Bremer Krise Ratlos und ersatzgeschwächt: Werder taumelt vor Wolfsburg
Der Auftritt in Bielefeld ist ein Tiefpunkt. An der Weser herrscht Krisenstimmung. Und nun drohen auch noch weitere Ausfälle.

Bremen - Mehr als eine halbe Stunde lang redete Werder-Coach Ole Werner vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg über die angespannte Situation bei Werder Bremen. Wirklich schlauer, warum die Grün-Weißen nach einer starken Hinrunde im Jahr 2025 völlig den Faden verloren haben und am Dienstag auch noch im Viertelfinale des DFB-Pokals beim Drittligisten Arminia Bielefeld ausschieden, war danach aber niemand.
Erneut war viel von Problemen innerhalb der Mannschaft die Rede, die konkret aber wieder nicht benannt wurden. Es scheint, als stünden Spieler und Verantwortliche an der Weser derzeit selbst fassungslos vor der nun schon seit Wochen anhaltenden Negativspirale. Immer klarer wird, dass es an der Weser im Sommer einen Umbruch geben muss.
Umbruch versäumt
Schon vor der Saison hatte Werner gesagt, dass der weitgehend unverändert gebliebene Kader auf der einen Seite ein Vorteil sein könne, weil im Team die Abläufe und Mechanismen bekannt sein. Gleichwohl könne sich aber auch negativ auswirken, dass es keine Fluktuation und keinen frischen Wind im Kader des Fußball-Bundesligisten gegeben habe, der seit dem Aufstieg vor drei Jahren zusammengeblieben ist.
„Wir haben eine gewisse Struktur, die wir schon seit zweieinhalb Jahren haben“, erklärte Werner vielsagend. „Die Themen sind schon seit zweieinhalb Jahren da. Die kommen immer mal wieder auf, wenn die Ergebnisse ausbleiben.“
Nach dem 0:5-Debakel beim SC Freiburg vor einer Woche hatte Werner öffentlich den Zusammenhalt im Team angeprangert. Die Defensive würde mit dem Finger auf die Offensive zeigen, die Angreifer wiederum auf die Verteidiger. So könne man in der Bundesliga kein Spiel gewinnen, es müsse wieder eine Einheit auf dem Platz stehen.
Werner-Worte ohne Wirkung
Klare Worte, die an den Spielern allerdings wirkungslos abprallten. Anders ist der über weite Strecke leblose und desolate Auftritt in Bielefeld nicht zu erklären. Der DFB-Pokal war das große Ziel, die Aussicht auf den Einzug ins Finale von Berlin das, was das Team zusammenhielt. Seit Dienstag ist all das futsch, hergeschenkt durch einen unerklärlich leblosen Auftritt auf der Alm, der viele Fragen aufwirft.
Die sonst so treuen Fans wendeten sich nach dem Offenbarungseid erstmals von der Mannschaft ab. Eine brandgefährliche Tendenz. Bei Borussia Mönchengladbach erlebten sie im vergangenen Jahr eine ähnliche Situation. Das Aus beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken sorgte für eine Spaltung zwischen Anhängern und Spielern und riss den Traditionsverein vom Niederrhein fast in den Abgrund. Nur mit großer Mühe konnte der Abstieg verhindert werden.
Den Bremern droht Ähnliches. Das einzig Positive ist, dass Werder 15 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat und ein Abstieg damit nahezu ausgeschlossen ist. Doch um die Stimmung am Osterdeich nicht noch weiter kippen zu lassen, ist am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Wolfsburg zwingend eine Reaktion notwendig.
Personalsorgen vor Wolfsburg
„Wir müssen geschlossen und kämpferisch auftreten“, sagte Werner. Allerdings gesellen sich zur sportlichen Krise nun auch noch Personalsorgen hinzu. Marvin Ducksch, Marco Friedl und Romano Schmid fallen auf jeden Fall aus. Hinter den Einsätzen von Michael Zetterer, Marco Grüll und Skelly Alvero stehen noch Fragezeichen. Das Trio plagt sich mit Erkältungen herum.
Nach der Niederlage in Bielefeld hatte Routinier Leonardo Bittencourt heftige Kritik am Zustand der Mannschaft geübt. Werner sah darin kein Problem. Er forderte aber ein Zeichen auf dem Platz. „Es ist nicht damit getan, Dinge anzusprechen. Es kommt auf die Reaktion an“, sagte der 36-Jährige. „Reden können wir alle viel. Es kommt darauf an, was man auf dem Platz sieht. Und es ist de facto so, dass man aktuell zu wenig sieht.“