Reinhold Beckmann wird 50 Reinhold Beckmann wird 50: Suche nach neuen «Abenteuerspielplätzen»

Hamburg/dpa. - «Jetztmache ich am 3. März eine Party mit Freunden», sagt Beckmann. «DieDevise heißt: Nicht kneifen, jetzt erst recht.»
Beckmann gehört auf Grund seiner Vita zu den wichtigstenPersönlichkeiten des deutschen Fernsehens. Sein journalistischesHandwerk hat er beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) gelernt. BeimAbonnementsender Premiere und beim Privatsender Sat.1 baute er dieSportberichterstattung mit der Fußball-Bundesliga («ran») auf und gabsomit auch vielen anderen Kollegen wie Jörg Pilawa, Lou Richter undJohannes B. Kerner ein Forum, sich auf ihre späteren Karrierenvorzubereiten.
Jetzt ist Beckmann mit seiner Montags-Talkshow und Fußball schonsieben Jahre bei der ARD zu Hause. Der Vertrag läuft bis Ende 2007.An ein Ende ist nicht zu denken, sagt Beckmann. «Denn arbeiten will ich so lange, wie es mir Spaß macht. Ich habe keine Sehnsucht wieandere Berufskollegen nach der Insel, auf die ich mich zurückziehenkann.» Sein bestes Vorbild ist da der eigene Vater, der mit 90 Jahrenim niedersächsischen Twistringen noch im familiärenFuttermittelbetrieb aktiv ist.
Beckmann, in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, hat aberauch die unternehmerischen Qualitäten des Vaters geerbt. Er hat eineeigene Produktionsfirma und stellt auch die Talkshow seines KollegenJörg Thadeusz für den rbb her. Beckmanns ARD-Karriere lief etwasschleppend an, nach einem Jahr aber waren die «Kinderkrankheiten» desTalks beseitigt, die Sendung wird seitdem ohne Publikum aufgezeichnetund ist unumstrittenes ARD-Inventar. Abstecher ins Showgeschäft wiezum Beispiel die Fußball-WM-Auslosung in Leipzig erlaubt er sichgelegentlich, aber momentan keine permanenten Reihen mehr wie zumBeispiel die «Guinness Show».
Im Rückblick eine nach Maß geschnittene Karriere? «Zwei Dingehätte ich gerne gemacht, zu denen ich in meinem Leben nicht gekommenbin», sagt Beckmann, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Hamburglebt und arbeitet. «Ich habe nie richtig im Ausland gelebt. Darumbeneide ich die Kollegen, die als Korrespondenten unterwegs sind. Undmeine Lust zur Musik habe ich aus Zeitgründen nicht richtig auslebenkönnen.» Sohn Vincent (12) aber ist auf Vaters Spuren und schon eintalentierter Schlagzeuger.
Beckmann drängt es nach «neuen Abenteuerspielplätzen» im TV. DieTalkshow ist seine Basis, Ideen für neue Formate liegen bei ihm inder Schublade. «Bedauernswert finde ich die strenge Formatierung desFernsehens», sagt Beckmann. «Es kommt zu wenig auf die Menschen an.Keiner baut mehr auf Personen und Persönlichkeiten.» Beckmannerinnert dabei an Moderatoren wie Jürgen von der Lippe mit einerSendung wie «So isses» und Hugo Egon Balder mit «Genial daneben»,Ausnahmeerscheinungen im TV.
Herausragende Köpfe, gerade im Nachwuchsbereich, sind durchmangelnden Mut und wegen des Zwanges zum Sparen mit der Lupe zusuchen. Das Fernsehen und sein Publikum, so Beckmann, würden mit derdemographischen Entwicklung der Gesellschaft automatisch älter. «Aberwarum sollen ein paar alte Säcke nicht weiter gutes Fernsehen machenkönnen?»