Agrar Erntebilanz durchwachsen: Regen sorgte für Qualitätsverlust
Bauern, die noch viel Getreide nach den Regenfällen der vergangenen Wochen einbringen mussten, spüren das in der Kasse. Bei Weizen sind es laut Bauernverband im Schnitt 480 Euro pro Hektar weniger, wenn er nur als Tierfutter taugt.
Bad Berka - Thüringens Bauern haben mancherorts in diesem Jahr statt Qualitätsweizen für Bäckereien nur Futtergetreide geerntet. „Mit jedem Tag des Regens verlor der angebaute Weizen an Qualität. Am Ende konnten viele Landwirte ihren Weizen nur noch als Futter verkaufen“, sagte der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, am Mittwoch in Bad Berka bei der Vorlage einer ersten Erntebilanz für 2023. Damit fehlten den Betrieben Einnahmen. „Das wird ein wirtschaftlich schwieriges Jahr.“ Bei Weizen sind es laut Bauernverband im Schnitt 480 Euro pro Hektar weniger, wenn er nur noch als Tierfutter taugt.
Insgesamt seien bei den bisher geernteten Kulturen nur durchschnittliche Erträge erzielt worden. Probleme hätten auch viele Biolandwirte, bei denen die Ernte oft später einsetzte. Allerdings gebe es - abhängig vom Witterungsverlauf - große regionale Unterschiede in der Erntebilanz.
Vergleichsweise gute Ergebnisse hätten die Bauern beispielsweise im Altenburger oder im Weimarer Land erzielt. Teile des Thüringer Beckens, das für gute Böden bekannt ist, hätten dagegen unter der Trockenheit im Mai gelitten und damit in einer entscheidenden Wachstumsphase für viele Pflanzen, sagte Wagner. Dieses Jahr war von Hitzeperioden mit extremer Trockenheit sowie Regenwochen teilweise mit viel Niederschlag geprägt. „Die Landwirtschaft muss klimabeständiger werden“, sagte der Präsident des Bauernverbandes. Dafür brauchten die Betriebe aber eine verlässliche staatliche Unterstützung.
Nach Angaben des Bauernverbandes wurde in diesem Jahr auf mehr als 336.000 Hektar im Freistaat Getreide angebaut. Geerntet wurden mehr als 2,3 Millionen Tonnen - rund 2,7 Prozent weniger als 2022. Die größte Bedeutung bei Getreide hatte Winterweizen mit einer Anbaufläche von etwa 188.000 Hektar und damit einem Anteil 56 Prozent. Eingefahren wurden mehr als 1,3 Millionen Tonnen Winterweizen - 6,1 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Außer bei der Winter- und Sommergerste bleibe der Getreideertrag unter dem langjährigen Niveau.
Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) bezeichnete die Ernteerträge durch die Folgen des Klimawandels als noch schwerer kalkulierbar. „Die Ernte wird zum Spielball des Klimawandels.“ Ein breites Spektrum an Anbaukulturen könnte Ausfallrisiken reduzieren. Zudem seien Vorsorgeinstrumente nötig, „damit Betriebe die wirtschaftlichen Folgen extremer Wetterereignisse besser kompensieren können“. Für Sonderkulturen wie Obst, Gemüse, Hopfen und Wein würden vom Land Ernteversicherungen gefördert, die gefragt seien.
„Diese würden wir gerne auf die Ackerkulturen erweitern. Leider verweigert der Bund hierbei weiter seine Unterstützung, ohne die es nicht geht“, äußerte die Ministerin. In anderen EU-Ländern sei das längst üblich.
Im Gegensatz zum Agrarministerium schätzte der Bauernverband die Futterversorgung für Betriebe mit Rinderhaltung als schwierig ein. Die Trockenheit im Mai und Juni habe nicht nur Getreide und Ölfrüchte, sondern auch die Futterflächen und den Mais beeinträchtigt. Der zweite Grünlandschnitt sei geringer ausgefallen als erhofft. Zudem seien Maispflanzen relativ klein geblieben. Nun werde erwartet, dass der Regen zumindest für große Maiskolben gesorgt hat. Unabhängig davon halte der Trend zu sinkenden Tierbeständen in den Betrieben an, sagte Wagner.