Prozessurteil Prozessurteil: Hohe Strafen für mörderische Satanisten
Bochum/dpa. - Dazumeinte der Richter: «Es ging in diesem Prozess nicht um Satanismus.(...) Lässt man sich von der Verpackung nicht blenden, ist dasMystische weg. Was bleibt, ist ein gemeines Verbrechen.»
Der 26-jährige Daniel und seine drei Jahre jüngere Ehefrau ManuelaRuda wirkten wie schon im gesamten Prozessverlauf eiskalt. Weder dervielleicht lebenslange Aufenthalt in der Psychiatrie noch diezusätzlich ausgesprochenen langjährigen Haftstrafen, die einefrühzeitige Entlassung in die Freiheit verhindern, brachten dasEhepaar aus der Fassung. Eher mürrisch und gelangweilt stellten siesich nach fast einstündiger Urteilsbegründung dem Blitzlichtgewitterder Fotografen. Mit den Worten «Ich sag nichts» beendete Daniel Rudaseinen Auftritt.
Die sichtlich angespannte Mutter des Opfers brachte kaum ein Worthervor. Richter Kerstingtombroke hatte noch einmal das schlimmeVerbrechen an ihrem 33 Jahre alten Sohn geschildert. «Ich kann jetztnichts sagen. Ich muss das erst einmal mit meinem Mann besprechen»,sagte sie und verließ den Gerichtssaal durch einen abgeschirmtenNebenausgang. «Sie hatte die Urteilsverkündung persönlich verfolgenwollen, weil sie es ihrem Sohn schuldig war», sagte ihr Anwalt.
Wortreicher als die verurteilten Satanisten und die Angehörigendes Opfers traten der Richter und die Verteidiger auf. DerVorsitzende ließ zunächst seinem Unmut über die Sensationslusteiniger Medien freien Lauf und schob dann das Wort Satanismus als«mystisches Brimborium» beiseite.
Das Gericht schloss sich den Gutachtern an: «Das waren keineechten Wahnvorstellungen. Das waren selbst zurecht gezimmerteGebilde, und damit sind sie auch nicht schuldunfähig», sagteKerstingtombroke. Es komme überhaupt nicht darauf an, was dieAngeklagten geglaubt hätten, sondern, ob sie hätten anders handelnkönnen, zitierte er die Gutachter.
Anschließend versuchte der Richter mit Vorurteilen in derBevölkerung aufzuräumen. «Wenn die öffentliche Meinung sagt, nachzwei Jahren sind die sowieso wieder draußen, ist das ein Irrglaube.»Dies hätten auch die Gutachter bereits festgestellt.
Mit Blick auf die Verurteilten, die ihre Anhängerschaft zumSatanskult auch am letzten Prozesstag mit ihrem schwarzen Outfit nocheinmal demonstrierten, sagte der Richter: «Mit der Inszenierung istSchluss. Jetzt kommt in der Psychiatrie das graue Einerlei.».
Zunächst sind jedoch noch die Verteidiger mit ihrer angekündigtenRevision am Zuge. So lange das Urteil nicht rechtskräftig ist,bleiben die Rudas in Untersuchungshaft. «Die Begründung des Gerichtshat uns nicht überzeugt», sagte Manuela Rudas Verteidiger SiegmundBenecken. Der Verteidiger glaubt, dass seine Mandantin schuldunfähigist und lediglich in die Psychiatrie eingewiesen werden könne.