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Archäologie Reste einer untergegangenen Siedlung gefunden

In Haldensleben siedelten seit der Vorgeschichte Menschen. Archäologen fanden Spuren aus der Bronze- und Eisenzeit. Im Mittelalter gab es hier eine größere Siedlung. Nun werden die Funde vorgestellt.

Von dpa 05.11.2024, 12:19
Claudia Bodenstedt legt auf einer Grabungsfläche einen Brunnen aus dem Mittelater frei
Claudia Bodenstedt legt auf einer Grabungsfläche einen Brunnen aus dem Mittelater frei Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Haldensleben - Archäologen haben Reste einer untergegangenen mittelalterlichen Siedlung in Haldensleben (Landkreis Börde) sowie Funde aus der Bronze- und Eisenzeit entdeckt. „Von besonderer Bedeutung ist ein größeres Grubenhaus, in dem über Standspuren von Webstühlen und zahlreiche Webgewichte und Spinnwirtel Textilherstellung nachgewiesen ist. Derartige Webhäuser sind charakteristisch für Vorburgareale herrschaftlicher Zentralorte dieser Zeit“, sagte Gebietsreferatsleiter Nord, Götz Alper. Die Siedlung Niendorf existierte bereits im 9./10. Jahrhundert, wie Funde zeigten.

Rauchfreies Heizen mit speziellen Öfen

In der schriftlichen Überlieferung taucht Niendorf erstmals als Niendorp Anfang des 11. Jahrhunderts auf. Auf dem Gelände wurden zwölf Grubenhäuser und zahlreiche Pfostengruben nachgewiesen. Ebenso gab es ebenerdige Gebäude. Es fanden sich Herdstellen und Reste von aufwendig konstruierten Steinspeicheröfen. Derartige Ofenanlagen erlaubten ein rauchfreies Beheizen von Wohngebäuden.

Ein Gebäude verfügte über einen Keller in Steinbauweise. Zudem wurden drei Brunnen nachgewiesen. In einem Brunnen existierte eine fünfeckige Holzkonstruktion, in der getrennt durch eine Steinpackung ein runder Flechtwerkeinbau war. Die innere Konstruktion diente wahrscheinlich der Wasserreinigung. Die Archäologen fanden zudem Kugeltöpfe aus Keramik, eiserne Messer, Bronzebeschläge, einen verzierten Knochenkamm sowie Nadeln.

Die Burg neben der Siedlung wurde bereits 2010/11 ausgegraben. Nach den dendrochronologischen Untersuchungen lag die Bauzeit in den Jahren 1076 bis 1078. Aus schriftlichen Quellen geht hervor, dass wahrscheinlich Gräfin Gertrud von Haldensleben die Burg infolge des sogenannten Sachsenaufstands gegen das salische Königshaus erbauen ließ.

Aus dem Jahr 1167 ist überliefert, dass die Burg Niendorf durch den Magdeburger Erzbischof Wichmann von Seeburg zerstört wurde. Nach der Verwüstung legte man 1181 in Niendorf eine mit Wall und Graben befestigte, etwa 35 Hektar große stadtartige Siedlung an. Sie umfasste auch das Areal der Burg und der angrenzenden älteren Siedlung. Das Fundmaterial zeigt, dass Teile dieser städtischen Siedlung bis ins 13./14. Jahrhundert existierten. 

Jahrtausende alter Siedlungsplatz

Zudem fanden die Ausgräber zahlreiche Befunde aus der Bronzezeit, vor etwa 4.200 Jahren und der Eisenzeit vor 2.750 Jahren. Neben Siedlungsgruben wurde ein Brunnen, in den ein vollständig erhaltenes Gefäß gefallen war, freigelegt. Zudem gab es zahlreiche Siedlungsfunde, wie Keramik und Tierknochen. „Den interessantesten Fund dieser Epoche stellt eine bronzene Ösenkopfnadel der Aunjetitzer Kultur dar“, sagte Alper. Aus der Eisenzeit, vor 2750 bis vor 2000 Jahren konnte unter anderem ein Kalkbrennofen freigelegt werden.

Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt begann im Mai mit den archäologischen Untersuchungen auf dem Gelände des Versandzentrums der Hermes Fulfilment GmbH in Haldensleben.