Rauchen Rauchen: New Yorks Bars bald «nikotinfrei»

New York/dpa. - Das Magazin «The New Yorker» hat die «nikotinfreie Zukunft» in einem Cartoon vorempfunden: Ein junges Pärchen sitzt in einer schummerigen Bar und er sagt zu ihr: «Wollen wir zu mir gehen - auf eine Zigarette?» Zum Ärger der Raucher und zur Begeisterung ihrer Gegner wird die Szene schon bald zur Realität New Yorks gehören. Bürgermeister Michael Bloomberg, der sich vor 20 Jahren seine letzte Zigarette ansteckte, hat dem Stadtrat eine Verordnung vorgelegt, die in den mehr als 13 000 Bars, Spielhallen, Cafés und privaten Clubs der größten Stadt Nordamerikas das Rauchen unter Strafe stellt.
Die Zustimmung der Abgeordneten noch im Herbst gilt als sicher. «Die New Yorker Bar war die letzte große Raucher-Bastion, doch die fällt nun», freut sich Diane Maple, Sprecherin des Amerikanischen Verbandes für den Kampf gegen Lungenkrankheiten. Auch andere Großstädte würden sich dem Beispiel anschließen.
Im öffentlichen Bewusstsein der Amerikaner war der «Big Apple» schon immer Symbol einer gewissen Lasterhaftigkeit, die irgendwie mit dem Rauchen einherging. Sah man nicht Frank Sinatra und Doris Day im Kino, wie sie in New York sündigten und herumpafften? Qualmte es nicht gewaltig, wenn Leute wie Janis Joplin und Jimi Hendrix in den Kneipen des Greenwich Village Feten feierten?
«Wenn wir es dort schaffen», sagen die Kämpfer gegen den blauen Dunst in Anspielung auf ein berühmtes New-York-Motto, «dann schaffen wir es überall.» Das große Ziel ist ein US-weites Rauchverbot in öffentlich zugänglichen Räumen, einschließlich Büros, Bars und Hotels, wie es die Bundesstaaten Kalifornien und Delaware längst praktizieren.
Wochenlang waren die Späher des New Yorker Gesundheitsamtes unterwegs. In Dutzenden von Kneipen und Nachtclubs stellten sie ihre Messgeräte auf. «Die Luft in einer typischen New Yorker Bar», argumentierte der Bürgermeister bei der Vorlage des Verbotsantrags, «ist viel gefährlicher als die im Holland Tunnel zur Hauptverkehrszeit.»
Seinen Feldzug hatte Bloomberg schon bald nach dem Amtsantritt zu Beginn des Jahres mit einer kräftigen Erhöhung der Tabaksteuer gestartet. Inzwischen kostet eine Packung Zigaretten in New York City 8,50 Dollar (8,80 Euro), so viel wie nirgendwo sonst in den USA. Trotz der Preissteigerung rauchen die New Yorker nicht weniger. Sie lassen sich ihre Zigaretten großteils aus Tabak-Bundesstaaten wie Virginia und North Carolina für drei Dollar pro Schachtel schicken. Auch Indianer-Reservate auf Long Island, die Steuerfreiheit genießen, sind zu Großversorgern der City-Paffer geworden. Bestellt wird per Internet, Lieferung frei Haus.
Für Bloomberg ist der Kampf gegen den blauen Dunst trotz leerer Stadtkassen jedoch keine Frage des Budgets, sondern der Moral. Dass Nikotin-Junkies sich zu Tode rauchten, sei schlimm genug. Wenn sie aber öffentlich Passivraucher mit in den Abgrund rissen, höre es mit der Freiheit auf. Meinungsumfragen geben ihm recht. Viele New Yorker würden «Bloomy» allein schon dafür wiederwählen.
Der Vereinigung der Restaurant-Besitzer hilft es nicht, dass sie den Verlust von Arbeitsplätzen durch eine Pleitewelle bei den kleinen Bars und Kneipen an die Wand malt. Diese seien nach einem Rauchverbot für alle größeren Gaststätten seit 1995 die letzten «gastronomischen Nikotin-Inseln der Stadt». Bloomberg kontert mit einem Argument, das manche für zynisch halten: «Die Erfahrungen von Kalifornien haben gezeigt, dass die Umsätze mit Alkohol nach dem Rauchverbot in den Bars gestiegen sind.»