Riskante Bergung Riskante Bergung: "Costa Concordia" soll aufgerichtet werden

Rom/AFP - Das vor der italienischen Küste havarierte Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ soll am kommenden Montag aufgerichtet werden. „Wenn die Wetterbedingungen es zulassen, wird der Einsatz am Montag um sechs Uhr beginnen“, sagte der Leiter der für die Überwachung der Bergungsmaßnahmen zuständigen Zivilschutzbehörde, Franco Gabrielli, am Donnerstag vor Journalisten in Rom.
Ob grünes Licht für den Einsatz gegeben wird, soll demnach unter Berücksichtigung der Wettervorhersagen am Sonntag um 14 Uhr bekanntgegeben werden. Die Aufrichtung werde voraussichtlich sieben bis acht Stunden dauern, sagte Gabrielli. Geplant ist, dass das Wrack mit Hilfe von Stahlseilen und Flaschenzügen in die Vertikale gebracht wird. „Dies ist ein Einsatz, wie es ihn nie zuvor gegeben hat“, sagte Gabrielli.
Die „Costa Concordia“ war am Abend des 13. Januar 2012 vor der Küste der Insel Giglio mit 4 229 Menschen an Bord gekentert. 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche. Seitdem arbeiten Hunderte Ingenieure und Techniker an den Vorbereitungen zur Bergung des 290 Meter langen und 114 500 Tonnen schweren Schiffs, das auf seiner rechten Seite auf einem Felsen liegt. Die Bergung der „Costa Concordia“ ist die aufwendigste, die es je für ein Passagierschiff gegeben hat. Bislang wurde das Wrack mit Zementsäcken und einer Metallplattform gestützt, damit es nicht von dem Felsen ins tiefere Wasser rutscht. Die Sorge besteht vor allem darin, dass der rostende Rumpf auseinanderbricht. Einsatzkräfte haben Treibstoff aus dem Schiff abgepumpt, um eine Umweltkatastrophe zu verhindern. Umweltschützer fürchten dennoch, dass bei der Aufrichtung giftige Stoffe ins Meer gelangen könnten.
Die Aufrichtung ist die Voraussetzung dafür, dass die „Costa Concordia“ in einen Hafen abgeschleppt werden kann. Die Maßnahme war ursprünglich für September 2012 geplant gewesen und wurde dann bereits einmal auf Mai verschoben. Wenn sie gelingt, muss das Schiff zunächst in der aufrechten Position stabilisiert werden. Dann kann es noch einmal Wochen dauern, bis das Wrack abgeschleppt werden kann. Die Kosten für die Bergungsarbeiten - mehr als 750 Millionen Euro - werden allein von der Reederei Costa Crociere getragen.
„Wir sind uns der Gefährlichkeit des ganzen Unternehmens bewusst“, so Gabrielli. Für alle Ärzte und das Sanitätspersonal ist für den 16. September Bereitschaftsdienst angeordnet. Das Krankenhaus auf eventuell nötige Rettungsmaßnahmen vorbereitet.
Das Aufrichten des Schiffes sei kein Show-Akt. Es wird eine „Tat der Pietät“ sein, denn noch sind zwei Vermisste zu bergen, erklärte Gabrielli. Der Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, ist wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassens eines Schiffes in Seenot angeklagt. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Schettino wird vorgeworfen, die Havarie mit einem riskanten Manöver verursacht zu haben. Dabei war das Schiff zu nah an die Küste gekommen und mit einem Felsen kollidiert.
