Raumfahrt Raumfahrt: Frau aus Hagen will als erste Deutsche ins All

Hagen/dpa. - Den irritierten Blick der Zuhörer kennt sie schon. Wenn Sonja Rohde aus dem westfälischen Hagen von ihren Reiseplänen erzählt, sind große Augen der Regelfall. Kein Wunder, hat sie dochfür ihre 120-Kilometer-Reise im Jahr 2009 bereits 200 000 Dollar(rund 145 000 Euro) hingeblättert. Von Hagen aus liegen in dieser Entfernung etwa so sehenswerte Städte wie Aachen oder Koblenz. Das Reiseziel der hübschen Frau mit den langen blonden Haaren findet man allerdings nicht auf einer gewöhnlichen Landkarte - sondern 120 Kilometer hoch über den Wolken. Sonja Rohde, 31, Diplomkauffrau, will ins Weltall fliegen als erste deutsche Weltraumtouristin.
«Ein bisschen fühlt es sich immer noch an wie ein Traum», sagt sie lächelnd. Das war es für sie auch lange Zeit. Schon als Kind wollte Rohde zu den Sternen fliegen, ist im Sandkasten als «Captain Future» in ihrem imaginären Raumschiff durch das Weltall gedüst. «Die Vorstellung von unendlichen Weiten, das war für mich der Inbegriff von Freiheit und Abenteuer, Astronautin der absolute Traumberuf.» Doch anstatt nach dem Abitur in einen Raumanzug zu steigen, erfüllte sie den Wunsch der Eltern und studierte Betriebswirtschaftslehre. Als einziges Kind sollte sie einmal den Familienbetrieb übernehmen, einmittelständisches Unternehmen.
«Ich hatte gelesen, dass ab dem Jahr 2050 auch Privatpersonen inden Weltraum fliegen können», erzählt sie. «Da habe ich gedacht:Toll, dann kann ich das wenigstens als zahnlose Oma erleben.» Ihr«Traum von der Schwerelosigkeit» sollte aber viel früher in greifbareNähe rücken. Auf einer Safari in Afrika. Im Jahr 2005 lief sie dortjemandem in die Arme, der noch viel weltraumverrückter ist als sieselbst: Sir Richard Branson, britischer Milliardär und Boss von«Virgin Galactic», einem Unternehmen, das von 2009 an ganz normaleTouristen mit dem Raumschiff «SpaceShipTwo» ins Weltall schießenwill.
«Wir haben zufällig in der gleichen Lodge gewohnt und zusammen zuAbend gegessen», berichtet Rohde. Bei afrikanischer Suppe undSchokoladekuchen erzählte Branson der begeisterten Hagenerin vonseinem Weltraum-Projekt. «Ich habe sofort gefragt, ob ich auchmitmachen kann.» Branson habe daraufhin sein Handy gezückt, bei«Virgin Galactic» angerufen und für sie einen Platz reserviert füreine Reise in den Weltraum. «Als er mir dann sagte, dass das Ganze200 000 Dollar kostet, musste ich erstmal schlucken.» Zurück in Hagenhabe sie «hin und her überlegt» - und sich schließlich für dieWeltraumreise entschieden.
«Ich verfüge von Haus aus über ein gewisses Budget, habe all meineNotreserven zusammengekratzt, dazu noch einen Kredit aufgenommen unddas Geld überwiesen», erzählt sie. Damit gehörte sie zu den«Foundern», den ersten 100 Kunden von «Virgin Galactic», zu denenauch Prominente wie Brad Pitt, Angelina Jolie, John Travolta und derWissenschaftler Stephen Hawking zählen sollen. Wenn alles klappt,sind sie die ersten, die 2009 - jeweils zu sechst - ins Weltallfliegen werden. Für eine Viertelstunde.
«Das hört sich erstmal kurz an, aber in dieser Zeit erlebe ichalles, was ich mir immer gewünscht habe: die Beschleunigungskräftedes Raketenantriebs, Schwerelosigkeit, die unendlichen Weiten. Ichkann 1000 Meilen weit in jede Richtung blicken, werde die Sonne undden Mond, die Sterne und die Erde gleichzeitig sehen», schwärmtRohde.
Um sich auf den Trip vorzubereiten, hat Sonja Rohde im Aprilbereits ein dreitägiges Schwerelosigkeitstraining am Kennedy SpaceCenter in Florida absolviert. Im September steht einZentrifugentraining in Philadelphia an.