1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Reisedrama: Reisedrama: Bamberger Koma-Patient ist zurück

Reisedrama Reisedrama: Bamberger Koma-Patient ist zurück

20.09.2010, 15:04
Der Flugarzt Reiner Wagner (M) hebt mit Rettungssanitätern einen deutschen Koma-Patienten aus einem Ambulanzflugzeug am Flughafen in Nürnberg (FOTO: DPA)
Der Flugarzt Reiner Wagner (M) hebt mit Rettungssanitätern einen deutschen Koma-Patienten aus einem Ambulanzflugzeug am Flughafen in Nürnberg (FOTO: DPA) dpa

Bamberg/Nürnberg/dpa. - Vorsichtig hoben vier Sanitäter den Koma-Patienten Matthias K. in Nürnberg aus dem Flieger. Nach 20 StundenFlugzeit war der 39-jährige Mann aus Bamberg, der elf Monate in einerthailändischen Klinik behandelt wurde, zurück in Deutschland. Amspäten Sonntagabend schien er auf seiner Trage die Blitzlichter derFotografen wahrzunehmen, seine Augen bewegten sich in ihre Richtung.«Sein Zustand ist stabil, er reagiert auf Reize, ist aber nichtansprechbar», sagte seine Betreuerin am Montag. Nun wird er in einerNürnberger Intensivklinik behandelt.

Vor der Rückreise überschlugen sich die Ereignisse, wie seineBetreuerin aus dem schleswig-holsteinischen Ahrensburg schilderte.Zunächst sei sie von der thailändischen Klinik unter Druck gesetztworden. «Sie wollten ihn aus der Behandlung in ein Hospizüberweisen.» Als dann ein unter Zeitdruck organisierter Jet bereitstand, wollte die Klinik den Patienten plötzlich nicht herausrücken.«Es hat ein Missverständnis zwischen Botschaft und Krankenhausgegeben, bei der Klinik war kein Geld für die Behandlungeingegangen.»

Erst die Blitzüberweisung einer fünfstelligen Summe von derVersicherung Europ Assistance habe die Rückkehr ermöglicht. DasUnternehmen habe mit seiner weltweiten Logistik bei der Rückreise dasPatienten geholfen, ebenso wie die Nürnberger Flugambulanz FAI, dieden Jet stellte. Nicht nur die Firmen, auch viele Menschen hatten mitkleinen und großen Spenden die Rückreise möglich gemacht. NachAngaben der Stadt Bamberg waren bis Ende vergangener Woche rund 13000 Euro zusammengekommen.

Auch Liedermacher Reinhard Mey erklärte sich spontan bereit, einenfünfstelligen Betrag zu spenden. «Alle Einnahmen aus meinem Konzertin Bamberg am 1. November 2011 sollen dazu verwendet werden», zitiertihn die Stadt in einer Mitteilung. Den erwarteten Betrag wolle ervorschießen. Der Sänger kann nachfühlen, wie es den Angehörigen desKoma-Patienten geht: Sein Sohn war im März 2009 in ein Wachkomagefallen.

«Anders als von dem Medien zunächst berichtet, hat der MannAngehörige hier - aber keine ersten Grades, Kinder oder Eltern»,sagte Andrea Grodel, Sprecherin der Stadt Bamberg. Die Angehörigen,die sich auch aus der Ferne um ihn bemüht hätten, seien nicht in derLage gewesen, das notwendige Geld aufzubringen. Der Rücktransporthabe 25 000 Euro gekostet, die Klinik fordere trotz Teilstundung noch29 000 Euro. «Wir bitten daher weiter um Spenden», sagte dieBetreuerin.

Die Vorgeschichte des 39-Jährigen bleibt mysteriös. Er sei im Juni2008 aus Bamberg nach Thailand ausgewandert, sagte die Betreuerin.Was er dort das folgende Jahr gemacht habe, wisse sie nicht. Am 25.Oktober des vergangenen Jahres war er in das Hospital der Stadt HatYai gebracht worden. Er hatte sich am Flughafen schwer am Kopfverletzt und war ins Koma gefallen.

Den örtlichen Behörden zufolge war er einen Tag zu früh zu seinemFlug nach Bangkok zum Flughafen gekommen. Weil er noch nicht in dieAbflughalle durfte, soll er in die tiefer gelegene Ebene gesprungensein. Dabei zog er sich die Verletzungen zu. Zudem berichtete diePolizei in Thailand, dass der Mann an den Armen und am Hals Schnitteaufwies.

Das Krankenhaus hatte mit deutschen Behörden zunächst vergeblichnach Verwandten gesucht. Vor rund zwei Wochen hatte das Krankenhauserklärt, der 39-Jährige erwache langsam aus dem Koma, könne abernicht sprechen. Tage später begannen die Bemühungen, ihn zurück nachDeutschland zu bringen. Die Betreuerin dankte allen Spendern undBeteiligten. «Es gab so viele Schwierigkeiten, aber immer, wenn ichdachte, es geht nicht, kamen andere mit kleinen Wundern zur Rettung.»