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Public Viewing zur WM 2014 Public Viewing zur WM 2014: Die Welt hinter den Großbildleinwänden

Von Dörthe Hein 09.06.2014, 07:54
Auch in Magdeburg wird aufgebaut. Pünktlich zur WM sollen in allen Städten mehrere Großbildleinwände die Spiele der deutschen Mannschaft zeigen.
Auch in Magdeburg wird aufgebaut. Pünktlich zur WM sollen in allen Städten mehrere Großbildleinwände die Spiele der deutschen Mannschaft zeigen. dpa Lizenz

Magdeburg/Berlin - Überlebensgroße Fußballspieler statt welcher im Hosentaschenformat: Bald werden wieder Hunderttausende gemeinsam vor Großbildleinwänden feiern, jubeln und trauern. Damit das Spektakel funktioniert gibt es Menschen wie Dirk Roswandowicz. Der 42-Jährige steht in einer Lagerhalle in Magdeburg, irgendwo werkelt ein Mitarbeiter. Vor dem Firmenchef läuft auf einer zehn Quadratmeter großen LED-Wand ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Ringsherum stehen gut sortiert blaue, schwarze, rote und grüne Kisten mit den verpackten LED-Modulen. Man wartet nur auf die Roadies. Kurz vor der WM in Brasilien wird die Technik lastwagenweise fortgefahren - dorthin, wo Deutschland in den kommenden Wochen feiert.

Derzeit ist Hochzeit für die Vermieter der riesigen Leinwände. Für Deutschlands größte Fanmeile in Berlin fährt das Unternehmen XL Video mit Sitz in Osteinbeck bei Hamburg zwölf Wände mit zusammen rund 400 Quadratmetern auf. Dabei sind nicht nur Wände, die drei Tage lang aufgebaut werden müssen, sondern auch Trucks mit LED-Technik. „Public Viewing ist für uns im Juni und Juli schon ein wichtiges Thema“, sagt XL-Video-Geschäftsführer Denis Papin. Da Fußball mit Europa- und Weltmeisterschaften nur alle zwei Jahre eine so große Rolle spielt, verdienen die großen Leinwandverleiher ihr Geld hauptsächlich mit Veranstaltungen für Unternehmen, statten Konzerte aus, Sportevents oder Filmfestivals.

Dirk Roswandowicz war einer der frühen Gründer in der Branche. Als BWL-Student startete er 1995 sein Unternehmen Screen Rent, das heute pro Jahr 250 Veranstaltungen von Sport über Messen, von Konzerten zu Filmfesten mit LED-Großbildwänden ausstattet. Anfangs lieh er sich noch Leinwände, um die weiterzuverleihen. Heute besitzt er selbst 900 Quadratmeter. Die Module können nach Kundenwunsch beliebig groß und für den Indoor- oder Outdoor-Einsatz zusammengesetzt werden.

Von den großen Anbietern gibt es deutschlandweit nur etwa eine Handvoll. Dazu gehört auch die Production Resource Group AG (PRG) mit Sitz in Hamburg, die zuletzt den Eurovision Song Contest ausstattete. Zehn große Veranstaltungen beliefere PRG zur Fußball-WM, die größte sei auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg. Dort wird laut einer Unternehmenssprecherin eine knapp 92 Quadratmeter große LED-Wand aufgebaut, bis zu 70 000 Zuschauer werden erwartet. „Public Viewing hat sich seit der Heim-WM durchgesetzt“, sagt eine PRG-Sprecherin.

Das Sommermärchen im Deutschland 2006 hat zusammen mit der Weiterentwicklung der Video-Technik dafür gesorgt, dass die Massen nicht mehr im Garten oder im heimischen Wohnzimmer Fußball schauen, sondern immer mehr in Parks und auf Plätzen. Es gibt die großen, unangefochtenen Riesen-Public-Viewings wie in Berlin, Hamburg oder München. Aber die großen Verleiher beobachten auch: „Es gibt viele kleine Veranstaltungen. Sehr viele lokale Dienstleister haben sich selbst Wände angeschafft“, sagt Denis Papin. Vor zehn Jahren habe ein Quadratmeter Outdoor-Wand noch 20 000 Euro gekostet, inzwischen seien es 3000. Da fielen die Transportkosten, die Anreise- und Übernachtungskosten für die Techniker immer stärker ins Gewicht.

„Den Megahype, bei dem 200 000 Menschen zusammenkamen, gibt es nicht mehr“, meint Dirk Roswandowicz. Der Trend gehe aus seiner Sicht zu Veranstaltungen mit 500 bis 2500 Leuten. Mieten könne grundsätzlich jeder. Der Preis für eine 10-Quadratmeter-Wand für den Gesamtzeitraum der Fußball-WM beginnt bei Screen Rent laut Roswandowicz bei 15 000 Euro, hinzu kommen der Transport und die Techniker. (dpa)

Testen vor dem Ernstfall: Techniker prüfen in Magdeburg die Bildqualität.
Testen vor dem Ernstfall: Techniker prüfen in Magdeburg die Bildqualität.
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Der Trend geht zu kleineren Public-Viewings. Die Riesen-Fanmeilen wie hier 2010 sind Auslaufmodelle.
Der Trend geht zu kleineren Public-Viewings. Die Riesen-Fanmeilen wie hier 2010 sind Auslaufmodelle.
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