Restaurant Restaurant: «Auerbachs Keller» feiert 480-jähriges Bestehen

Leipzig/dpa. - Mephisto gehört zu «Auerbachs Keller» wie der Rattenfänger zuHameln. Und Begriffe wie Hexenküche und Verjüngungstrunk oderFassritt und Kellermeister sind aus dem Vokabular der historischenGroßgaststätte mit Eventcharakter nicht wegzudenken. Den Touristenwerden Arrangements mit Namen wie «Himmel und Hölle» oder «Mephisto'sGastpaket» geboten. Kaum ein Prominenter - gleich ob Politiker,Schauspieler oder Künstler - konnte sich in der Vergangenheit derAnziehungskraft entziehen.
Begonnen hat die Geschichte des bekanntesten Gasthofes derMessestadt 1525. Damals wurde dort urkundlich nachweisbar erstmalsBier und Wein in dem Gasthof ausgeschenkt. Namensgeber war deroberpfälzische Mediziner und Rektor der Leipziger Universität,Heinrich Stromer aus Auerbach. Er benannte den umgebauten Hof 1538nach seinem Heimatort. Der spätere Gastwirt Johann Vetzer ließ 1625die Legende Dr. Faustus an das Kellergewölbe malen, den das Volksbuch1587 als Zauberer und Schwarzkünstler beschrieb.
Von dem Bild inspiriert, nahm Goethe 1808 in seiner «Zechelustiger Gesellen» das teuflische Spiel der Höllenfigur auf undverschaffte dem Lokal damit Weltberühmtheit. Viele Bildnisse sindseitdem gefolgt. Eines ist erst 1999 dazu gekommen: Sie zeigtMilliarden-Pleitier Jürgen Schneider in Gestalt des Mephistos.Schneider hatte die Mädler-Passage saniert und war erster Chef desKellerlokals nach der Wiedervereinigung und der damit verbundenenAuflösung der HO-Gaststätten.
Für die Fans von Lokal oder schwarzer Magie gibt es zum Jubiläumzahlreiche Souvenirs. Neben einer neuen Bildermarke locken einJubiläumsstempel der Deutschen Post und ein neuer Briefmarkensatz.«Auf fünf Marken werden unter anderm Goethe, die Figuren Faust undMephisto sowie der Bachus, unser altes Hauszeichen, gezeigt», sagtLemke. Mit der Jubiläumsedition «Teufelswirtschaft» hat dasUnternehmen eine nicht alltäglich kleine Schrift veröffentlicht.
Auf Pomp zum Jubiläum will Pächter Urich Reinhardt verzichten.Vielleicht auch, weil es sein letztes Jubiläum als Betreiber seinwird. «Das für die Feier eingeplante Geld kommt zwei Projekten derStadt zugute», sagt der Meisterkoch. Der Leipziger will fürschwerstkranke Kinder spenden, zudem soll die Restaurierung derBeethoven-Skulptur von Max Klinger im neuen Bildermuseum zur Hälftemitbezahlt werden.
Neun Jahre hat der 56-Jährige das Lokal als Familienbetriebgeführt. Im kommenden Jahr ist damit Schluss. Der zehnjährigePachtvertrag läuft im April 2006 aus. Der Koch will sich nicht erneutbewerben, wie er es trotz erfolgreicher Führung tun müsste.
Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest. «Es gibt eineReihe von Bewerbern. Aber es ist zu früh, konkreter zu werden», sagteine Sprecherin der Mädler-Passage Leipzig Grundstück GmbH & Co. KG.Grund zur Sorge, dass das Traditionshaus ausgerechnet im Jahr derFußball-Weltmeisterschaft ohne Führung sein könnte, bestehe nicht.«Für Auerbachs Keller wird es immer einen Betreiber geben.