklich Dresden widmete: „Dresden du unbesiegte, Dresden du heiß geliebte. Du bist einfach unbeschreiblich.“

Roland Kaiser ist Mitglied der SPD - und spricht sich gegen Pegida aus

2015, das Jahr, in dem Kaiser im Münsteraner Tatort umkam, war auch das Jahr, in dem sich der Sänger, der seit 2002 Mitglied der SPD ist, eine anderen Dresdner Mania widmete: Er hielt eine Rede neben der Frauenkirche und wusch dem Pegida-Volk kräftig den Kopf: „Wir können die vergangenen Wochen nicht zurückdrehen, aber wir können heute anfangen, Position zu beziehen – für Mitmenschlichkeit, Weltoffenheit und für den Dialog miteinander.“

Die Pegida-Führung kochte und prophezeite das Ende der „Affäre“ zwischen Kaiser und Dresden. Aber danach ging es richtig los und wo das noch endet, weiß kein Mensch. Wahrscheinlich ist das Wort Mania bald zu klein und ab 2018, 2019 oder 2020 braucht es ein neues Anhängsel an den Kaiser. Es müsste nur rechtzeitig erfunden werden - von wem auch immer.

(mz)