Prozesse Prozesse: Nürnberger Ehepaar ist offizieller «Ötzi»-Finder
Nürnberg/Bozen/ddp. - Der Nürnberger Helmut Simon ist vom italienischen Landesgericht in Bozen in Südtirol als Finder der Gletscherleiche «Ötzi» anerkannt worden. Damit haben der 65-Jährige und seine Ehefrau Erika nach fünfeinhalbjährigem Rechtsstreit einen Teilsieg errungen, teilte der Nürnberger Rechtsanwalt Georg J. Rudolph am Dienstag mit. Das Ehepaar hatte die gut erhaltene Mumie im September 1991 bei einer Wanderung am Similaun-Gletscher im Eis gefunden. Allerdings ist noch unklar, ob das Land in Berufung gehen wird.
Das Landesgericht hatte erklärt, dass Helmut Simon «der Finder der Gletscherleiche» und weiterer Ausrüstungsgegenstände von «Ötzi» ist. Die Autonome Provinz Bozen wurde «in Person des Landeshautmannes» zur Übernahme der Verfahrenskosten und bisher angefallener Auslagen in Höhe von rund 11 000 Euro verurteilt. Doch das Geld fließt erst, wenn Landeshauptmann Luis Durnwalder den Urteilsspruch annimmt. Vorher müsse jedoch erst die Urteilsbegründung abgewartet werden, sagte die Bozener Anwältin Renate Guggenberg auf ddp-Anfrage. Dies könne noch rund zwei Wochen dauern.
Eine Verfahrensdauer von fünf Jahren und mehr sei für einen solchen Prozess nichts Außergewöhnliches, sagte Guggenberg. Schließlich sei die Rechtslage in Italien anders als in Österreich oder Deutschland. «Wir bestreiten, dass Herr Simon der Finder im Sinne des Denkmal- und Kulturschutzgesetzes ist», betonte die Anwältin. Der Urteilsspruch solle nun dahingehend geprüft werden, ob es sich bei dem «Ötzi»-Entdecker nicht nur um einen «sonstigen Finder» handele. Denn an «Finder nach dem Kulturschutzgesetz» würden besondere Auflagen gestellt, um anerkannt zu werden: Er müsse beispielsweise den Fund vor der Zerstörung durch Witterungseinflüsse schützen und sofort die zuständigen Stellen einschalten.
Diese Argumentation ist nach Ansicht von Anwalt Rudolph «Haarspalterei und Erbsenzählerei». Seine Mandanten hätten nach dem Fund «getan, was getan werden muss». Guggenbergs Argumente seien in der Vergangenheit bereits mehrfach «durchgekaut» worden. Die Provinzregierung versuche nur, das Ehepaar beim Marsch durch die Instanzen «auszuhungern».
Rudolph will die Öffentlichkeit nun für das seiner Meinung nach begangene Unrecht an Helmut und Erika Simon sensibilisieren: «In Südtirol sind die Touristen nur als Geldbringer willkommen und sollen ansonsten brav den Mund halten», empört sich der Anwalt. Während seine Mandanten südlich der Alpen als «gierige Deutsche» verunglimpft würden, scheffelten die Südtiroler mit der Vermarktung der Mumie weltweit Geld.