Raumfahrt Raumfahrt: Sonde «Cassini-Huygens» sendet klare Bilder zur Erde

Washington/Darmstadt/dpa. - «Die Auflösung ist so gut, dass man ein Fußballfeld erkennenkönnte», sagte der Kölner Geophysik-Professor Fritz Neubauer nach der Sichtung der Rohdaten im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt.
Die Doppelsonde war am Donnerstagmorgen nach fast siebenjährigemFlug und einer Strecke von 3,5 Milliarden Kilometern in einem höchst präzisen Manöver zwischen zwei rund 20 000 Kilometer voneinander entfernten Saturnringen hindurch geflogen. Damit erreichte sie als weltweit erstes Raumfahrzeug eine Umlaufbahn um den Saturn.
«Cassini»-Programmdirektor Robert Mitchell sprach von einer«überglücklichen» Stimmung. Der Zustand der Doppelsonde sei nachzweimaligem Durchfliegen des Ringsystems «perfekt». Es habe nicht einen einzigen Alarm in einem der Systeme der Sonde gegeben und keinerlei Hinweis auf eine falsche Aktivität.
«Cassini-Huygens» soll den zweitgrößten Planeten unseresSonnensystems in den kommenden vier Jahren insgesamt 76 Malumkreisen. Mit der Ankunft ist der erste Teil der amerikanisch-europäischen Raummission erfolgreich gewesen.
Die vorliegenden 60 Fotos, die unter anderem auch den Saturn-Mond «Pan» zeigen, sind nach Ansicht von Neubauer vielversprechend. «Die Daten werden sicherlich neue Theorien über die Entstehung der Saturn-Ringe ermöglichen», sagte Neubauer.
Bei der ESOC feierten die Wissenschaftler die erste gelungeneEtappe der Mission. «Aber das Schönste kommt erst noch», sagte Gaele Winters, Technischer Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), mit Blick auf den Abwurf der europäischen Lande-Einheit «Huygens» auf den Saturn-Mond Titan. «Huygens» soll am 25. Dezember ausgeklinkt werden und Mitte Januar 2005 auf dem größten der 31 bekannten Saturn-Monde landen. «Sie können sich vorstellen, wie wiruns dieses Jahr auf Weihnachten freuen», sagte Winters.
Als das erste Bestätigungssignal der «Cassini» die Erde erreichte,klatschten und jubelten die Wissenschaftler im NASA-Kontrollzentrumin Pasadena. Die letzten Manöver galten als sehr riskant. Die Sondemusste sich um ihre eigene Achse drehen, damit sie mit der vier MeterDurchmesser großen Antenne als Schutzschild gegen Weltraumpartikeldurch die Lücke zwischen den äußeren Saturnringen hindurchfliegenkonnte. Danach folgte eine erneute Drehung für ein Bremsmanöver. DieSonde raste zu diesem Zeitpunkt mit einem Tempo von mehr als 100 000Stundenkilometer auf den Planeten zu. Hätte das Manöver nichtfunktioniert, wäre die Sonde ziellos ins Weltall hinaus geschossen.
Noch vor Abschluss des 96 Minuten langen Bremsmanövers kam die 6,7Meter lange und vier Meter breite Sonde bis auf 20 000 Kilometer andie minus 139 Grad Celsius kalte Oberfläche des Saturns heran; so nahwie nie wieder in den kommenden vier Jahren ihrer Mission.
An dem 3,3 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) teurenGemeinschaftsprojekt arbeiten 250 Mitarbeiter aus den USA und 17europäischen Ländern mit. Für die Raumfahrt gilt die Mission auch alsPrüfstand für große Sonden mit mehreren Forschungsgeräten an Bord.
