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Ribnitz-Damgarten Ribnitz-Damgarten: Bernsteinmuseum öffnet mit spektakulärer Schau

Von Axel Büssem 05.04.2006, 08:31
Eine Museumsmitarbeiterin schaut sich am Mittwoch (05.04.2006) im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern) die Nachbildung des legendären Bernsteinzimmers auf Stofftapeten an. (Foto: dpa)
Eine Museumsmitarbeiterin schaut sich am Mittwoch (05.04.2006) im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern) die Nachbildung des legendären Bernsteinzimmers auf Stofftapeten an. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Ribnitz-Damgarten/dpa. - Lebensechte Urzeittiere, wertvolleKunstschätze, einzigartige Naturphänomene - mit einer spektakulärenSchau wird das Deutsche Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten naheRostock an diesem Freitag nach zweijährigem Umbau wiedereröffnet. Aufnunmehr 1000 statt zuvor 600 Quadratmetern zeigt das Museum alles,was das versteinerte Baumharz so faszinierend macht: Von derEntstehung in prähistorischen Wäldern, über die Bedeutung, dieSteinzeit-Menschen dem «Gold des Meeres» beimaßen, bis zum Einsatz inder Schmuckgestaltung der Gegenwart.

Gleich beim Betreten des Museums nimmt der Bernstein den Besuchergefangen. Von hinten beleuchtete Steine offenbaren ihr funkelndesInneres. Dabei wird auch mit einem Vorurteil aufgeräumt: «Vieledenken, dass Bernstein immer cognacfarben ist. Dabei gibt es mehr als200 Farben, von hellgelb bis fast schwarz», sagt MitarbeiterinAnnegret Damaschun.

Im gesamten unteren Stockwerk wird gezeigt, wie sich der baltischeBernstein vor bis zu 50 Millionen Jahren bildete. Ein Höhepunktdieses Ausstellungsteils ist ein Gecko, der von austretendem Baumharzeingeschlossen wurde und so lebensecht erhalten blieb - zumindestsein Kopf und ein Bein. «Das ist der erste in baltischem Bernsteingefundene Gecko», sagt Museumsdirektor Ulf Erichson stolz. Auch eineingeschlossener Skorpion und mehrere Insekten sehen aus, als hätteman sie erst gestern präpariert.

Im zweiten Stock zeigt das Museum, wie die Menschen im Laufe derJahrhunderte Bernstein zu Grabbeigaben, Schmuck oder edlenGebrauchsgegenständen formten. Das Museum kann auch auf etwa 100wertvolle Leihgaben der Stiftung des Touristikunternehmens TUI, derehemaligen Preussag-Stiftung, zurückgreifen. Der Stahl- undBergbauriese Preussag war bis 1945 Träger der bis heute betriebenenBernsteingrube Palmnicken nahe dem heutigen Kaliningrad undHaupteigner der dortigen Bernsteinmanufaktur.

Etwa 30 Stücke stammten aus einer Sammlung der UniversitätGöttingen, erzählt Erichson, der besonders stolz ist auf diesteinzeitlichen Darstellungen von Bären, Pferden und anderen Tieren.«Ein Verkündigungsrelief aus der Zeit um 1400 aus Danzig oderKönigsberg ist das älteste bekannte Bernsteinkunstwerk desMittelalters», sagt er. Etwa 300 Jahre später entstanden wunderschöneBernsteinpretiosen wie ein Schachbrett und ein Schreibkasten. Daslegendäre Bernsteinzimmer ist auf einer Stofftapete nachgebildet.

Jüngere Arbeiten präsentiert die dritte Abteilung des Museums, dasin einem ehemaligen Nonnenkloster untergebracht ist, mit rund 80Werken des Bernsteinkünstlers Jan Holschuh (1909-2000). «Damitverfügen wir über die bedeutendste Sammlung moderner Bernsteinplastikin Deutschland», ist sich Erichson sicher. Der Bernsteintradition inRibnitz-Damgarten ist eine eigene Abteilung gewidmet. «In unsererBernsteinschleiferei können die Besucher kleine Bernsteine für fünfEuro kaufen und selbst bearbeiten», erklärt Mitarbeiterin Damaschun.

Insgesamt werden mehr als 1500 Exponate ausgestellt. Für den Umbaudes Museums stellten Bund, Land und die Stadt Ribnitz-Damgarten runddrei Millionen Euro zur Verfügung. Direktor Erichson hofft, dassschon dieses Jahr mehr als 100 000 Besucher kommen.

Ein winziger Gecko, vor über 40 Millionen Jahren in Baumharz eingeschlossen, ist am Mittwoch (05.04.2006) im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern) unter einer Lupe zu sehen. (Foto: dpa)
Ein winziger Gecko, vor über 40 Millionen Jahren in Baumharz eingeschlossen, ist am Mittwoch (05.04.2006) im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern) unter einer Lupe zu sehen. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild